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Die Gerechten

Die Gerechten

Titel: Die Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bourne
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aus dem Gefängnis freibekommen. Also ging ich … zu Howard.«
    Ohne hinzuschauen, kritzelte Will in sein Notizbuch: Tränen in den Augen.
    »Ich wollte das Einzige verkaufen, was ich besaß.« Jetzt weinte sie wirklich. »Ich konnte zuerst gar nicht reingehen. Hab mich im Dunkeln rumgedrückt und gezögert. Howard Macrae sah mich. Ich glaube, er hatte einen Besen in der Hand und fegte. Er fragte mich, was ich wollte. ›Kann ich dir helfen?‹ – so ähnlich. Ich sagte ihm, was ich wollte. Ich sagte ihm, warum ich das Geld brauchte. Ich wollte nicht, dass er dachte … Sie wissen schon.
    Und da tat dieser Mann, den ich noch nie gesehen hatte, etwas ganz Merkwürdiges.«
    Will beugte sich vor.
    »Er drehte sich um und marschierte in das … Haus, und ich nehme an, es war sein Zimmer, in das er ging. Er schloss es auf und fing sofort an, das Bett abzuziehen.«
    »Das Bett abzuziehen?«
    »Ja. Zuerst hatte ich Angst; ich wusste ja nicht, was er mit mir vorhatte. Er faltet das Bettzeug zusammen, legt es in einem Stapel auf das Bett und fängt mit dem Nachttischchen an. Stellt es zurecht. Zieht den Stecker aus dem CD-Player, nimmt seine Uhr ab. Tut alles auf den Haufen. Und dann fängt er an, den ganzen Aufbau zur Tür hinauszuschieben, und scheucht mich zur Seite. Das Bett ist eins von diesen teuren, groß und mit richtig guter Matratze, so ein feines Modell eben. Es ist schwer, aber er schiebt und zerrt, bis er es draußen hat. Und dann lässt er die Klappe an seinem Pickup herunter, einem vergammelten alten Ding, und wuchtet das Bett mitsamt Kissen und Decken hinten auf die Ladefläche. Und dann den ganzen Rest. Ich schwöre Ihnen, ich hatte keine Ahnung, was der Mann vorhatte. Dann dreht er das Fenster herunter und sagt, ich soll um den Block und zur Ecke Fulton Street gehen. ›Wir treffen uns da in fünf Minuten‹, sagt er.
    Völlig ratlos gehe ich um den Block, wie er es gesagt hat, und da steht der Truck vor einer Pfandleihe. Und Howard Macrae zeigt auf das Bett, und dann kommen Männer aus der Pfandleihe, nehmen es herunter, und der Boss gibt Macrae Geld. Und ehe ich mich versehe, gibt Macrae dieses Geld mir.«
    »Ihnen?«
    »Ja. Sie haben richtig gehört. Es war so merkwürdig. Er hätte mir ja einfach ein paar Scheine geben können. Aber nein, er macht diese aufwändige Sache, als ob er alle seine weltlichen Güter verkaufte, oder so. Und ich werde nie vergessen, was er dabei sagte: ›Hier ist ein bisschen Geld. Hol deinen Mann aus dem Knast – und werde keine Nutte.‹ Ich hab auf ihn gehört. Ich hab die Kaution bezahlt, und ich hab niemals meinen Körper verkauft, niemals. Dank diesem Mann.«
    Von der Haustür kam ein Geräusch. Will drehte sich um. Er hörte Stimmen: drei oder vier kleine Kinder und ein Mann.
    »Hi, Honey.«
    , »Will, das ist mein Mann Martin. Das sind meine Töchter Davinia und Brandi, und das ist mein Junge – Howard.« Letitia ermahnte ihn mit einem Blick zum Schweigen. »Martin, der Mann kommt von der Zeitung. Ich bringe ihn gerade zur Tür.«
    In der Haustür flüsterte Will: »Ihr Mann weiß nichts davon?«
    »Nein, und ich hab auch nicht vor, es ihm zu erzählen. Kein Mann sollte so etwas von seiner Frau wissen.«
    Will wollte entgegnen, er sei anderer Ansicht: Die meisten Männer waren sicher geehrt, wenn ihre Frau zu einem solchen Opfer bereit wäre. Aber er hielt den Mund.
    »Trotzdem heißt sein Sohn Howard.«
    »Ich hab ihm gesagt, das sei immer schon mein Lieblingsname gewesen. Ich kenne den wahren Grund, und das genügt. Howard ist ein Name, den der Junge mit Stolz tragen kann. Ich sage Ihnen, Mr. Monroe, und der Herr ist mein Zeuge: Der Mann, den sie gestern Nacht umgebracht haben, mag an jedem Tag seines Lebens, den Gott ihm geschenkt hat, gesündigt haben – aber er war der gerechteste Mann, den ich je gesehen habe.«
     

5
    SAMSTAG, 21.50 UHR, BROOKLYN
    Am Abend in der Küche, wo sie immer miteinander sprachen, folgte Will dem eingespielten Rhythmus ihres Zusammenseins: Beth kochte Pasta, und er folgte ihr und spülte jeden Topf, jeden Löffel ab, wenn sie ihn benutzt hatte. Das war eine raffinierte Strategie, fand er: Vorausplanend verhinderte man so, dass nach dem Essen ein Berg Geschirr abgewaschen werden musste. Er erzählte ihr, was er im Laufe des Tages erlebt hatte.
    »Der Kerl ist ein mieser Zuhälter, aber als er diese Frau in Not sieht, verkauft er seinen persönlichsten, seinen elementarsten Besitz, um ihr zu helfen. Einer Frau, die er nicht mal

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