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Die Gerechten

Die Gerechten

Titel: Die Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bourne
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ja, wo. Okay? Ist Ihnen das klar?«
    »Die Antwort ist nein. Ich habe noch keinen von denen jemals gesehen. Der Mann, den ich gesehen habe, hatte Augen, die man nicht mehr vergisst.«
    »Sie sind absolut sicher, Mrs. Perez?«
    »Ja. Er hatte dem armen Mr. Bitensky die Hände um den Hals gelegt, und er sah mich mit diesen Augen an. Mit diesen schrecklichen Augen …«
    »Es ist okay, Mrs. Perez. Bitte regen Sie sich nicht auf. Jeannie, Sie können Mrs. Perez nach Hause bringen. Danke sehr. Und jetzt bitte Mrs. Abdulla.«
    Will blieb die gefürchtete Begegnung mit seinem Vater erspart. Zwanzig Minuten nach der Gegenüberstellung kam Fitzwalter zu ihm.
    »Wieder eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte Nachricht für mich ist, dass zwei Augenzeugen aussagen, Sie waren nicht der Mann, den sie in Mr. Bitenskys Apartment gesehen haben. Eine Frau hat Sie aber doch erkannt. Sie sagt, Sie hätten zum Zeitpunkt der Tat vor dem Haus gestanden. Die gute Nachricht für Sie lautet deshalb: Ich muss Sie laufen lassen. Einstweilen.«
    Weitere Formulare mussten ausgefüllt werden, und dann war Will wieder auf freiem Fuß. Als Erstes schaltete er sein Handy ein, und sofort zeigte es eine neue Voicemail-Nachricht an: TC hatte angerufen.
    »Hi. Wie ich’s vorausgesehen hab: Ich bin verhaftet, und sie befragen mich über den Mord an Mr. Pugachov. Anscheinend wurde er aus nächster Nähe erschossen. Ist das zu fassen? In meinem Apartment. Dieser nette, freundliche Mann. Und das alles nur wegen … Was? O Gott, es tut mir Leid. Sorry, Will, aber das war Joel Brookstein. Erinnerst du dich an ihn? Er war an der Columbia, und er hat sich bereit erklärt, mich als Anwalt zu vertreten. Er sagt, ich soll den Mund halten. Sag mir, wo du bist und was los ist. Ich weiß nicht, ob sie mir erlauben, dieses Telefon eingeschaltet zu lassen.« Ihre Stimme klang plötzlich fern, als rede sie über die Schulter. »Ja, ich komme! Einen Augenblick noch. Will, ich muss Schluss machen. Ruf mich an, sobald du kannst. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Ihre Stimme oszillierte hin und her zwischen TC und Tova Chaya. Während er ihr noch zuhörte, ertönte ein Signalton. Eine SMS. Er drückte auf die Tasten.
    Paul, sortiere die Buchstaben von Hirte Korn! (1, 7, 29).
    Im Bombardement der letzten paar Stunden hatte Will das SMS-Phantom ganz vergessen. Im Hinterkopf verband er die Nachrichten weiterhin mit Josef Jitzhok, obwohl inzwischen klar war, dass er nicht der Absender gewesen sein konnte. Diese neueste SMS war der endgültige Beweis: Jemand anderes hatte die verschlüsselten Hinweise geschickt. Aber wer?
    Die Bedeutung dieser Nachricht war fast mit Händen zu greifen; so kam es ihm jedenfalls vor. Die achtundvierzig Stunden währende Kommunikation mit diesem Mann hatte ihm ein Gefühl dafür gegeben, wie dessen Denken funktionierte. Kreuzworträtselsüchtigen ging es sicher genauso, dachte Will: Nach einer Weile dachten sie sich ganz in den Rätselmacher hinein.
    Und auch das hier schien wieder ein ganz ähnliches Rätsel zu sein. Die buchstäbliche Bedeutung der Worte war ganz sicher irrelevant. TC hatte ihm gezeigt, wie diese Hinweise funktionierten: Ein Teil enthielt Anweisungen zum Umgang mit dem Rest. Aber wer war Paul? Und enthielt die Lösung wirklich ein Wort mit neunundzwanzig Buchstaben?
    Er würde mit dem Nächstliegenden anfangen und die Buchstaben von »Hirte Korn« sortieren, also neu ordnen, denn das musste das Anagramm sein. Mit dem Selbstbewusstsein eines freien Mannes nahm er einen Stift vom Schreibtisch des Sergeanten und fing an, auf der Rückseite des Quittungsbelegs, den er bekommen hatte, herumzukritzeln.
    Trinke Ohr. Das war nichts. Rektor hin. Auch nicht viel besser.
    Und dann sah er es, und zum ersten Mal seit Stunden lächelte er wieder. Es traf sich perfekt, dass diese Nachricht ausgerechnet jetzt kam, als er allein war, ohne TC, denn auf diesem Gebiet kannte er sich ausnahmsweise besser aus als sie.
    Als Nächstes rief er seinen Vater an, um ihm zu sagen, dass man den Vorwurf gegen ihn fallen gelassen hatte und er wieder frei war, und dass er unterwegs irgendwo – vielleicht in einem Hotel – etwas besorgen sollte, das Will jetzt brauchte.
    Eine Bibel.

55
    MONTAG, 4.40 UHR, MANHATTAN
    Einen Augenblick lang dachte er daran, den diensthabenden Sergeant danach zu fragen, aber dann überlegte er es sich anders. Es würde keinen guten Eindruck machen, wenn ein ziemlich erschöpfter Mordverdächtiger abwechselnd

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