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Die Gerechten

Die Gerechten

Titel: Die Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bourne
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dem Fenster. Tom liebte Beth sehr, aber TC konnte er nicht ausstehen. Auf der Columbia hatte Will es immer auf Eifersucht zurückgeführt; es war nicht immer einfach, ein Dreiergespann zu sein. Aber inzwischen hielt er es einfach für eine chemische Reaktion: Tom und TC waren wie Phosphor und Schwefel. Sie konnten sich nicht begegnen, ohne dass die Funken flogen.
    Tom hatte eine neue Strategie entwickelt, um damit zurechtzukommen: Er sprach überhaupt nicht mit TC, sondern mit sich selbst.
    »Okay, dann brauchen wir zuerst den Domainnamen.« Er tippte die Worte »host domain name« in die Shell, eine Art Fenster, das er auf dem Monitor geöffnet hatte. Nach ein paar Sekunden erschien eine Zahlenreihe: 192.0.2.233
    »Okay, und wer ist 192.0.2.233?« Er gab die Worte ein: »Who is 192.0.2.233?«
    Dann kam die Antwort, eine Menge unverständliche Angaben wie »registriert durch …« und »Administratorkontakt«, und dann die Adresse der chassidischen Zentrale in Crown Heights. Das Gebäude, in dem Will und TC am Abend zuvor gewesen waren.
    »Gut, und jetzt reden wir mit Arin.«
    »Arin? Wer zum Teufel ist Arin?«
    »Arin ist die American Registry for Internet Numbers, die Organisation, die die IP-Adressen zuweist – weißt du, die Zahlenreihen, die wir gerade gesehen haben.«
    »Aber ich dachte, die hast du schon für diese … na … Domain.«
    »Ich hatte eine der Zahlen. Von Arin erfahren wir alle Adressen, die dieser Firma oder Organisation zugewiesen sind. Die Adresse jedes einzelnen Rechners, den sie besitzen. Wenn wir die haben, können wir uns an die Arbeit machen.«
    Kurz darauf füllte der Bildschirm sich mit Dutzenden von Zahlenreihen. Dies, erkannte TC, war das komplette Computernetzwerk der Chassiden in numerischer Gestalt.
    »Okay, diesen Bereich werden wir jetzt scannen.«
    »Was heißt ›scannen‹?«
    »Ich dachte, ich sollte nicht zu sehr ins Detail gehen. ›Spar dir den Techie-Kram, Tom‹, hast du gesagt.«
    »Ja. Und was tun wir jetzt?«
    »Wir warten.«
    TC ging zur Couch, legte sich hin und deckte sich mit Toms Mantel zu, ehe sie erschöpft einschlief. Tom arbeitete unterdessen an einem anderen Computer und klapperte auf den Tasten herum. Will schaute abwechselnd aus dem Fenster und auf ein Foto an der Wand: Er selbst, Beth und Tom in dicken Daunensachen in einer Umgebung, die aussah wie ein Wintersportort. Tatsächlich war das Foto mitten in Manhattan aufgenommen worden, sonntagsmorgens in aller Frühe nach einem nächtlichen Schneesturm. Das Lächeln in Beths Gesicht war mehr als nur ein Lächeln für das Foto: In ihm lag das Wissen darum, dass das Leben trotz allem wunderschön sein konnte.
    Anderthalb Stunden später gab der Computer einen Piepton von sich, nicht das Trillern, das eine neue E-Mail meldete, sondern einen einfacheren Ton. Will drehte sich um und sah, wie Tom mit einem Satz zu dem Rechner zurückkehrte.
    »Wir sind drin.«
    Jetzt versammelten sich alle drei um den Monitor, aber nur für einen ergab das, was da zu sehen war, einen Sinn.
    »Was ist das, Tom?« Will beschloss, als Erster – und höflich – zu fragen, bevor TC Gelegenheit hatte loszupoltern.
    »Das hier ist das Systemlog für den Rechner, in den wir uns hineingehackt haben. Hier sollten wir sehen können, wer rein- und rausgegangen ist.«
    TC kaute an den Nägeln; das alles ging ihr nicht schnell genug. Will beobachtete nicht den Monitor, sondern Toms Gesicht, und wartete auf einen erkennbaren Fortschritt. Was er sah, gefiel ihm nicht: Tom war verwirrt. Er schob die Lippen vor. Wenn er kurz vor einem Durchbruch stand, teilten sie sich immer, als wollten sie gleich lächeln.
    »Da ist nichts. Verdammt.«
    »Schau nochmal hin«, sagte TC. »Vielleicht hast du was übersehen. Schau nochmal hin.«
    Das brauchte sie Tom nicht zu sagen. Er beugte sich vor und las aufmerksam jede Zeile durch, die vor ihm auf dem Bildschirm erschien.
    »Moment«, sagte er. »Das könnte was sein.«
    »Was denn? Was?«
    »Seht ihr? Diese Zeile in der Logdatei. Da. Fehler bei Time Service. Programm beendet. Heute Morgen um ein Uhr achtundfünfzig. Vielleicht hat das nichts zu bedeuten. Programme stürzen oft ab und starten automatisch neu. Ist nichts Besonderes.«
    »Aber?«
    »Es könnte auf etwas anderes hinweisen.«
    »Nämlich?«
    TCs Verhörmethode gefiel Tom nicht. Will schaltete sich ein.
    »Entschuldige, Tom. Für einen Nichtswisser wie mich: Was ist ein Time Service?«
    »Das ist nur ein Teil des Networks. Es wird beim

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