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Die Gerechten

Die Gerechten

Titel: Die Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bourne
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wo sie nicht erwünscht waren – zum Beispiel im Rechenzentram der größten amerikanischen Banken aber ihre Motive waren aufrichtig. Sie nahmen Einblick in Kundenkonten und entschlüsselten vielleicht sogar ihre PIN-Codes, aber sie stahlen kein Geld (obwohl sie es hätten tun können). Stattdessen mailten sie das, was sie erbeutet hatten, an die Sicherheitsabteilung der Bank. Eine typische Message von einem White Hat, die im Posteingang eines solchen Pechvogels der Sicherheitsabteilung wartete, konnte lauten: »Wenn ich an eure Daten komme, können’s auch die Bösen. Stopft eure Lücken.« Wenn der Empfänger ein richtiger Unglücksrabe war, ging diese Mail als Kopie auch an die Konzernleitung.
    Black Hats taten das Gleiche, aber in krimineller Absicht. Nicht das Mount-Everest-Prinzip (»weil er da ist«) veranlasste sie, in das Hochsicherheitsnetz eines Computersystems einzudringen. Sie wollten Schaden anrichten. Manchmal stahlen sie Geld, aber in den meisten Fällen ging es um Cyber-Vandalismus: Es reizte sie, ein wirklich großes Jagdobjekt zur Strecke zu bringen. Viren, die in der Vergangenheit in die Schlagzeilen gekommen waren – »I Love You« und »Michelangelo« –, galten in der »Black Hat«-Bruderschaft als meisterhafte Kunstwerke.
    Natürlich trug Tom einen blütenweißen Hut. Er liebte das Internet, und er wollte, dass es funktionierte. Er hackte selten, er crackte nie. Für ihn war es von entscheidender Bedeutung, dass die Welt lernte, dem Netz zu vertrauen und sich darin sicher zu fühlen. Und das hieß, dass Leute wie er, die wussten, wie die Lücken im Zaun ausfindig zu machen waren, sich zurückhielten.
    Aber dies war eine Ausnahmesituation. Beths Leben stand auf dem Spiel.
    Will ging auf und ab. Seine Knie waren weich, und er spürte ein flaues Gefühl im Magen. Er hatte nichts gegessen, seit er die Mail das erste Mal zu Gesicht bekommen hatte; das war jetzt ungefähr sieben Stunden her. Er ging zu Toms Kühlschrank und machte sich auf einen gesundheitsschädigenden Anblick gefasst. Aber das war unfair. Fontaine mochte blass und mager sein, aber schlampig war er nicht. Der Kühlschrank zeigte es: zahllose Flaschen Volvic und eine Schachtel Sushi. Von gestern. Will schnupperte daran und entschied, dass es noch essbar war. Er schlang es herunter, und dann bekam er Gewissensbisse, weil er Appetit hatte, während seine Frau verschwunden war. Während er noch kaute, stand ihm Beth vor Augen. Schon der Gedanke an Essen schien eine Verbindung zu ihr auszulösen. Die Abende, die sie gemeinsam beim Kochen verbracht hatten; ihr unverhüllter Appetit. Woran auch immer er dachte, Wärme, Hunger oder Genuss, fiel ihm Beth ein.
    Er ging weiter auf und ab, dann blätterte er nervös in den Computerzeitschriften und obskuren Literaturmagazinen, die auf einem Stapel neben der Couch lagen.
    »Will, komm her.«
    Tom starrte auf den Monitor. Er hatte eine »whois«-Suche nach netspot-biz.com durchgeführt und ein Ergebnis gefunden.
    »Du bist nicht glücklich darüber.«
    »Na ja, es ist eine gute und zugleich eine schlechte Nachricht. Gut ist, dass ich jetzt genau weiß, woher die E-Mail stammt. Schlecht ist, dass jeder sie abgeschickt haben kann.«
    »Versteh ich nicht.«
    »Die Spur endet in einem Internet-Café. Da gehen ständig alle möglichen Leute ein und aus. Wie konnte ich so dämlich sein!« Tom schlug wütend mit der Faust auf den Tisch. »Ich dachte, wir kriegen eine hübsche, saubere Privatadresse. Idiot!« Will begriff, dass Tom sich selbst beschimpfte.
    »Wo ist dieses Internet-Café?«
    »Kommt’s darauf an? New York ist eine verdammt große Stadt, Will. Millionen von Leuten kommen da in Frage.«
    »Tom.« Will wurde streng. »Kannst du feststellen, wo es ist?«
    Tom drehte sich zu seinem Computer um, und Will wartete.
    »Da ist die Anschrift«, sagte Tom schließlich. »Das Dumme ist, ich weiß nicht, ob ich das glauben soll.«
    »Wo ist es?«, fragte Will. Tom sah ihm ins Gesicht – zum ersten Mal, seit er die Kidnappermail gelesen hatte.
    »In Brooklyn. Crown Heights, Brooklyn.«
    »Das ist doch ganz in der Nähe. Warum glaubst du es nicht?«
    »Sieh dir doch mal die Karte an.« Tom hatte eine Suche bei www.mapquest.com durchgeführt; auf dem Stadtplan, der auf dem Monitor erschien, bezeichnete ein roter Stern die genaue Lage des Internet-Cafés. Es war am Eastern Parkway.
    »Ist dir klar, wo das ist?«
    »Nein. Jetzt hör schon auf mit dem Blödsinn, Tom. Sag’s mir.«
    »Die E-Mail

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