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Die Germanin

Titel: Die Germanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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reiches blondes Haar, das sie nun nicht mehr wie in der Jungmädchenzeit offen tragen konnte, war straff geflochten, zu einem Kranz geordnet und mit einem Netz bedeckt. In ihren zierlichen Lederschuhen mit Gittermuster, die sie sonst schonte, schritt sie leichtfüßig über den Hof, erteilte noch diese und jene Anordnung und rief immer wieder zu den Wächtern hinauf, ob nicht endlich die Jagdgesellschaft in Sicht sei. Sie war heiter, beschwingt, voller Vorfreude. Es fiel ihr geradezu schwer, ihre Würde zu wahren und sich nicht übermütig im Kreise zu drehen. Zum ersten Mal, seit sie Hausherrin war, sollte es ein großes Fest geben, und sie wollte ihrem Gemahl, dem Herrn des Wehrhofs, einen stolzen Empfang bereiten.
    Sie wusste, dass ihr die Blicke der Männer folgten, wohin sie ihren Schritt lenkte. Das war kaum jemals anders gewesen. Meist waren es nur neugierige und bewundernde, oft aber auch begehrliche Blicke. In den Jahren des Umherziehens hatte sie fast nur unter Männern gelebt, sich aber stets bemüht, keinen durch Gewährung von Vorrechten und zu großer Vertraulichkeit auszuzeichnen. Wenn sie mit den Gefolgsleuten sprach, wenn sie ausgelassen mit ihnen scherzte, ging sie niemals so weit, dass sich einer zu Dreistigkeiten ermutigt sehen konnte. Sie war und blieb die hoch geachtete, unerreichbare Frau des Gefolgsherrn, des großen, berühmten Arminius. Die Männer wachten eifersüchtig darüber, dass sich keiner unter ihnen bei ihr einen Vorteil verschaffte oder sich gar Ungehöriges herausnahm. Einmal war ihr einer nachgeschlichen, um, hinter einem Strauch verborgen, zu beobachten, wie sie zum Bade nackt ins Wasser stieg. Da überfielen ihn einige und verprügelten ihn.
    Eine Hundertschaft bewachte den Wehrhof und obwohl sie nach römischem Vorbild einen Hundertschaftsführer hatte, war jeder der Männer vor allem bemüht, die Wünsche und Befehle der Herrin auszuführen.
    Als sich die Sonne allmählich über dem Waldrand senkte, wurde Nelda unruhig. Sie äußerte Besorgnis, und schon stürzten sechs, acht Freiwillige herbei, die ausschwärmen wollten, um der Jagdgesellschaft, die sich im Eifer zu weit entfernt und den Weg verfehlt haben mochte, zu folgen und sie zurückzugeleiten. Sie zögerte anfangs, ihr Einverständnis zu geben, denn es erschien ihr allzu unwahrscheinlich, dass sich Arminius, der sich auf weiten Reisen kaum jemals verirrt hatte, ausgerechnet im Umkreis seines heimischen Hofes nicht zurechtfand. Und die Hunde, die die Jäger begleiteten, würden doch auf ihrer Fährte zurückfinden. Als aber die Schatten länger wurden und sich immer noch niemand zeigte, stimmte sie zu.
    Es war kühl geworden und sie warf sich ein Umschlagtuch über die fröstelnden Schultern. Sie stieg selbst die Leiter zu einem der Wachtürme hinauf, um Ausschau zu halten. Die Reiter des Suchtrupps verschwanden im Wald und es geschah lange Zeit nichts. Letzte Sonnenstrahlen röteten den Himmel. Endlich – die Dämmerung ging schon in Dunkelheit über – regte sich etwas am Waldrand.
    Es waren wenige Männer, die mit Jagdbeute beladene Tiere heranführten. Nur einer saß breit und massig zu Pferde und Nelda erkannte ihn gleich, es war Inguiomer. Der kleine Trupp bewegte sich eigentümlich langsam. Nelda kletterte eilends die Leiter herab, ließ das Tor öffnen und lief, ihre Schuhe in der Hand, den Männern entgegen.
    »Wo sind die anderen?«, rief sie ihnen schon von weitem zu. »Wo ist Arminius?«
    »Wir wissen es nicht«, erwiderte Inguiomer, der absaß und breitbeinig, steif vom langen Sitzen zu Pferde, auf sie zukam. »Seit gestern suchen wir ihn, er ist verschwunden.«
    Der kraftvolle Mann sah müde aus, seine Augen blickten düster, seine tiefe Stimme klang hohl.
    »Verschwunden?«, stieß Nelda betroffen hervor. »Verschwunden, sagst du? Nur er?«
    »Ja. Alle anderen fanden sich abends ein. Der Letzte, der ihn gesehen hat, war Tammo.«
    »Wo hat Tammo ihn gesehen?«
    »Das konnte er nicht mehr sagen. Arminius rief ihm zu, dass er sich auf die Pirsch mache – nach einem Bock mit Prachtgeweih. Ein Knecht wollte wissen, wo der wechselte.«
    »Was für ein Knecht?«
    »Weiß ich nicht.«
    »War es einer der unsrigen?«
    »Weiß ich auch nicht, wie sollte ich denn?«, erwiderte Inguiomer ungehalten. »Jedenfalls muss ihm Arminius gefolgt sein. Nachts erschien er dann nicht im Lager… nun, das kommt vor, wenn man Wild verfolgt. Als er aber auch im Laufe des Tages fortblieb, machten wir uns auf die Suche. Uns ging

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