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Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Titel: Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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mit: Marie Antoinette, Sojourner Truth, zwei weitere. Die anderen bleiben mit den Kindern zurück, die sich zur Gruppe formieren und still dastehen, ohne dass sie jemand dazu aufgefordert hat.
    »Die sollen zurückkommen!«, sagt Jimmy, der jetzt ebenfalls bei den MaddAddamiten steht. »Diese Viecher werden sie zerfleischen!«
    »Du kannst sie zu nichts zwingen«, sagt Swift-Fuchs, die – etwas unbeholfen – eine Heugabel aus dem Garten in der Hand hält.
    »Nashorn«, sagt Zeb und reicht ihm ein zweites Spraygewehr. »Nicht einfach drauflosballern«, sagt er zu Manatee. »Am Ende triffst du aus Versehen einen Craker. Solange die Schweine nicht angreifen, nicht schießen.«
    »Ganz schön unheimlich«, sagt Ren ängstlich. Sie steht jetzt neben Jimmy und klammert sich an seinen Arm. »Wo ist eigentlich Amanda?«
    »Die schläft«, sagt Lotis Blue, die jetzt auf Jimmys anderer Seite steht.
    »Mehr als gruselig«, sagt Jimmy. »Die sind gerissen, diese Organschweine. Die denken strategisch. Einmal haben die mich richtig in die Enge getrieben.«
    »Toby. Wir brauchen deine Flinte«, sagt Zeb. »Wenn sie sich in zwei Gruppen aufteilen, geh nach hinten. Die haben sich ganz schnell unterm Zaun durchgegraben, wenn sie uns vorne ablenken. Dann greifen sie nämlich von zwei Seiten an.«
    Toby eilt in ihre Nische. Als sie mit ihrer alten Ruger Deerfield wieder auftaucht, kommt die Herde Riesenschweine schon über die Lichtung vor dem Zaun.
    Alles in allem sind es um die fünfzig Stück. Fünfzig Erwachsene, heißt das: Einige der Säue haben Ferkel dabei, die neben ihren Müttern hertrotten. In der Mitte der Gruppe laufen zwei der Eber Seite an Seite; sie tragen etwas auf dem Rücken. Es sieht aus wie ein Berg Blumen – Blumen und Laub.
    Was?, denkt Toby. Ist das ein Friedensangebot? Eine Schweinehochzeit? Ein Altarwerk?
    Die größten Schweine dienen als Vorreiter; sie wirken nervös, halten ihre feuchten flachen Schnauzen hierhin und dorthin, schnuppern in der Luft. Sie glänzen graurosa, sie sind rund, dickbäuchig, stromlinienförmig wie gigantische Albtraum-Nacktschnecken; aber Nacktschnecken mit Stoßzähnen, zumindest bei den Ebern. Ein plötzlicher Angriff, ein Zustoßen dieser tödlichen Krummsäbel und sie hätten einen aufgeschlitzt wie einen Fisch. Und sie haben die Craker fast erreicht, so dass sie nicht mal ein direkter Treffer mit dem Spraygewehr aufhalten könnte.
    Ein tiefes Grunzen geht von Schwein zu Schwein. Wären es Menschen, denkt Toby, würde man sagen, ein Raunen ging durch die Menge. Es muss sich um einen Austausch von Informationen handeln; aber Gott weiß was für Informationen. Sagen sie: »Wir haben Angst«? Oder: »Wir hassen sie«? Oder einfach nur: »Mmh, lecker«?
    Nashorn und Manatee haben sich unmittelbar hinter dem Zaun postiert. Jetzt haben sie ihre Spraygewehre sinken lassen. Toby hält es für das Beste, ihre Flinte nicht zu zeigen; sie trägt sie an der Seite unter einer Falte ihres Lakens. Man muss ja nicht noch eigens an den Mord erinnern, wobei sie die Sache mit dem Eber wahrscheinlich auch so noch wissen.
    »Meine Fresse«, sagt Jimmy, der hinter Toby steht. »Guck dir das an. Die planen doch irgendwas.«
    Blackbeard hat die anderen Crakerkinder stehen lassen und klammert sich an Toby. »Hab keine Angst, o Toby«, sagt er. »Hast du Angst?«
    »Ja, ich habe Angst«, sagt sie. Wenn auch nicht so viel Angst wie Jimmy, fügt sie insgeheim hinzu, denn ich habe eine Waffe und er nicht. »Sie sind mehr als einmal über unseren Garten hergefallen«, sagte sie. »Und wir haben einige von ihnen getötet, aus Notwehr.« Mit Unbehagen denkt sie an den daraus resultierenden Schweinebraten, den Speck und die Rippchen. »Und wir haben sie in die Suppe getan«, sagt sie. »Sie sind zu stinkenden Knochen geworden. Zu vielen, vielen stinkenden Knochen.«
    »Ja, ein stinkender Knochen«, sagt Blackbeard nachdenklich. »Viele stinkende Knochen. Ich habe sie vor der Küche gesehen.«
    »Also sind sie nicht unsere Freunde«, sagt Toby. »Niemand freundet sich mit Leuten an, die einen zu stinkenden Knochen machen.«
    Darüber denkt Blackbeard nach. Dann sieht er mit sanftem Lächeln zu ihr hoch. »Hab keine Angst, o Toby«, sagt er. »Es sind Kinder der Oryx und auch Kinder des Crake. Sie haben gesagt, dass sie euch heute nichts tun werden. Du wirst sehen.« Toby ist sich da alles andere als sicher, dennoch sieht sie lächelnd zu ihm hinunter.
    Die Craker-Abordnung hat sich zu der Schweineherde

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