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Die Gesichter der Zukunft

Die Gesichter der Zukunft

Titel: Die Gesichter der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Moskowitz
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das Rauchen angewöhnt. Mit zitternden Fingern zog er eine Zigarette heraus und zündete sie an. Er tat einen tiefen Zug und dachte: Ein schönes Schlamassel. Es geschieht mir recht. Hilda verlassen und über die Pflichten gegenüber einem Mann und einer Existenz bibbern, die ich nie wiedersehen werde. Vielleicht wird Dunbar einen anderen ins zwanzigste Jahrhundert schicken, um mich zu suchen. Vielleicht wird er Dutzende aussenden und sich wundern, warum keiner zurückkehrt. Oder vielleicht wird er von selbst auf das kommen, was Rollin den Joker im Spiel nennt.
    Bitterkeit und Frustration erfüllten ihn, das Heimweh eines Mannes, der von allem abgeschnitten ist, was einmal sein Leben ausmachte. Er war nicht mal ein Mann, dachte er, er war nur eine Alternative, eine bloße Wahrscheinlichkeit, die mit unendlich vielen anderen Wahrscheinlichkeiten koexistierte.
    Schließlich sagte er müde: »Was hatte dieser Kampf zu bedeuten? Und wie kommt es, daß ihr in diesem Höhlensystem lebt? Und was ist mit der Burg und diesen Swast?«
    Rollin lächelte. »Ich müßte dir einen langen Vortrag über tausend Jahre Geschichte halten. Soviel Zeit haben wir nicht. Ich will versuchen, es dir mit wenigen Worten zu umreißen. Vor etwa neunhundert Jahren kam es hier in Amerika nach langen Rassenunruhen zu einem Bürgerkrieg, der das Land verwüstete und die Bevölkerung dezimierte, bis es der Armee gelang, die Revolution niederzuschlagen. Darauf folgten Jahrhunderte der Diktatur – zuerst durch das Militär, dann durch sine mit ihm verbündete dünne Oberschicht von Blutsaugern. Die öffentlichen Schulen für das Volk wurden abgeschafft, Unwissenheit und Analphabetentum gefördert, um eine neuerliche Ausbreitung umstürzlerischer Ideen zu verhindern. Die alte Zivilisation zerfiel, es entstanden regionale Feudalherrschaften und Sklavenhalterstaaten. Wer nicht zu den Privilegierten gehörte und lesen und schreiben konnte, wurde bestraft, wer Bücher besaß, landete im Gefängnis. Die wenigen Aufständischen, die den Bürgerkrieg überlebt hatten und sich nicht unterwerfen wollten, zogen sich in unzugängliche Gebiete zurück und begannen einen Guerillakrieg, der Jahrhunderte dauerte. Diese freien Amerikaner kamen im Lauf der Zeit zu dem Beinamen ‚Leser’, denn sie waren natürlich stets bemüht, Bildung und Wissen zu erwerben und zu verbreiten, ohne die es weder Aufklärung noch’ den Sieg über die Bedrücker gegeben hätte. Nun weißt du, warum der bloße Besitz von Büchern dich bei den Swast, denen du unglücklicherweise halfst, in Schwierigkeiten brachte. Und ich darf wohl sagen, daß deine Bücher und Aufzeichnungen dir bei uns das Leben retteten, als es schlecht für dich aussah. Sie werden von unschätzbarem Wert für uns sein, denn vieles ist in Vergessenheit geraten. Aber vor allem möchte ich dich fragen, welche Bewandtnis ‚es mit den Rollen der kleinen Zelluloidbilder hat …«
    »Es sind Filme«, sagte Conn. »Meine Aufzeichnungen werden euch zeigen, wie man einen Projektor baut. Diese Filme werden euch mehr nützen als alle die Bücher. Was ist mit dieser Burg?«
    »Es ist der letzte Stützpunkt der feudalen Unterdrücker im Osten Amerikas. Der weitaus größte Teil des Landes ist jetzt befreit. Es heißt, daß der Ort vor Jahrhunderten schon einmal im Besitz der Leser war, aber die Swast eroberten ihn zurück und errichteten die Befestigungen, die du heute siehst. Unglücklicherweise sind unsere Aufzeichnungen lückenhaft, und ich kann nicht sagen, ob es wirklich so gewesen ist …«
    Der Vorhang wurde zurückgerissen, und Bradle schoß herein. Nichtsdestoweniger beherrschte er seine Ungeduld und wartete auf eine Gelegenheit, zu sprechen.
    »Denke nicht, ich sei undankbar«, sagte Conn zögernd, »aber ich würde gern wieder aus eurer Welt verschwinden. Ihr seid nahe daran, eure Freiheit wiederzugewinnen und das Land in Besitz zu nehmen, aber ich bin aus einer anderen Welt, und ich möchte lieber nicht bleiben. Ich … ich möchte …«
    Er mußte aufhören. Die Erinnerung an Hilda schnürte ihm die Kehle zu. Der bloße Gedanke, wie nahe sie war, wie rasch die Maschine im Hügel ihn zu ihr zurückbringen konnte, machte ihn vor Erregung und Ungeduld zittern.
    »Ich möchte die Batterien aufladen«, sagte er. »Und dann möchte ich in die Vergangenheit zurückkehren und dort bleiben. Du sagtest, ich würde sie unverändert antreffen?«
    »Genauso«, bestätigte Rollin. »Es dauert lange, sehr lange, bevor die

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