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Die Gesichtslosen - Fey, S: Gesichtslosen

Die Gesichtslosen - Fey, S: Gesichtslosen

Titel: Die Gesichtslosen - Fey, S: Gesichtslosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Fey
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hinaufschieben. Nur Honecker allein wusste, was ihr Liebster für Strapazen auf sich genommen hatte, um zu ihr nach Bayern zu kommen. Im Osten brodelte es. Viele DDR -Bürger flüchteten über die offene Grenze in Ungarn nach Österreich. Kam auch Felix jedes Mal über diesen Weg? Oder reiste er noch offiziell als Geschäftsmann über Berlin nach München? Der Gedanke daran, dass er bald für immer bei ihr blieb, nahm ihr die Übelkeit.
    Anders als sie es sich ausgemalt hatte, wartete er bereits ungeduldig im Fünf-Sterne-Hotelzimmer und berührte kaum ihre Lippen, als sie ihn umarmte. Leider sei er in Eile. Ob er das Material gleich haben könne.
    »Wo hast du es diesmal versteckt?« Er fuhr ihr die Fesseln hinab bis in die Pumps.
    Sie zischte auf, als er zu der Stelle an ihren Zehen kam, wo sich eine Blase gebildet hatte. Ungerührt von ihrem Schmerz richtete er sich auf und griff ihr in die Haare. Einmal hatte sie einen Mikrofilm in einer Hornspange aufbewahrt. Immer neue Schmuggelstellen dachte sie sich aus, und es erregte ihn, an ihrem Körper danach zu suchen. Doch alle Orte kannte er auch nicht. Schließlich hatte sie schon als Kind Spionin werden wollen, hatte damals etwas entdeckt, von dem nicht mal ihre obergescheite ältere Schwester etwas wusste, bis sie es ihr verriet.
    Heute wollte Rosa nicht befummelt werden, wand sich aus seinen Händen. »Lass uns ein paar Minuten in den Whirlpool gehen«, schlug sie vor, »ein bisschen entspannen. Ich bin total geschafft, und außerdem muss ich dir was Wichtiges sagen.«
    »Dann sag es einfach.« Er warf sich mit einem Seufzer aufs Bett und klopfte neben sich auf die Laken. »Komm, leg dich her.« Seine Stirn wirkte kahler, oder hatte er den Friseur gewechselt? Tiefe Schatten lagen unter seinen Augen. Auch er sah erschöpft aus.
    »Wie geht es dir überhaupt?« Rosa beugte sich über ihn und strich ihm durchs Haar.
    Er drehte sich weg und griff nach seinem Zigarettenpäckchen. »Hoffentlich ist es diesmal besseres Material. Du weißt nicht, welche Schwierigkeiten ich bekomme, wenn es wieder nur belangloses Zeug ist.«
    »Nein, Liebster, erzähl es mir, was stellen sie mit dir an?« Sie setzte sich und knöpfte die Bluse auf.
    »Konzentrier dich gefälligst«, befahl er.
    Sie wollte auflachen, wie über einen Witz, doch er funkelte sie an.
    »Ein Plan, irgendeine Zeichnung lag in Kösters Schreibtisch.« Sie hakte den Büstenhalter auf, nahm ihm die Zigarette ab und legte seine Hände auf ihre Brüste. »A.H. stand darauf, und da wird ja wohl nicht Adolf Hitler gemeint sein. Sagt dir das was?«
    »Die Beurteilung ist nicht unsere Aufgabe«, behauptete er und rieb grob über ihre Brustwarzen.
    Sie küsste ihn. »Ich bin schwanger«, flüsterte sie.
    Er ließ sie los, als hätte er in einen Elektrozaun gegriffen, langte wieder nach der Zigarette. »Zu dem Memminger Arzt kannst du nicht mehr gehen, den haben sie verhaftet. Hat uns einiges gekostet, dass die Staatsanwaltschaft dich nicht befragen wird. Gegen alle, die seit 1980 bei ihm abgetrieben haben, wird ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.« Er paffte. »Auch das noch«, fügte er leise hinzu und blies ihr den Rauch ins Gesicht.
    Sie konnte es nicht fassen. Nach ihrer einen illegalen Abtreibung wollte sie dieses Kind, unbedingt. Sie saß noch einen Moment da, dann packte sie ihre Handtasche, lief ins Bad, verriegelte die Tür und hockte sich auf den achteckigen, verzierten Klodeckel. Luxus hin oder her. Im Auftrag der Stasi sollte er sie, mit all dem Prunk hier, wohl gefügig machen. Dabei hatte ihr die schäbige Absteige ein paar Häuser weiter genügt. Zu zweit in einer engen Badewanne waren sie sich näher gewesen als in einem zimmergroßen Pool. Und nicht mal bequem sitzen konnte man auf diesem Reliefdeckel. Ihr fiel ein, dass der Film mit der Zeichnung aus der Schublade noch im Parfümfläschchen war. In der Eile hatte sie vergessen, ihn herauszunehmen und zu der Filmrolle mit den Safe-Dokumenten zu legen, die sie in einer Streichholzschachtel verwahrte. Die Kopien hatte sie ins Innenfutter ihrer Handtasche geschoben, wie immer.
    »Rosa?« Er klopfte. »Ist alles in Ordnung?«
    Na, wenigstens sorgte er sich um sie. Sie schnäuzte sich in das teure Klopapier, das mit Blumen geprägt und sogar parfümiert war, dafür allerdings nicht richtig saugte. Vermutlich hatte er nur im ersten Schock so reagiert; wenn sie jetzt zu ihm ging, freute er sich bestimmt auch. Ihr gemeinsames Kind. Sie mussten nicht mal

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