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Die Gesichtslosen - Fey, S: Gesichtslosen

Die Gesichtslosen - Fey, S: Gesichtslosen

Titel: Die Gesichtslosen - Fey, S: Gesichtslosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Fey
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das Blaukraut unter den Teppich.
    Keiner fragte Carina bei Tisch nach ihren Erlebnissen in Mexiko. Vielleicht hatte ihr Vater endlich eingesehen, dass sie jetzt ihren eigenen Weg ging. Auf Schritt und Tritt hatte er sie überwacht, und jedes Mal, wenn sie ihm voller Freude oder Kummer etwas erzählte, war sie sich vorgekommen, als vernähme er sie. Jetzt fiel ihr auf, dass er sich kaum am Gespräch beteiligte und fortwährend zum Telefon auf dem Fensterbrett schielte. »Erwartest du einen Anruf?«
    »Eigentlich nicht«, sagte er. »Magst du hier übernachten? Wegen einer Wohnung, ich hab da … «
    »Carina schläft bei mir«, unterbrach Wanda hastig. »Wir haben uns noch so viel zu erzählen. Stimmt’s?« Sie sprang auf, schnappte sich das Telefon und verschwand nach draußen, was ihr Vater mit einem Seufzer kommentierte.
    Schon lange fragte sich Carina, welches Laster er hatte. Er rauchte nicht, trank nicht, außer mal ein Glas Wein oder Bier zum Essen. Was konnte ihn berauschen? Oder war es seine ganz große Leidenschaft, Kriminalhauptkommissar bei der Münchner Mordkommission zu sein, erfüllte ihn das? »Verrat mir dein Geheimnis, Papa, woher nimmst du deine Gelassenheit?«, fragte sie, als er sogar die Trüffelschokolade ablehnte, auf die sich alle anderen stürzten.
    »Geheimnis?« Er verzog kaum die Mundwinkel, war in Gedanken ganz woanders. »Ach, ich musste gerade an einen alten Fall denken. Die aktuellen Ermittlungen versuche ich in der Arbeit zu lassen, sobald ich Feierabend habe. Das klappt auch meistens. Dafür holen mich zu Hause die ungelösten Fälle ein.«
    Also das war seine Droge. »Erzähl«, bat sie.
    »Ihr werdet doch heute nicht über Morde sprechen?« Mama war entsetzt. »Jetzt, wo es endlich ein bisschen ruhig ist.« Auf dem hellen Sofa schlief Sandro mit schokoladeverschmiertem Mund. Wanda telefonierte immer noch flüsternd und kichernd im Gang. Carina beschloss nach unten zu gehen und ihren Wohnungsschlüssel in Wandas Auto zu suchen.
    »Komm, ich koche Kaffee«, schlug Papa vor und gähnte. »Bevor ich auch einschlafe. Wegen der Wohnung, ich hab da wirklich eine für dich gefunden, ganz in unserer Nähe. Von der Küche aus sieht man sie.« Carina folgte ihm und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Das würde ihm gefallen: mit einem Fernrohr in ihre Zimmer spähen.
    Die neue chromglänzende, vollautomatische Luxusmaschine, die ein Viertel der Arbeitsplatte besetzte, war ihr vorhin schon aufgefallen.
    »Was willst du, Latte Macchiato, Cappuccino, Espresso?«
    »Sag bloß, du kannst damit umgehen?«, zog sie ihn auf.
    Ihr Vater nahm normalerweise nie ein Haushaltsgerät in die Hand, außer dass er die Spülmaschine darauf überprüfte, ob nicht doch mehr hineinpasste, damit sie nur ja immer voll ausgelastet lief.
    »Eigentlich war das ein Geschenk für Silvia zum Hochzeitstag.«
    »Du hast an euren Hochzeitstag gedacht, Respekt.«
    »Na ja, nicht ganz, ich habe gerade in langwierigen Vernehmungen gesteckt, und obwohl ich mehrmals das Datum ins Aufnahmegerät gesprochen habe, ist mir erst am nächsten Tag eingefallen, dass es unser dreißigster war. Seitdem bestraft mich deine Mutter und gießt ihren Kaffee weiterhin mit dem Porzellanfilter auf.«
    Ihre Eltern hatten erst geheiratet, als Carina schon auf der Welt war. Auf dem Hochzeitsbild sah man Silvia hochschwanger mit Wanda. Zwei Kinder ohne Trauschein hätte sich für einen Polizeioberkommissar – was er damals noch war – vermutlich nicht geschickt. »An welchen alten Fall denkst du?«
    Er stellte zwei Tassen auf die Wärmeplatte, drückte auf den Startknopf und schloss Carina noch einmal in die Arme. Sollte das so was wie eine Entschuldigung für seine Spionage sein? »Schau.« Er deutete aus dem Fenster. »Dort drüben. Balkon, dritter Stock, zwei Zimmer, Küche, Bad. Was meinst du. Mein Kollege Meyer … «
    Wanda polterte herein. »Krieg ich keinen Kaffee?« Sie hielt den Hörer in der Hand.
    »Du telefonierst doch«, knurrte er und wischte sich mit dem Ärmel die Augen.
    »Ist für dich.« Sie tauschte das Telefon gegen seine Tasse, und ihr Vater sprach mit jemandem.
    Obwohl er noch keinen Schluck Kaffee getrunken hatte, wirkte er nach dem kurzen Telefonat hellwach. »Carina, komm, los. Eine Tote am Isartor.«
    Wie selbstverständlich forderte er sie auf, ihn zu begleiten. Dabei gab es bestimmt tausend Gründe, nicht mitzukommen. Andererseits war ihr Vorsatz, Autos zu meiden, nach der Fahrt in Wandas Kombi, der mehr einer

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