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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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übertönte. Noch immer weigerte er sich zu glauben, was er gerade entdeckt hatte. Vorsichtig trat er näher und spähte durch eines der kleinen rahmenlosen Fenster.
    Im Licht des Kienspans erkannte er sofort Luzias Profil. Sie stand seitlich der Stalltür und lächelte – lächelte! – den Mann an, den sie soeben zu einem heimlichen Stelldichein eingelassen hatte. Der Gaukler – natürlich. Fast hätte Martin es sich denken können. Sein unvermittelt aufsteigender Zorn ließ ihn die Hände zu Fäusten ballen und mit den Zähnen knirschen. Doch er wollte verdammt sein, wenn die beiden ihn bemerkten. Schon wollte er sich zurückziehen – doch irgendetwas ließ ihn zögern. Also harrte er vor dem Fensterchen aus, obwohl er wusste, dass er sich lächerlich machte.
    * * *
    «Roland.» Luzia trat auf den Gaukler zu und ergriff seine Hände.
    Er erwiderte ihr herzliches Lächeln. «Luzia, meine hehre Frau. Wie freue ich mich, dich zu sehen.» Er hob ihre Hände an seine Lippen und hauchte einen flüchtigen Kuss darauf. «Verzeih mir, dass ich am Sonntag nicht herkommen konnte. Wir durften bei einem Zunftbankett aufspielen, danach war es schon zu spät, um …»
    «Ich weiß, ich habe schon davon gehört», unterbrach Luzia ihn. «Es ist nicht schlimm, Roland. Ich weiß ja, wie sehr ihr das Geld braucht. Sag, ist dein Onkel noch immer wütend, weil wir uns treffen?»
    «Er schilt mich täglich dafür», bekannte Roland, zuckte jedoch mit den Achseln. «Er hat Angst, es würde wieder wie damals. Luzia, auch wenn ich dir davon erzählt habe, kannst du doch nicht wissen, wie schwer es für mich war, dich in Kempenich zurückzulassen. Es hat mir das Herz gebrochen. Heinrich fürchtet, einen zweiten Bruch könnte es nicht verschmerzen.»
    Luzia seufzte und umarmte ihn. «Wenn du nur halb so sehr gelitten hast wie ich, kann ich seine Sorge gut verstehen. Es hat lange gedauert, bis ich ohne Trauer im Herzen an unsere gemeinsame Zeit zurückdenken konnte. Noch länger, bis ich aufgehört habe, auf jedem Markt nach dir Ausschau zu halten.»
    «Wir haben die Gegend um die Eifel eine lange Zeit gemieden», sagte Roland. Er zog sie fest in seine Arme und drückte sein Gesicht in ihr weiches rotgoldenes Haar.
    «Aber nun seid ihr hier», flüsterte Luzia und presste ihr Gesicht an seine Brust.
    «Ja, nun sind wir hier – für eine Weile.»
    * * *
    Martin biss mittlerweile die Zähne so fest zusammen, dass es schmerzte. Doch zu seinem Zorn gesellte sich noch ein anderes Gefühl: Resignation.
    Es war überflüssig, noch länger hier zu verweilen. Er hatte genug gehört. Genug, um zu erkennen, dass seine närrischen Gefühle für Luzia zu nichts führten und dass jeglicher Versuch, sie für sich zu gewinnen, vergebliche Liebesmüh wäre. Gut vielleicht, dass ihm dies noch rechtzeitig klargeworden war, bevor er sich vor ihr und möglicherweise der gesamten Stadt lächerlich gemacht hätte.
    Auf leisen Sohlen zog er sich zurück und machte sich auf den Weg zu seinem Pferd.
    * * *
    Zögernd lösten sie sich wieder voneinander und setzten sich nebeneinander auf den Rand einer der Futtertröge. Forschend sah Luzia ihren Freund von der Seite an. «Es ist seltsam, nicht wahr? Als wiederhole sich unsere Geschichte noch einmal.»
    «Tut sie das wirklich?» Roland nahm ihre Hand und spielte gedankenverloren mit ihren Fingern.
    Luzia dachte nach. «Doch, in gewisser Weise.» Sie hielt inne. «Wird dein Herz noch einmal brechen, wenn ihr nach Ostern wieder auf Wanderschaft geht?»
    Roland schwieg eine Weile, bevor er fragte: «Was, wenn ich dir sagte, wir werden schon um Fastnacht herum aufbrechen?»
    Luzia knabberte an ihrer Unterlippe. «So bald schon?» Sie rückte ein Stückchen an ihn heran und lehnte den Kopf gegen seine Schulter. «Werdet ihr im nächsten Winter wieder zurückkehren?»
    «Koblenz ist immer eine Reise wert», antwortete er. «Vor allem zum Jahrmarkt. Aber vielleicht wirst du dann nicht mehr hier sein … oder mich nicht mehr sehen wollen.»
    Empört fuhr sie hoch und funkelte ihn an. «Du weißt genau, dass das niemals geschehen wird, Roland! Ich werde immer glücklich sein, wenn du mich besuchst.»
    «Ja, ich weiß.» Er zog sie wieder an sich. «Es ist verrückt, nicht wahr? Wie sich die Dinge ändern.» Zärtlich hauchte er ihr einen Kuss auf die Schläfe. «Alles ist anders … und dann doch wieder nicht.» Als sie ihm ihr Gesicht zuwandte, lächelte er. «Bleiben wir Freunde?»
    «Die besten», bestätigte sie. «Für

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