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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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herum. Und wie anders hättet Ihr in so kurzer Zeit Euren Handel so stark ausweiten können? Vor einem halben Jahr galtet Ihr noch als einfache Gehilfin Wieds, und jetzt handelt Ihr auf eigene Rechnung mit Tuch- und Buchfarben. Da Ihr offenbar keine lebenden Verwandten mehr besitzt – außer Eurem Bruder natürlich –, liegt die Vermutung nahe, dass jemand Euch das Geld geliehen haben muss. Ein Fremder kommt kaum in Frage; bleibt also nur Martin.» Ehe sie etwas erwidern konnte, hob er rasch eine Hand. «Versteht mich nicht falsch; ich habe nichts gegen dieses Vorgehen. Immerhin scheint Ihr eine talentierte Händlerin zu sein. Und Wied kann mit seinem Vermögen anstellen, was ihm beliebt. Die Frage, die man sich jedoch ganz unwillkürlich stellt, ist, inwieweit er von dieser Sache profitiert.» Er beugte sich ein wenig vor und senkte die Stimme vertraulich. «Sicherlich ist Euch bewusst, wie ungewöhnlich Eure Zusammenarbeit mit ihm ist. Und ganz sicher sind wir nicht die Einzigen, die sich fragen, ob es zwischen Euch und Martin irgendwelche Abmachungen gibt.»
    «Abmachungen?» Luzia runzelte die Stirn.
    «Nun ja, es wird allgemein erwartet, dass Eure Vermählung alsbald bevorsteht. Zwar heißt es auch, dass Willem Leyen sehr erpicht darauf ist, seine Therese mit Martin zu verheiraten. Doch Martin scheint es in dieser Hinsicht nicht allzu eilig zu haben.»
    Luzia neigte den Kopf zur Seite und musterte Siegfried eingehend. «Ihr wollt also wissen, ob wir heimlich verlobt sind.»
    Siegfrieds Mutter räusperte sich sichtlich verlegen, sein Vater unterdrückte ein Lächeln.
    Luzia legte ihr Messer nieder und säuberte sich die Finger ordentlich am Tischtuch. «Die Antwort lautet nein. Wir sind nicht verlobt.» Wieder fing sie das aufmunternde Nicken aus den Augenwinkeln auf, mit dem Ulrich Thal seinem Sohn offensichtlich etwas mitzuteilen versuchte. Dieser runzelte kurz die Stirn, lächelte Luzia dann jedoch wieder an. «Verzeiht, dass dieses Gespräch eine derart persönliche Wendung genommen hat. Wir möchten Euch nicht verärgern, Luzia – im Gegenteil! Ich muss nämlich zugeben, dass mir durch Euer Bekenntnis, nicht mit Martin verlobt zu sein, ein Stein vom Herzen gefallen ist.»
    «Ah ja?» Luzia biss sich auf die Lippen, um das spöttische Lächeln zu unterdrücken, das sich ihr auf die Lippen zu drängen versuchte.
    «Ja, denn wisst Ihr …» Er räusperte sich. «Ich frage mich … Gibt es irgendwelche Umstände, die Euch daran hindern, eine Eheschließung in Erwägung zu ziehen?»
    Der alte Thal stieß einen ungehaltenen Laut aus und wandte sich nun selbst an Luzia. «Was mein Sohn versucht zu fragen, ist, ob Ihr möglicherweise eine Verbindung mit unserer Familie in Betracht ziehen würdet.»
    Luzia biss sich auf die Zunge und atmete zwei-, dreimal ein und aus, bevor sie sicher war, dass ihre Stimme neutral klang. «Eine sofortige Antwort werdet Ihr wohl nicht erwarten», sagte sie schließlich.
    «Ah, nein, natürlich nicht», beeilte sich Siegfried zu bestätigen. «Selbstverständlich würden wir Euch Zeit geben, darüber …»
    «Dennoch will ich sie Euch nicht vorenthalten», fuhr Luzia fort, ohne auf seine Worte zu achten. Sie fasste zuerst Siegfried, dann seinen Vater fest ins Auge. «Meine Antwort lautet auch in diesem Falle nein. Ich werde weder jetzt noch zu einem späteren Zeitpunkt eine Ehe mit Euch» – sie blickte Siegfried an – «in Betracht ziehen.»
    «Nicht?» Sichtlich verdattert starrte Siegfried sie an.
    «Nein.» Endlich erlaubte Luzia sich das spöttische Lächeln, das sie bisher so standhaft unterdrückt hatte. «Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass ich meine freundschaftlichen Bande zur Familie Wied so leicht durchtrennen würde? Versteht mich nicht falsch, Herr Thal», sprach sie nun Siegfrieds Vater an. «Ich empfinde es als Ehre, dass Ihr glaubt, ich sei die passende Wahl für Euren Sohn. Doch glaubt mir, Ihr möchtet das nicht wirklich.»
    «Ach nein? Warum nicht?» Der alte Thal hob neugierig die Brauen.
    Luzia kräuselte leicht die Lippen. «Weil Euch Euer Haus- ebenso wie Euer Seelenfrieden zu sehr am Herzen liegen sollte.»
    Einen Moment lang blickte Thal sie erstaunt an, dann brach er in schallendes Gelächter aus.
    Siegfried sah ihn irritiert an. «Was ist bitte so komisch daran?», wollte er wissen. Da sein Vater sich offenbar nicht beruhigen konnte, blickte Siegfried fragend zu Luzia, die gerade dabei war, ihren Stuhl nach hinten zu rücken, um aufzustehen.
    «Ich

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