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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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hob Luzia den Kopf und blickte zu Augusta, die mit undeutbarer Miene in der Tür zum Kontor stand.
    «Siegfried Thal.»
    Verblüfft klappte Luzia die Kladde zu, die sie auf der Suche nach hilfreichen Anhaltspunkten gerade durchgegangen war. «Was will denn Siegfried Thal von mir?»
    Augusta verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. «Fragt ihn selbst. So wie er aussieht, hat er mindestens eine Einladung für Euch.»
    «Eine Einladung?» Noch immer konnte Luzia ihr nicht ganz folgen.
    Mit einem Ruck löste Augusta ihre Arme wieder und trat auf Luzia zu. «Nun stellt Euch nicht dümmer, als Ihr seid! Als wären Euch die Gerüchte nicht längst zu Ohren gekommen. Ihr habt die Köder ja recht großzügig über Koblenz verteilt. Wie es scheint, hat zumindest ein Fisch angebissen.»
    «Was redet Ihr denn da?» Empört verzog Luzia die Lippen zu einem schmalen Strich. «Ich habe keine Köder verteilt. Was soll das überhaupt bedeuten?»
    «Dass Ihr, wenn Ihr es weiterhin so klug anstellt, Euch alsbald ins gemachte Nest setzen könnt», fauchte Augusta. «Schlau, Euch vorsichtshalber gleich zwei Möglichkeiten offenzuhalten.»
    «Ich habe mir nicht …» Luzias Blick verfinsterte sich. «Es reicht mir jetzt, Frau Augusta! Glaubt Ihr nicht, dass wir im Augenblick andere Probleme haben als Eure Abneigung gegen mich? Ich weiß nicht, was ich Euch angetan habe, und ich will es auch gar nicht mehr wissen.»
    «Luzia …» Konrad, der neben ihr am Pult saß, versuchte sie zu beruhigen, indem er ihr eine Hand auf den Arm legte. Doch sie schüttelte ihn nur ungehalten ab.
    «Ich habe keine Ahnung, was Siegfried Thal dazu bewegt, mir den Hof machen zu wollen – falls er das tatsächlich im Sinn haben sollte. Verbieten kann ich es ihm nicht, aber ich verstehe nicht, wie Ihr auch nur für einen Moment glauben könnt, dass ich darauf eingehen könnte. Dass ich es sogar darauf angelegt hätte! Für wie schlecht haltet Ihr mich denn? Ich habe Euch niemals Anlass gegeben, an meiner Loyalität gegenüber Martin zu zweifeln. Er ist mein Freund, und ich …»
    «Nennt ihn gefälligst nicht Freund!», fuhr Augusta sie an. «Verführt habt Ihr ihn! Um den Finger gewickelt – ihm die Sinne vernebelt.»
    «Das habe ich nicht», widersprach Luzia.
    «Mutter, was ist denn in dich gefahren?» Konrad bemühte sich nun, Augusta abzulenken; doch auch sie achtete nicht auf ihn, sondern schoss auf Luzia zu, als wolle sie sie packen und durchschütteln.
    «Und wie Ihr das habt. Ich konnte nur danebenstehen und zusehen, wie mein Sohn sich mehr und mehr in Euch vergafft hat.»
    «Vergafft?» Luzias Stimme kippte über. «Ihr werft mir also vor, die Männer reihenweise zu verführen und mir zu Willen zu machen, ja?»
    Augusta stockte für einen Moment, dann nickte sie unbestimmt. «Man mag Euch zugutehalten, dass Ihr offenbar nicht wisst, wie Ihr auf die Männer wirkt. Dennoch habt Ihr ein außergewöhnliches Talent, sie nach Eurer Pfeife tanzen zu lassen.» Sie stemmte die Hände in die Seiten und fixierte Luzia herausfordernd. «Ich will, dass Ihr jetzt geht, Luzia. Geht mit Siegfried und lasst unsere Familie in Ruhe.»
    «Aber Mutter!», protestierte Konrad erneut. «Was soll das denn? Luzia hilft uns doch …»
    «Also gut.» Luzias Stimme schwankte bedrohlich, als sie sich erhob. «Ich gehe. Aber ich werde dennoch alles versuchen, um Martin zu helfen. Ich schulde ihm viel …»
    «Das ist wahr.» Augustas Stimme klang ätzend.
    «Ich werde ihn nicht im Stich lassen.»
    «Ach nein? Nicht einmal für die Aussicht, in Kürze den angesehenen Namen Thal anzunehmen?»
    Heißer Zorn stieg in Luzia auf, sodass sie rot sah. Ihre Stimme wurde scharf wie eine Messerklinge. «Wenn ich das wollte, Augusta, dann trüge ich diesen Namen schon längst.»
    «Ach, ist das so?» Augustas Tonfall war nicht weniger beißend als Luzias. «Warum zögert Ihr noch? Was könnte Euch denn Besseres passieren? Ihr seid die Tochter eines Bauern! Weiter hinauf wird es für Euch nicht gehen.»
    Alles Blut wich aus Luzias Wangen, und ihr Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, als sie in das feindselige Gesicht Augustas blickte. Sie biss die Zähne fest zusammen. «Ich bin die Tochter eines Bauern», bestätigte sie mit dem Rest Selbstbeherrschung, den sie noch aufbrachte. «Er war ein hart arbeitender, gütiger Mann. Wenn Ihr es wagen solltet, ihn oder ein anderes Mitglied meiner Familie zu beleidigen, Frau Augusta, dann stellt Euch darauf ein, dass Ihr meinen Zorn zu spüren

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