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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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konnten wir es zunächst kaum glauben. Martin im Gefängnis? Johann hat keinen Moment gezögert, unsere Pferde satteln zu lassen. Er ist bereits zum Rathaus gegangen, um sich bei den Schöffen über den Stand der Dinge zu erkundigen. Godewin sagte uns, du seiest mit Wilbert ausgegangen – zu den Benediktinerinnen?»
    «Frau Elisabeth …» Luzia löste sich ein wenig von der Gräfin. «Wie gut, dass Ihr hier seid! Ich wusste mir keinen anderen Rat, als Euch einen Boten zu schicken. Es tut mir leid, dass ich Euch von den Hochzeitsfeierlichkeiten fortgeholt habe.»
    «Ach was, die Feier ist doch schon längst vorbei.» Elisabeth winkte ab. «Ein sehr schönes Fest übrigens. Ich habe Jutta noch niemals so unbeschwert erlebt. Sie ist eine Frohnatur, das wussten wir ja schon, und sie hat die Ehe mit Johanns Vater wahrhaft edelmütig ertragen. Aber nun! Sie ist wie verwandelt. Von Herrn Reinher ganz zu schweigen.» Elisabeth lächelte glücklich. «Wie selten kommt es vor, dass sich eine Ehe derart wunderbar für beide Seiten fügt! Die beiden werden natürlich auf der Mantenburg bleiben. Herr Reinher wird den Verwalterposten behalten. Er ist ein guter, zuverlässiger Mann.» Sie hielt inne und wandte sich dann wieder dem weit dringlicheren Thema zu. «Luzia, was können wir tun? Erzähl mir alles, was du über die Vorfälle weißt, die Martin in diese schreckliche Lage gebracht haben. Bruder Georg hat uns begleitet. Auch er macht sich die größten Sorgen.» Sie neigte den Kopf zur Seite und lauschte. «Das Kruzifix summt nach wie vor, nicht wahr?»
    Luzia nickte und zog das Kreuz unter ihrem Kleid hervor, um es der Freundin zu zeigen.
    Elisabeth hob die Brauen. «Was ist mit der Kette?»
    «Ich habe sie Martin gegeben», antwortete Luzia. Auf Elisabeths fragenden Blick hin erklärte sie: «Ich hatte gleich ein ungutes Gefühl, als dieser Bote nach Blasweiler kam und …»
    «Blasweiler? Wann wart ihr denn dort?»
    Luzia seufzte. «Das ist eine lange Geschichte, Frau Elisabeth.»
    «Dann solltest du alsbald beginnen, sie uns zu erzählen», erklang Bruder Georgs Stimme von der Tür her. Er trat ein, ging zu Luzia und umarmte sie kurz, aber herzlich. Zu dritt setzten sie sich an den großen Tisch in der Stube. Luzia berichtete von der Reise nach Laach und allem, was sich seither ereignet hatte. Die Dinge, die in jener Nacht auf Burg Kempenich geschehen waren, ließ sie freilich aus.
    «Als ich diesen merkwürdigen Brief und die Geldkassette erhielt und das Kruzifix so deutlich darauf reagierte, wusste ich, dass etwas nicht stimmt», schloss sie. «Wenig später erfuhren wir dann, dass die Stadtwachen Martin festgenommen und in den Ochsenturm gesperrt hatten.» Sie stieß heftig die Luft aus. «Ich dachte, ich höre nicht recht! Martin ist doch kein Betrüger – oder, schlimmer noch, ein Mörder! Er würde niemals … Ich weiß nicht, was wir noch für ihn tun können. Die Schöffen wollen diesen Advokaten aus Köln holen, der damals auch bewiesen hat, dass die Urkunde Eures Onkels gefälscht war.»
    «Pierre van Thelen?» Elisabeth hob überrascht den Kopf, dann nickte sie zustimmend. «Er ist ein guter Mann. Ich bin noch heute beeindruckt davon, wie er damals argumentiert hat. Wenn jemand beweisen kann, dass diese Briefe gefälscht sind, dann er.»
    «Aber da sind noch immer diese beiden Zeugen», warf Bruder Georg besorgt ein. «Deren Aussage wird gewiss großes Gewicht beigemessen.»
    «Zeugen kann man kaufen», stellte Elisabeth fest.
    «Das mag sein», bestätigte er. «Doch auch das müsste erst einmal bewiesen werden. Wenn wir davon ausgehen, dass hier jemand versucht, Martin massiv zu schaden, sollten wir uns zunächst fragen, wer dafür in Frage kommt.»
    «Martin glaubt, einer seiner Konkurrenten könnte dafür verantwortlich sein», erzählte Luzia. «Ich habe lange darüber nachgedacht. Heinrich Boos hat vor einiger Zeit hässliche Drohungen gegen Martin und mich ausgestoßen, weil wir ihm lukrative Geschäfte abspenstig gemacht haben. Er ist ein unangenehmer Mensch.»
    «Du würdest ihm so ein Komplott zutrauen?»
    Luzia knabberte an ihrer Unterlippe. «Er hat den Benediktinerinnen genau die Menge Alaun und Auripigment verkauft, die sie ursprünglich bei uns bestellt hatten. Zu einem lächerlich niedrigen Preis, wie ich heute erfuhr.»
    «Oha.» Elisabeth runzelte besorgt die Stirn. «Du glaubst, es könnte sich um die Waren handeln, die in dem verschwundenen Kästchen waren?»
    «Ich kann es nicht

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