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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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riss sich vom Anblick seiner verkrüppelten Hand los und zog stattdessen die edelsteinbesetzte Kette über den Kopf. «Bitte gib sie Luzia zurück», sagte er leise.
    «Warum?» Überrascht nahm Johann die Kette entgegen. «Sie hat sie dir doch wohl nicht grundlos gegeben.»
    «Gib sie ihr einfach. Ich habe das Gefühl, dass sie bei ihr besser aufgehoben ist.»
    «Wie du meinst.» Johann zuckte mit den Achseln und verstaute die Kette in einer versteckten Innentasche seines Mantels. «Aber nun berichte endlich, was sich zugetragen hat. Ewig werde ich hier nicht bleiben dürfen. Uns läuft die Zeit davon.»
    * * *
    «Luzia? Verzeiht die Störung, aber ich muss Euch dringend sprechen.»
    Luzia schrak aus ihrer Andacht hoch, als sie die leise Frauenstimme neben sich vernahm. Sie hatte sich von Godewin zur Liebfrauenkirche begleiten lassen, um dort für Martin und den guten Ausgang des Prozesses eine Kerze am Marienaltar zu entzünden und zu beten. Als sie sich nun umblickte, sah sie Siegfrieds Schwester hinter sich stehen. Rasch erhob sie sich. «Irmhild! Wie geht es Euch?»
    Prüfend blickte Irmhild sich um, bevor sie antwortete: «Ich kann nicht lange bleiben. Als Ihr neulich bei uns wart, wollte ich Euch so gerne nach Konrad fragen, aber es ergab sich einfach keine Gelegenheit.» Sie hielt kurz inne. «Ihr habt ziemlichen Eindruck auf meinen Vater gemacht, glaube ich. Auf Siegfried sogar noch mehr. Er hat tatsächlich versucht, Vater zu überreden, Konrad als Schwiegersohn zu akzeptieren.»
    «Tatsächlich? Das sind doch gute Nachrichten.»
    «Nein.» Irmhild ließ den Kopf hängen. «Vater weigert sich strikt, vor allem weil nun dieser Skandal die Familie Wied in Verruf gebracht hat.»
    «Das tut mir leid.» Luzia ergriff Irmhilds Hand und drückte sie leicht. Plötzlich runzelte sie die Stirn. «Wie merkwürdig. Meine Verbindung zur Familie Wied schien Euren Vater nicht zu stören.»
    Verzagt hob Irmhild die Schultern. «Ich weiß nicht, was in ihm vorgeht. Vater ist unberechenbar. Ich …» Sie stockte. «Ich möchte, dass Ihr Konrad diesen Brief gebt.» Sie drückte Luzia ein mehrfach gefaltetes Pergament in die Hand. Plötzlich begann sie zu weinen.
    Erschrocken legte Luzia ihr einen Arm um die Schultern und führte sie in eine Seitennische der Kirche, wo sie beide vor neugierigen Blicken geschützt waren. «Was ist denn los, Irmhild? Kann ich etwas für Euch tun?»
    «Nein, könnt Ihr nicht.» Irmhild schniefte. «Bitte gebt Konrad den Brief und sagt ihm … sagt ihm … ich kann nicht … Vater will mich verheiraten.»
    «Oh.» Ratlos streichelte Luzia der schluchzenden Irmhild über den Rücken.
    «An einen von Siegfrieds grässlichen Freunden.»
    «Grässlich?»
    Irmhild nickte. «Sie treiben sich alleweil im Hurenhaus
Zur Schlange
herum, saufen und benehmen sich furchtbar. Siegfried steht ihnen da kaum nach. Ich durfte ja nichts sagen, aber ich bin sehr froh, dass Ihr ihn nicht heiraten wollt. Versteht mich nicht falsch; er ist mein Bruder, und ich liebe ihn, aber er ist ein schrecklicher Schwerenöter. Nicht ganz so übel wie die Kerle, mit denen er sich in letzter Zeit herumtreibt. Und er ist auch nicht so … aufdringlich.»
    «Irmhild!» Entsetzt starrte Luzia die junge Frau an. «Haben sie Euch etwas angetan? Euch zu etwas gezwungen?»
    «Nein, nein, mich lassen sie in Ruhe», beeilte sich Irmhild zu antworten. «Aber ich habe mitbekommen, wie sie sich an die Mägde heranmachen.» Sie schüttelte sich.
    «Und warum will Euer Vater Euch an einen von diesen Männern verheiraten?»
    «Ich weiß nichts Genaues. Der Mann, den er ins Auge gefasst hat, ist ein Wäpling, angeblich aber von zweifelhafter Abstammung. Vater hat ihn und ein paar andere Männer zum Schutz seiner Handelskarawane angeheuert.»
    «Waffenknechte?»
    «Ja, aber alle adelig oder zumindest von recht hoher Geburt. Ich glaube, der Mann, für den er mich vorgesehen hat, ist der Sohn des Bastards aus einer Grafenfamilie.»
    «Kennt Ihr seinen Namen?»
    «Natürlich.» Irmhild nickte unglücklich. «Er heißt Albrecht. Wisst Ihr, eigentlich sieht er ja recht angenehm aus. Er ist groß, hat dunkle Haare und wirklich einnehmende Manieren, wenn er bei uns zu Gast ist. Aber wenn er unter seinesgleichen ist, scheint er sich ganz scheußlich zu benehmen. Ich habe gehört, dass er …» Irritiert hielt Irmhild inne. «Was ist mit Euch, Luzia? Ihr seid ja ganz blass geworden.»
    Luzia hatte das Gefühl, ihr Herz habe einige Schläge ausgesetzt. Nun

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