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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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mit jemandem, der ein wenig seitlich von ihm in einer Nische stand.
    Als sich das Kruzifix an Luzias Brust unvermittelt erhitzte, wusste sie, um wen es sich handelte, noch bevor sie seine Stimme vernahm. Das Kreuz begann so stark zu glühen, dass sie es nicht mehr weiter auf ihrer Haut tragen konnte. Rasch zog sie es unter ihrem Kleid hervor und bemühte sich, es unter ihrem Mantel zu verbergen und so auch das leise Sirren zu dämpfen, das von ihm ausging.
    «Was ist denn das?» Als Siegfried sich zu den Schöffen umdrehte, war seine Verblüffung deutlich zu erkennen. «Stimmt etwas nicht?»
    «Wir sind auf der Suche nach den gestohlenen Waren von der
Ludwina
», erklärte der Schultheiß ihm.
    «Bitte was?»
    «Das ist doch lächerlich.» Nun trat Albrecht aus dem Schatten der Nische und verschränkte die Arme vor der Brust. «Wie kommt Ihr darauf, dass Ihr diese Waren hier findet?» Als sein Blick Luzia streifte, zog er fast unmerklich die Brauen zusammen, behielt ansonsten jedoch sein aalglattes Lächeln bei. Lediglich sein leicht flackernder Blick verriet seine plötzliche Wachsamkeit.
    Hole bedachte Albrecht mit einem abschätzigen Blick. «Wer seid Ihr, wenn ich fragen darf?»
    «Albrecht Branten.»
    «Ah.» Mehr hatte der Schultheiß zu dieser Information nicht zu sagen. Stattdessen gab er den Schöffen ein Zeichen, woraufhin sie begannen, in den Regalen zu stöbern.
    «Vater, was hat das alles zu bedeuten?», fragte Siegfried verständnislos. «Wie kommen die Schöffen darauf, dass Wieds Waren in unserem Lager sein könnten?»
    «Das ist lächerlich», wiederholte der alte Thal Albrechts Worte.
    «Wo habt Ihr den Färberkrapp gelagert?», wandte sich Hole an Siegfried, der den Schultheißen jedoch nur verwundert ansah.
    «Wir handeln nicht mit Färberkrapp.»
    «Ach nein?» Hole kräuselte die Lippen.
    «Nein, nur mit Spezereien und Wein.»
    «Und Ihr habt auch keinen Färberkrapp an andere Kaufleute abgegeben? An Heinrich Boos zum Beispiel?»
    «Nein, nicht dass ich wüsste.» Fragend sah Siegfried zu seinem Vater hinüber, der jedoch mit grimmiger Miene schwieg.
    «Herr Hole, hier stehen etliche kleine Krüge aus Ton», meldete Richolf Zacharias. «Alle mit roten Kordeln an den Griffen.»
    «Ihr werdet es doch wohl nicht wagen, all diese Krüge zu öffnen», fuhr Thal dazwischen. «Die Behälter sind nicht umsonst luftdicht verschlossen. Wenn Ihr sie öffnet, können die Gewürze darin schneller verderben. Ist Euch klar, wie groß der Verlust für mich wäre?»
    «Ist gar nicht nötig», sagte Loerbek und ging zu den Schöffen, die im hinteren Teil des Lagers vor dem Regal mit den Krügen standen. «Wenn das Sandelholz darunter ist, erkenne ich den Krug an dem besonderen Knoten, den ich … Ha, seht Ihr, hier ist er.» Triumphierend hielt er einen der gerade handspannenlangen Krüge hoch.
    «Sandelholz?» Albrecht blickte irritiert von Loerbek zu den Schöffen.
    «Jawohl, Sandelholz», betonte Loerbek, griff nach dem Messerchen an seinem Gürtel und öffnete damit den Wachspfropfen, der den Krug verschloss. Lächelnd schüttete er sich ein wenig von den wertvollen duftenden Spänen in die Hand. «Sandelholz erster Güte, wie ich betonen möchte. Eine Schande, dass wir das Wachssiegel öffnen mussten; da gebe ich Euch recht, Herr Thal. Doch wenn wir rasch ein Wachstuch über die Öffnung spannen, dürfte sich der Schaden in Grenzen halten. Auch denke ich, dass Jungfer Luzia gewiss rasch einen Abnehmer dafür finden wird.»
    «Luzia?» Albrecht fuhr zu ihr herum, ebenso wie Thal. Beide Männer starrten sie mit einer Mischung aus Überraschung und Zorn an.
    Luzia war derart erleichtert, dass sie hörbar ausatmete. Mit neuem Selbstvertrauen wandte sie sich Albrecht zu. «Ihr habt recht gehört. Ich habe bei Kapitän Loerbek dieses Sandelholz bestellt. Zu Martins Glück stand es nicht auf der Frachtliste. Ihr mögt Euren Überfall und alle damit verbundenen Betrügereien sehr schlau eingefädelt haben, aber dennoch habt Ihr einen Fehler gemacht.»
    Albrecht trat auf sie zu und funkelte sie an. «Gar nichts habe ich eingefädelt. Ihr seid ja verrückt.»
    «Das bin ich ganz sicher nicht. Ihr habt gestern selbst gesagt, dass Ihr Euch an Martin rächen wollt.»
    «Nichts dergleichen habe ich gesagt!»
    «O doch, das hat er!», rief Irmhild von der Tür her. Mit brennendem Blick eilte das Mädchen auf die kleine Versammlung zu und deutete auf Albrecht. «Ich habe es genau gehört. Er hat gesagt, dass man ihm diesmal

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