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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Geheimnis auf den Grund gehen wollen. Ich hätte gerne schon früher mit euch darüber gesprochen, doch meine Reise nach Italien kam leider dazwischen. Ich fand es nicht sehr passend, Euch, liebe Elisabeth, und Euch, Jungfer Luzia, darüber durch einen einfachen Brief aufzuklären.»
    Elisabeth nickte verständnisvoll, Luzia runzelte jedoch die Stirn. «Aber was», fragte sie, «wäre gewesen, wenn Ihr nicht mehr aus Italien hättet zurückkehren können? Das Reisen in ferne Länder ist beschwerlich, viele kommen dabei zu Tode.»
    Überrascht hob Martin den Kopf, dann lächelte er anerkennend. «Ein gutes Argument, Luzia. Aber auch für diesen Fall hatte ich vorgesorgt. Vor meiner Abreise habe ich eine entsprechende Erklärung über unsere Familie und die Verbindung zu Radulf aufgesetzt und bei einem befreundeten Advokaten hinterlegen lassen. Im Falle meines Ablebens wäret Ihr über alle Zusammenhänge, soweit mir bekannt, in Kenntnis gesetzt worden.»
    «Aha.» Luzia senkte den Blick wieder. Sie wusste nicht, warum, aber Martins Antwort beschämte sie ein wenig. Und sein intensiver Blick, den sie noch immer auf sich ruhen spürte, machte sie nervös.
    In das folgende Schweigen hinein meldete sich Marcella noch einmal zu Wort. «Ihr habt vorhin etwas von einer Reliquie gesagt, Jungfer Luzia – davon, dass die drei Männer sie damals unter sich aufteilten. Was war das für eine Reliquie?»
    «Ein silbernes Kruzifix.» Luzia schaute unsicher Elisabeth an, die zunächst wieder nur die Schultern hob, dann aber zustimmend nickte. «Es besteht aus drei Teilen: dem Kreuz, einem mit Edelsteinen besetzten Rahmen und der Kette. Jeder der drei Männer nahm eines der Teile an sich und gelobte, es niemals aus der Hand zu geben.»
    «Niemals zu verkaufen», korrigierte Elisabeth. «So zumindest wird die Geschichte in meiner Familie erzählt.»
    «Und Ihr besitzt sie immer noch?», fragte nun Arietta, die bisher dem Geschehen mit atemloser Spannung gefolgt war. «Dürfen wir es einmal sehen?»
    «Natürlich. Wir haben den Rahmen und das Kreuz vor drei Jahren wieder zusammengefügt, und seither trägt Luzia das Kruzifix an einer Kette bei sich.» Auffordernd blickte Elisabeth zu Luzia hinüber, die daraufhin jedoch den Kopf schüttelte.
    «Ich habe es nicht dabei, Herrin. Ihr wisst doch, dass es … Ich wollte nicht …» Verärgert merkte sie, wie sie sich verhaspelte, und schwieg.
    Elisabeth räusperte sich. «Nun, dann müssen wir das wohl auf ein andermal verschieben, fürchte ich.»
    «Schade», sagte Martin. «Zu gerne hätte ich die drei Teile des Kreuzes zusammen gesehen.» Er stand auf und zog vorsichtig die Kette unter seinem Hemd hervor. Er nahm sie ab und ließ sie kurz durch seine Finger gleiten.
    Ein leises Raunen ging um den Tisch, als Martin die mit roten und blauen Steinen besetzte Kette auf dem weißen Tischtuch ablegte.
    «Wie schön!», rief Marcella.
    «Woher hast du die?», wollte Augusta wissen. Sie streckte die Hand nach der Kette aus, schien sich aber nicht recht zu trauen, sie zu berühren.
    Luzia starrte wie gebannt auf das fehlende Teil der Kreuzreliquie. Bevor sie wusste, was sie tat, war sie bereits aufgesprungen und um den Tisch herumgegangen, nahm die Kette in die Hand und hielt sie in das Licht des Kerzenleuchters auf dem Tisch. Sie erschauerte leicht, als sie die Wärme spürte, die das Silber ausstrahlte, und dasselbe Pulsieren wahrnahm, das in den vergangenen Tagen auch von ihrem Kreuz ausgegangen war. «Sie ist es», presste sie atemlos hervor und suchte Elisabeths Blick. «Sie ist es tatsächlich.»
    Nun erhob sich auch Elisabeth und berührte die Kette vorsichtig. Dann nickte sie. «Du hast recht, Luzia, das ist der fehlende dritte Teil unseres Kruzifixes.»
    Mit einem verlegenen Blick auf Martin ließ sie sich wieder auf ihren Stuhl sinken. «Verzeiht uns, Herr Wied, aber wir haben uns so lange gefragt, wo die Kette wohl verblieben sein mag …»
    «Wo hast du sie gefunden?», erkundigte sich Augusta nun mit mehr Nachdruck.
    Martin nahm Luzia das Schmuckstück wieder aus der Hand. «In unserem Keller», antwortete er. «Genau wie die Schriftstücke.»
    «Aber wie …»
    «Sie waren in einem geheimen Wandfach versteckt, das ich als Junge zufällig gefunden habe. Ich muss etwa acht oder neun Jahre alt gewesen sein. Du weißt doch, dass ich damals oft unten herumgewühlt habe, Mutter.»
    «Aber warum hast du uns denn niemals davon erzählt?» Jetzt griff Augusta nach der Kette und ließ sie

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