Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
Vom Netzwerk:
gleichzeitig höchst neugierig zwischen Luzia und Konrad hin und her. «Tatsächlich ein Weib an Wieds Stand.» Nun fasste er Konrad fester ins Auge. «Was hat er sich denn dabei gedacht, Junge? Oder ist sie dein Liebchen? Verlobte gar? Warum kennt sie niemand?»
    Luzia schnappte erschrocken nach Luft, nicht nur weil dieser Mann so überaus laut und offen sprach, sondern vor allem weil er es vollkommen an Anstand und Respekt mangeln ließ. Einige vorbeigehende Marktbesucher blieben bereits stehen und gafften.
    Konrad trat dem Mann ruhig entgegen, doch an seinen hochgezogenen Schultern erkannte sie, dass ihm nicht wohl in seiner Haut war. «Herr Boos, was kann ich für Euch tun?»
    «Na, was schon, Junge. Beantworte meine Frage! Was hat dieses Weib hier zu suchen?»
    Konrads Miene verdüsterte sich eine Spur. Luzia bewunderte ihn dafür, dass er noch immer ruhig blieb. «Dieses Weib, Herr Boos, ist die edle Jungfer Luzia, unsere Gehilfin.»
    «Luzia? Luzia? Und wie noch?» Boos war sichtlich erregt, seine feisten Wangen röteten sich.
    Luzia trat nun selbst einen Schritt vor. «Mein Name ist Luzia Bongert, Herr. Ich helfe Herrn Wied für die Zeit des Jahrmarktes mit seinem Stand.»
    Boos’ Blick ruckte zu ihr und schien sie zu durchbohren. «Bongert? Der Name sagt mir nichts. Ihr seid nicht von hier.»
    «Nein, Herr, ich …»
    «Seid Ihr Verwandtschaft?»
    «Nein.»
    «Was dann?» Wieder fixierte er Konrad.
    Als dieser nicht sofort antwortete, ergriff Luzia wieder das Wort. «Ich … Meine Familie ist mit der Familie Wied befreundet», erklärte sie. «Ich bin eigentlich die Leibmagd der Gräfin Elisabeth von Manten, guter Mann. Herr Wied bat mich, für ein paar Tage auszuhelfen, und das tue ich nun.»
    «Eine Magd seid Ihr?» Verblüfft starrte Boos sie an. «Und wie kommt Wied darauf, dass eine Magd seine Gewürze verkaufen könnte? Das tut Ihr doch hier, oder? Steht es etwa schon so schlimm, dass er sich derartiger Hilfe bedienen muss? Warum stellt er nicht gleich einen seiner Knechte oder seine Köchin an den Stand? Ich hab ja gleich gesagt, er soll unser Angebot annehmen. Aber stur, wie er ist, wird er den Rest seines Geschäfts jetzt auch noch ruinieren.» Nach diesen Worten wandte er sich von ihr ab.
    Empört rang Luzia nach Atem. «Gar nichts wird er ruinieren, Herr Boos.» Sie straffte die Schultern und reckte herausfordernd das Kinn, wie sie es so oft bei ihrer Herrin gesehen hatte, wenn diese jemandem die Meinung sagte. «Wie könnt Ihr es wagen, derart abfällig über mich zu sprechen? Ich habe Euch keinen Anlass dazu gegeben, oder etwa doch?»
    Boos’ Kopf ruckte erneut zu ihr herum. «Wie bitte?»
    Luzia hielt seinem Blick stand. «Ich möchte Euch bitten, Euch auf Eure Manieren zu besinnen, Herr Boos. Es ziemt sich ganz sicher nicht, mitten auf dem Marktplatz solch wilde Spekulationen über mich oder Herrn Wied zu äußern. Die Leute starren uns ja bereits an.»
    «Wie?» Rasch blickte sich Boos um und erkannte, dass sie recht hatte.
    Zufrieden verschränkte Luzia die Arme vor dem Leib. «Und nun wollt Ihr uns vielleicht mitteilen, was Euch hierhergeführt hat.»
    Unbehaglich kratzte Boos sich am Kinn. «Ich muss mit Martin sprechen.»
    «Er ist in unserem Kontor», sagte Konrad. Ihm war deutlich die Verwunderung über Luzias Mut und noch mehr über ihre scharfe Zunge anzumerken. «Soll ich Euch dorthin begleiten?»
    «Als wüsste ich den Weg nicht, wie?» Nun deutlich ruhiger, schüttelte Boos den Kopf. «Lass gut sein, Junge.» Er runzelte die Stirn. «Sie ist ganz sicher nicht dein Liebchen … oder gar das deines Bruders?»
    «Jetzt reicht es aber!» Luzia funkelte ihn zornig an. «Ich bin niemandes Liebchen. Wie könnt Ihr es wagen, mich derart zu verunglimpfen?»
    «Man wird wohl noch fragen dürfen», knurrte Boos. «Ihr müsst zugeben, dass das alles einen äußerst merkwürdigen Eindruck macht.»
    «Merkwürdig ist Euer Verhalten, Herr Boos», erwiderte Konrad. «Ich denke, es ist besser, wenn Ihr nun geht.»
    Boos zog die Brauen zusammen, und seine Wangen färbten sich erneut rosa. Doch er erwiderte nichts darauf, sondern bellte seinem Knecht einen kurzen Befehl zu und ging davon.
    Luzia atmete auf und merkte erst jetzt, dass ihre Hände zitterten. Rasch verschränkte sie ihre Arme wieder. «Wer war das?»
    Konrad seufzte und rieb sich das Kinn. «Heinrich Boos, ein Spezereienhändler.»
    «Ein Konkurrent?»
    «Nicht direkt. Bisher jedenfalls nicht.» Konrad seufzte und blickte ihr prüfend

Weitere Kostenlose Bücher