Die Gewürzhändlerin
schmunzelte er und griff nach seiner Geldbörse. «Also gut, zwei Lot Zimt und ein halbes Pfund Zucker.» Er legte den Kopf auf die Seite. «Eigentlich hatte ich gar nicht vor, etwas zu kaufen, edle Jungfer.»
Luzia behielt ihr Lächeln bei. «Das dachte ich mir schon, guter Herr. Aber ich freue mich, dass Ihr Euch anders entschieden habt.»
«Und ich erst», murmelte der Kaufmann und gab ihr die abgezählten Münzen. Dann nahm er den Zimt und den Zucker entgegen und verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken.
Kaum war er verschwunden, verkündete die Marktglocke das Ende des Markttages. Luzia atmete auf und drehte sich zu Alban um. «Wer war das?»
Alban kratzte sich am Kopf. «Das war Ulrich Thal, der größte Konkurrent von Herrn Wied, zumindest im Weinhandel.»
«Oh.» Luzia knabberte an ihrer Unterlippe. «Er wollte mich prüfen, nicht wahr?»
«Sieht ganz so aus. Ihr solltet meinem Herrn davon berichten.»
«Das muss ich wohl.» Nachdenklich begann Luzia, die Krüge und Schalen mit den Gewürzen zusammenzuräumen. Alban holte den Handkarren herbei und verstaute alles darauf. Während sie einträchtig den Marktstand aufräumten, kam Anton über den sich allmählich leerenden Florinshof gerannt.
«Luzia, verzeih, dass ich jetzt erst wiederkomme. Aber du glaubst nicht, was ich eben gesehen habe!», rief er aufgeregt und völlig außer Atem. «Einen Luchs! Da ist eine Gauklertruppe, die hat einen Luchs bei sich. Einen lebendigen, an einer Leine. Der kann Kunststücke. Hunde und einen singenden Esel haben sie auch. Das musst du dir unbedingt ansehen!»
Luzia hob lachend den Kopf. «Einen singenden Esel?»
«Ja, wirklich!», bekräftigte Anton. «Und da gibt es auch einen Schwertschlucker und Männer mit Trommeln und Flöten und Fideln und zwei Frauen, die singen und tanzen. Willst du dir das nicht ansehen?»
«Das würde ich gerne», antwortete Luzia. «Aber nicht mehr heute. Es wird spät, Anton. Frau Elisabeth erwartet uns. Wir müssen aber erst den Karren und die Geldkassette zum Kontor bringen.»
«Schade.» Anton ließ einen Moment lang den Kopf hängen, half dann jedoch, die restlichen Waren rasch auf dem Karren zu verstauen. «Morgen vielleicht?»
Luzia hob die Schultern. «Das weiß ich noch nicht, Anton. Aber die Gaukler werden bestimmt noch länger hier sein. Ich werde sie schon nicht verpassen. Nun kommt, es wird langsam nicht nur dunkel, sondern auch kühl.» Sie rieb sich über die Oberarme.
Alban packte die Griffe des Karrens und schob ihn voraus. Luzia folgte ihm; Anton dicht neben sich. Die Geldkassette hatte sie unter ihrem Mantel verborgen, damit niemand sie sah.
Der Weg über die Danne zum Kornmarkt war nicht weit; als sie Martins Anwesen erreichten, wurden sie bereits von zwei Knechten erwartet, die den Karren in Empfang nahmen und in das Lagerhaus brachten. Alban führte Luzia ins Haus und ging voraus zum Kontor.
Martin blickte langsam und mit abschätzendem Blick auf, als Alban sich bemerkbar machte und ihm meldete, dass Luzia bei ihm sei. Bedächtig stand er auf und ging um sein Schreibpult herum. «Jungfer Luzia, kommt herein», forderte er sie auf. «Alban, du kannst dich für heute zurückziehen. In der Küche steht Eintopf, falls du Hunger hast. Biete auch Anton davon an, der Junge ist sicher ebenfalls hungrig.»
«Danke, Herr.» Alban verbeugte sich artig und verschwand.
Luzia betrat das Kontor und sah sich neugierig um. Regale und Truhen säumten die Wände. An den wenigen freien Stellen hatte Martin geknüpfte Wandbehänge mit Jagd- und Tiermotiven aufgehängt.
Martin machte einen halben Schritt auf sie zu und blieb dann stehen. «Wart Ihr erfolgreich?» Sein Ton klang unfreundlich; offenbar hatte er die schlechte Laune vom Morgen, von der Konrad gesprochen hatte, noch nicht überwunden.
Rasch hielt Luzia ihm die Geldkassette hin. «Ich denke schon», antwortete sie und berichtete kurz von den beiden Kundinnen, die sie heute bedient hatte. Auch von Frau Barbaras Frage nach der Weinlieferung erzählte sie.
Martin nickte und nahm ihr die Geldkassette ab. Dabei streiften seine Finger kurz ihre Hand. «Ich kümmere mich darum. Jetzt, da der Burgunder endlich eingetroffen ist, kann ich ausliefern.»
«Da ist noch etwas.» Luzia bemühte sich, ruhig zu bleiben und ihre Hand nicht hastig zurückzuziehen. Die kurze Berührung seiner Finger hatte ihr einen leichten Schauer über den Rücken gejagt.
Martin blickte sie aufmerksam an. «Und das wäre?»
Sie schluckte und
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