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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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einen Groschen.» Luzia wog der in feinen Brokat gekleideten Frau, die kurz vor dem Marktende an den Stand gekommen war, die gewünschten Senfkörner ab. «Anstelle des Preisnachlasses kann ich Euch aber auch ein Bündel Alantwurzeln und ein Säckchen Kümmel anbieten.» Luzia bückte sich, um den Korb mit den Wurzeln auf den Tisch zu heben. Gleichzeitig schielte sie auf die Preisliste, die sie auf einer der Kisten unter dem Schragen abgelegt hatte, um sich zu vergewissern, dass ihre Rechnung stimmte. Als sie sich wieder aufrichtete, sah sie hinter der Kundin einen hageren weißhaarigen Mann in Kaufmannskluft stehen. Sie lächelte ihm kurz zu und wandte sich dann wieder an die Frau, die in ihrer Geldkatze wühlte. «Wäre Euch das recht, wohledle Frau?»
    «Kümmel und Alant, sagt Ihr?»
    «Wenn Ihr es wünscht.»
    «Also gut, dann packt mir die Gewürze ein. Sagt, Ihr wisst nicht zufällig, wie es um die Weinlieferung steht, die wir von Herrn Wied erwarten?»
    Bedauernd schüttelte Luzia den Kopf. «Es tut mir leid, mit dem Weinhandel bin ich nicht vertraut. Aber wenn Ihr mir Euren Namen sagt, werde ich gerne nachfragen.»
    «Barbara Nyvelonck», sagte die Frau. «Mein Mann ist Goldschmied.»
    Luzia warf Alban einen fragenden Blick zu, doch dieser hob nur die Schultern. Sie lächelte die Kundin an. «Ich werde Herrn Wied noch einmal daran erinnern.» Rasch nahm sie die Münzen entgegen, zählte sie und überreichte der Kundin dann die Gewürze. «Gehabt Euch wohl, Frau Barbara, und beehrt uns bald wieder.» Sie sah der Frau kurz nach, dann wandte sie sich dem Kaufmann zu, der nun näher trat. «Womit kann ich Euch dienen, Herr?»
    Neben ihr räusperte sich Alban leise, und als sie ihm einen kurzen Blick zuwarf, bemerkte sie sein besorgtes Gesicht, konnte sich jedoch keinen Reim darauf machen.
    «Ihr seid Wieds neue Gehilfin, ja?» Der Kaufmann lächelte freundlich, seine Augen blieben jedoch ernst. «Verzeiht, wenn ich gelauscht habe, aber offenbar gebt Ihr hier ordentliche Preisnachlässe.»
    Luzia erwiderte sein Lächeln höflich. «Nur wenn Ihr, wie die Kundin eben, die doppelte Menge dessen kauft, was Ihr ursprünglich wolltet.»
    «Nun, dann macht mir ein Angebot.»
    «Dazu müsst Ihr mir zunächst einmal sagen, welches Gewürz Ihr wünscht, Herr.»
    «Zimt.» Der Kaufmann lächelte verschlagen. «Fünf Lot.»
    Luzia starrte ihn für einen Moment verblüfft an. «Verzeiht, Herr, aber seid Ihr sicher, dass Ihr Euch nicht irrt? Fünf Lot kosten elf Turnosgroschen. Wenn Ihr die doppelte Menge wünscht, könnte ich Euch den Zimt für zwanzig Turnosen und vier Pfennige anbieten.» Sie zögerte. «Aber eine solch große Menge Zimt wollt Ihr doch nicht wirklich kaufen, Herr, oder? Er könnte verderben und …»
    «Macht Euch darüber keine Gedanken, edle Jungfer.» Der Kaufmann behielt sein Lächeln bei. «Ihr würdet mir also etwa den zwanzigsten Teil des Preises nachlassen? Seid Ihr sicher? Wollt Ihr nicht lieber noch einmal nachrechnen?» Sein Blick wanderte bedeutungsvoll zu dem Rechenbrett, welches Konrad am Rand des Schragen aufgestellt hatte.
    Luzia schüttelte den Kopf. «Herr, ich versichere Euch, der Preis ist richtig. Allerdings könnte ich Euch auch für den vollen Preis eine Zugabe von je zwei Lot Anis und Kümmel anbieten. Oder, wenn Ihr schon bereit seid, eine so große Summe auszugeben, legt noch einen Turnos und zwei Pfennige drauf, und Ihr erhaltet eine Muskatnuss dazu.»
    Wieder hörte sie Alban sich räuspern, achtete jedoch nicht darauf. Der Kaufmann vor ihr schien überrascht und bemühte sich offenbar, ihre Rechnung nachzuvollziehen. Schließlich schüttelte er den Kopf. «Dummerweise habe ich augenblicklich weder für Muskat noch für Anis und Kümmel Verwendung. Und was den Zimt angeht, so habt Ihr natürlich recht: Fünf Lot sind zu viel, zehn erst recht. Ich denke …»
    «Wie wäre es mit zwei Lot für den Anfang?», schlug Luzia rasch vor. «Das würde vier Turnosen und zwei Pfennige machen.» Sie hob das Kästchen, das den Zimt in bereits abgefüllten Heftchen enthielt, auf den Tisch. «Gerne gebe ich Euch für einen Turnos mehr noch ein halbes Pfund Zucker dazu. Habt Ihr schon einmal eine Mischung aus Zimt und Zucker probiert? Ein außergewöhnlicher Gaumenschmaus, das versichere ich Euch, wohledler Herr. Die Mischung schmeckt sehr gut zu Bratäpfeln, aber auch in Wein.»
    «Zu Äpfeln?»
    «Versucht es.» Luzia warf ihm ein strahlendes Lächeln zu.
    Der Kaufmann runzelte die Stirn, dann

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