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Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)

Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)

Titel: Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
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verraucht ist. Und solange diese Heiratssache auch noch im Raum steht, solltet Ihr vielleicht deutlich machen, dass Ihr dabei mitreden wollt.“
    Gillian überlegte. „Meint Ihr, mehr Zeit würde mir eine bessere Verhandlungsbasis verschaffen?“
    „Eindeutig!“, war Caleb überzeugt. „Wenn Ihr heute noch nach Hause zurückkehrt, dann habt Ihr nichts gewonnen. Ihr müsst Euch mit dem Ärger Eurer Brüder auseinandersetzen, und ärgerliche Männer beharren auf ihrem Standpunkt. Bleibt Ihr ein wenig länger, dann verschafft Euch die Erleichterung Eurer Angehörigen einen besseren Verhandlungsspielraum.“
    Das klang überzeugend, sehr überzeugend sogar. Und da Caleb ein Mann war, musste er sich mit der männlichen Denkweise auch auskennen. Aber vielleicht war Gillian auch nur zu gerne dazu bereit, einen Grund zu akzeptieren, der Ihr eine weitere Galgenfrist einräumte.
    „Und ich denke auch nicht“, führte Caleb weiter aus, „dass es einen guten Eindruck macht, wenn man verletzt nach Hause kommt.“
    Auch bei dieser Meinung war Gillian gerne bereit, sich anzuschließen. Eigentlich würde sie im Moment allem zustimmen, was sie ein wenig länger von ihrer Familie fernhalten würde. Natürlich nicht aus Feigheit, sondern nur, um sich eine Atempause zu verschaffen, in der sie nach guten Argumenten gegen eine Heirat suchen konnte.
    Aber eine Hürde gab es da noch, die sie nicht außer Acht lassen durfte. Caleb! Auch wenn er ihr bisher geholfen hatte, so musste sie sich doch eingestehen, dass sie sich aufgedrängt hatte. Schlimmer noch, sie hatte ihn mit ihrer absichtlich herbeigeführten Verletzung in die Irre geführt. Und sein gut gemeinter Rat beinhaltete nicht einen Aufenthalt in seiner Burg. Davon war ganz eindeutig keine Rede!
    „Ich weiß aber nicht, wo ich bleiben soll“, gab Gillian zu.
    Caleb blickte erstaunt. „Keine Tante, die Euch für ein paar Wochen aufnehmen würde oder ein anderer Verwandter?“
    „Für ein paar Wochen?“, quiekte Gillian erschrocken.
    „Sicher, ein paar Wochen müssten es schon sein.“
    „Ich kenne nicht einmal jemanden, bei dem ich mich für ein paar Tage verstecken könnte“, gab Gillian niedergeschlagen zu.
    „Das habe ich befürchtet.“ Caleb zeigte sich wenig überrascht. „Warum gerate ausgerechnet ich in so eine Situation?“, schüttelte er über sich selbst den Kopf. Dann sah es so aus, als würde er mit sich selbst ringen. Schließlich verlor er den Kampf gegen sein besseres Ich.
    „Gut, Ihr könnt hier bleiben. Von mir aus auch für ein paar Wochen. Aber ich sage Euch gleich, Ihr müsst mit dem zurechtkommen, was wir hier haben. Ich werde für Euch kein Hausmädchen oder eine Zofe besorgen, klar?“
    Machte er Witze? Ein Hausmädchen, eine Zofe? Nie würde sie eine Forderung stellen, wenn jemand so großzügig war, ihr ein Heim anzubieten, auch wenn es nur auf Zeit war.
    „Bitte sagt, dass Ihr Euch nicht gerade über mich lustig macht, Caleb!“
    „Natürlich nicht! Bleibt hier so lange Ihr wollt!“
    Gillian war so gerührt, dass sie schlucken musste und ihre Augen feucht wurden. Aber Calebs Reaktion auf diesen sich anbahnenden Gefühlsausbruch stoppte jeden Überschwang sofort.
    „Wenn Ihr vorhabt, bei jeder Gelegenheit meine Burg unter Wasser zu setzten, besorge ich lieber erst einmal einen Lappen!“
    Er hatte wirklich ein Gemüt wie ein Fleischerhund!
     
    4
     
     
    Gillian biss den letzten Faden ab und strich dann über den weichen Stoff. Sie hatte eine Vorliebe für grün und hatte gar nicht glauben können, dass Caleb die lange Stoffbahn für sie erstanden hatte. Die ganze Woche nähte sie jetzt schon und hatte ein Überkleid und ein großes Umhängetuch zustande gebracht. Und aus dem restlichen Stoff würde sie ein paar Sitzkissen und einen Tischläufer für die Wohnhalle machen.
    Es hatte ihr nichts ausgemacht, die langen Stunden vor dem Kamin in der Halle zu sitzen und zu nähen. Schließlich war ihr Knöchel noch geschwollen und jeder Spaziergang ein Kraftakt.
    Aber nach der langen Zeit im Haus wollte sie nun hinaus in die Sonne. Und jetzt, mit einem neuen Kleid und der dazu passenden Stola, würde die kühle Herbstluft ihr auch nichts anhaben können.
    Mit ihrem Fuß konnte sie mittlerweile schon wieder ganz normal auftreten, auch wenn sie sich noch ein bisschen unbeholfen gab, wenn Caleb in der Nähe war. Gillian hatte noch immer ein wenig Angst davor, dass er ihr nahelegen würde, die Burg zu verlassen, wenn sie wieder vollkommen gesund

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