Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
damit machen soll.“
„Ich nehme ihn!“, beeilte sich Gillian zu sagen. „Ihr braucht ihn nicht im Wald aussetzen!“
Der hoffnungsvolle Blick, den Gillian auf Caleb richtete, wandelte sich in Erleichterung, als der nickte. Und der Entscheidung über das Schicksal des Hundebabys folgte sofort eine weitere.
„Wie heißt er denn?“
Caleb gab sich entsetzt. „Ihr denkt, dass ich das weiß? Wie es aussieht, gehört das Tier jetzt Euch. Darum müsst Ihr einen Namen dafür finden!“
Gillian hob das kleine Hündchen mit beiden Händen hoch und schaute konzentriert in das platte Gesicht. „Brutus, ich werde ihn Brutus nennen!“
„Macht was Ihr wollt!“, zuckte Caleb mit den Schultern, aber in seinen Augen funkelte es amüsiert.
* * *
Brutus schnüffelte unter dem Tisch an Calebs Stiefeln und schleckte dann über das Leder. Aber das tat er nur, weil Gillian gerade nicht im Raum war. Sonst wäre er dem Mädchen um die Füße gesprungen oder hätte sich auf ihrem Schoß zusammengerollt. Aber wenn sein Frauchen nicht zur Verfügung stand, nahm er auch mit Caleb vorlieb.
„Komm her, du Schlingel!“ Caleb schmunzelte, beugte sich hinunter und setzte sich das Hundebaby auf den Schoß. Dann kraulte er ihn hinter den winzigen Ohren und musste sich für diese Tat vor feuchten Liebesbezeugungen in Sicherheit bringen. Sonst hätte er an diesem Morgen eine zweite Gesichtswäsche erhalten.
„Wenn du Gillian verrätst, was wir beide gerade gemacht haben, setze ich dich doch noch im Wald aus!“, sprach Caleb eine Drohung aus, die keiner von ihnen beiden wirklich glaubte. Und Caleb musste sich erneut vor Brutus‘ feuchter Zunge in Sicherheit bringen, indem er ihn mit beiden Händen weit von sich streckte.
Gillian erwischte Caleb eben noch, wie er Brutus auf dem Boden absetzte. Ihr fragender Blick verleitete ihn zu einer kleinen Notlüge. „Brutus ist auf den Tisch gesprungen, das kleine Ungeziefer!“
Die Lüge war leicht zu durchschauen. Brutus war in den zwei Wochen auf der Burg zwar ein bisschen gewachsen, aber immer noch zu klein, um selbst auf die Bank vor dem Esstisch zu springen. Was Gillian mehr und mehr in der Vermutung bestärkte, dass Caleb das Tierchen durchaus mochte. Jedenfalls war er immer sehr vorsichtig, wenn er sich in der Wohnhalle aufhielt, damit ihm der kleine Hund nicht aus Versehen unter die Füße geriet. Denn Brutus hatte die größte Freude daran, sich unter den am Boden ausgelegten Fellen, hindurch zu graben. „Brutus und ich gehen ein bisschen hinaus“, erklärte Gillian. „Kommt Ihr mit?“
Caleb gab sich mürrisch. „Muss ich wohl. Ihr verliert dieses Fellbündel in all den Laubbergen dort draußen nur!“
Calebs widerwillige Zustimmung durchschaute Gillian mittlerweile. Vor allem seit sie vor ein paar Tagen, als Caleb nicht auf der Burg war, mit Brutus einen Besuch im Stall gemacht hatte. Denn Dexter war überhaupt nicht überrascht, dass Gillian jetzt einen kleinen Gefährten hatte. Ganz im Gegenteil, er lobte seinen Herrn sogar dafür, so eine überaus bezaubernde Wahl getroffen zu haben. Und als Gillian in Dexter drang, ihr das zu erklären, gab der zu, dass das kleine Fellbündel nur dafür angeschafft worden war, um Gillian eine Freude zu machen.
Natürlich verriet Gillian Caleb nicht, dass sie hinter den Schwindel mit dem im Wald gefundenen Hundebaby gekommen war. Warum sollte sie ihn in Verlegenheit bringen, wenn er so aufmerksam war, sich darüber Gedanken zu machen, was ihr gefallen könnte. Sie fand es ausgesprochen süß von ihm, dass er sie auf keinen Fall dazu bringen wollte, in ihm mehr zu sehen als jemanden, der ihr widerwillig half. Denn ihre Rückkehr nach Hause und zu einer arrangierten Ehe stand immer noch im Raum. Auch wenn jeder das Thema tunlichst vermied.
Der Spaziergang rund um die Burg war genau so, wie Caleb es vorausgesehen hatte. Brutus sprang in jeden Laubhaufen, den er finden konnte, wühlte darin herum und fand dann natürlich nicht mehr heraus. Nach der dritten Rettungsaktion weigerte sich Caleb, dem kleinen Satansbraten noch einmal in einen Laubhaufen zu folgen. Somit musste sich Gillian selbst um ihren kleinen Liebling kümmern. Doch Gillian war lange nicht so geschickt wie Caleb und versank selbst in den Blättern. Dafür fand jedoch Brutus alleine heraus, und so musste dieses Mal das Mädchen gerettet werden.
Als Gillian Caleb beide Hände entgegen streckte, damit er sie aus ihrem weichen Gefängnis befreite, setzte der seine Kraft nicht
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