Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
sich deren Mutter mit ihren Drillingen in ihre Kammer zurückgezogen, und waren seitdem nicht mehr herausgekommen.
Dass die Töchter ihrer Mutter nach über drei Monaten Trennung viel zu sagen hatten, war durchaus nachvollziehbar. Aber würden die Mädchen auch etwas von den Männern erzählen, die sie getroffen hatten? Und wenn ja, waren es positive oder negative Geschichten, die sie zu berichten hatten?
Vielleicht wäre es zu diesem Zeitpunkt auch angebracht, zumindest Lady Ramona, die Mutter der Drillinge, über das zu informieren, was sie geplant hatte. Nur zur Sicherheit, damit die Lady keinen falschen Eindruck von den Menschen bekam, denen sie ihre Töchter anvertraut hatte.
Sir Ranulf unterbrach Gillians trübe Überlegungen, als er zu ihr in den Wohnraum kam. Er hatte den Abend mit Caleb verbracht und freute sich jetzt darauf, einen ausgiebigen Blick auf dessen kleine Ravenwood Prinzessin zu werfen, die in Gillians Armen schlief. Er setzte sich zu ihr in die Fensternische und bewunderte die kleine Rosemarie.
„Ich wünschte, die Töchter meiner Gemahlin wären auch noch so klein, wie Euer Baby, Lady Gillian. Ich muss sagen, ich empfinde gegenüber meinem Neffen doch so etwas wie Neid!“
Gillian lachte und bot ihm an, das Baby zu halten. Ein wirklich faszinierender Anblick, wie der stattliche Ritter das zarte kleine Baby in seinen Armen wiegte.
„Ihr macht das sehr gut, Sir Ranulf“, lobte Gillian.
„Das will ich meinen“, scherzte der Ritter. „Schließlich bin ich schon etwas länger Vater, als Ihr Euer Baby habt!“
Eine wirklich dreiste Übertreibung, die aber deutlich Sir Ranulfs gutmütigen Humor zeigte, der ihm zu Eigen war.
„Prahlst du schon wieder mit deinen neu gewonnenen Status als Vater, mein Lieber?“
Der Tadel kam von Lady Ramona, die sich ebenfalls im Wohnraum der Familie einfand, nachdem sie die ganze Nacht mit ihren Töchtern zugebracht hatte.
„Du denkst, ich prahle? Wenn man das Glück hat, nicht nur eine bezaubernde Frau für sich zu gewinnen, sondern gleich eine ganze Familie, kann man das nicht oft genug sagen!“
Lady Ramona warf ihm zum Dank eine Kusshand zu und lächelte liebevoll.
„Sind alle Ravenwoods solche Herzensbrecher, Lady Gillian? Denn wenn das so ist, wird es interessant zu sehen, wie viele Eroberungen Eure Tochter einmal macht, wenn sie alt genug ist.“
„Mich hat sie schon erobert“, behauptete Sir Ranulf und wandte sich dann an Lady Gillian. „Ihr könntet uns dieses Kleinod eigentlich eine Weile überlassen. Sozusagen als Gegenleistung dafür, dass Ihr unsere Töchter bei Euch haben durftet!“
Auch wenn diese Worte als Scherz gemeint waren, nahm Gillian dem Ritter das Baby lieber wieder ab.
„Oh nein, Sir Ranulf. Ich bin sicher, Ihr werdet mit Euren eigenen Töchtern genügend zu tun bekommen. Darum wäre es besser, Ihr haltet Euch erst einmal an sie!“
Sir Ranulf sah ein wenig enttäuscht aus.
„In dem Alter brauchen die Mädchen einem ja kaum noch. Und was hat ein Vater da schon groß zu tun?“
Mit dieser Einschätzung lag er ganz gewaltig daneben und Lady Ramona klärte diesen Irrtum auch gleich auf.
„Wie es aussieht, mein Lieber, brauchen dich die Mädchen im Moment sogar dringender, als mich“, lächelte sie ihren Gemahl an. „Bist du bereit, die Ehre deiner Töchter zu verteidigen?“
Ein interessiertes Funkeln blitzte in Sir Ranulfs Augen auf, als er den schelmischen Gesichtsausdruck seiner Lady bemerkte.
„Ihre Ehre? Ich habe schon für weniger gekämpft, als für die Ehre, mein Schatz. Was auch immer, für die Mädchen, bin ich dazu bereit!“
„Das ist gut. Du musst ihnen etwas zurückholen, was man ihnen gestohlen hat.“ Lady Ramona machte eine bedeutungsvolle Pause bevor sie fortfuhr. „Du musst ihnen ihre Herzen zurückholen, die die Gildal Drillinge gestohlen haben!“
* * *
Luther traute seinen Augen nicht, als sich aus dem Frühnebel und den Bäumen des Waldes, langsam eine Armee löste. Er war sich nicht bewusst, dass er mit irgendjemanden Streit gehabt hätte, der sich jetzt in einem Überfall entlud. Aber das musste ja nicht unbedingt etwas heißen. Nicht jeder brauchte einen Grund, wenn es ihn nach den Ländereien eines anderen Ritters gelüstete.
Aber Luther war vorbereitet. Alle seine Männer befanden sich auf ihren Posten, kaum dass das Warnsignal im Morgengrauen ertönt war. Thad stand neben ihm auf den Zinnen der Burg und Thomas und Theo organisierten die Kämpfer im Innenhof.
Man war auf
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