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Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Titel: Die Gilde von Shandar: Die Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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als sehr nützlich erweisen.
    Als Spionin hatte Femke es gelernt, dass man Lügen am besten um unbestreitbare Wahrheiten herum aufbaute. Auf diese Weise würden die vagen Hinweise, die Femke bezüglich der Stellung der Magd gab, die sie einzunehmen hoffte, und die Tatsache, dass man davon wusste, dass eine Stelle frei werden würde, dazu führen, dass die Leute, falls sie befragt wurden, Fakten und Lüge zusammenreimen würden, um sie der Situation anzupassen. Die freie Stelle ließ Femke tatsächlich glaubwürdig erscheinen und so erfuhr sie schnell den Namen des Livreeherstellers.
    Kurz darauf hatte sich die Spionin die Arbeitskleidung einer Palastdienerin verschafft, die sie unter demselben Vorwand erwarb. Es wurden keine Fragen gestellt, und Femke gab freiwillig keine weiteren Informationen, sodass sich die Händler ihre eigenen Gedanken machen mussten.
    Danach suchte sie einen Alchemisten auf, bei dem sie ein Öl erstand, das, wenn sie sich damit einrieb, ihre Haut etwa für eine Woche goldbraun färbte. Darüber hinaus kaufte Femke sich Bleiche, um ihr eigenes Haar hellblond zu färben, und etwas Make-up für Lippen und Augen, um sich in der Mode der Damen aller Gesellschaftsschichten in Mantor zu schminken. Des Weiteren besorgte sie sich noch eine dunkle Perücke mit einer anderen Frisur wie der, die sie jetzt trug, und war sowohl mit der Passform als auch der Qualität zufrieden. Die Perückenmacher von Thrandor hatten Techniken entwickelt, die denen der Shandasier weit überlegen waren. Femke schwor sich, nie wieder eine Perücke in Shandar zu kaufen.
    Spät am Nachmittag, nachdem sie sich in einem Gasthaus einquartiert hatte, verließ Femke das Haus als eine völlig andere Frau als die, die kurz zuvor hineingegangen war. Niemand schenkte ihr im Gasthaus oder auf der Straße Beachtung. Die neuen, nicht einheitlichen Kleidungsstücke waren so gewählt worden, dass sie das Interesse eher ablenkten als auf sich zogen. Scheinbar hatte sie gut gewählt.
    »Nun, Shalidar, jetzt lass uns doch einmal sehen, was du vorhast«, sagte sich Femke. »Zuerst werde ich mal dem Haus, in das ich dich vor ein paar Tagen habe hineingehen sehen, einen Besuch abstatten.«
    Femke wusste, dass es nicht einfach werden würde, eine Verbindung zwischen Shalidar und Baron Anton herzustellen. Außerdem würde es schwierig werden, wenn nicht gar unmöglich, zu beweisen, dass er den Baron ermordet hatte, da man ihre Brosche in der Hand des Toten gefunden hatte. Außerdem würde ein Vergleich der Messerwunden zeigen, dass die Wunde in Graf Drebans Hals zu ihren Klingen passte, doch solche Beweise galten nur als Indizien, wenn man nicht ihr fehlendes Messer am Schauplatz des Mordes von Anton gefunden hätte. Der zweite Mord könnte insofern sogar hilfreich sein, als dass er bedeutete, dass Shalidar zwei Alibis brauchte. Es könnte sich als vorteilhaft für Femke erweisen, aber noch war es zu früh, um sicher zu sein.
    Femke brauchte etwa eine Stunde bis zu dem großen Haus, wo sie Shalidar gesehen hatte. Scheinbar eine Ewigkeit – auch wenn es kaum eine Minute dauerte – betrachtete sie das große frei stehende Anwesen gedankenverloren.
    »Ist alles in Ordnung? Kann ich Euch helfen?«
    Die Stimme eines vorbeigehenden Kaufmanns ließ Femke leicht zusammenzucken. Sie hatte ihn zwar bemerkt, aber als unbedeutend und ungefährlich abgetan. Jetzt schrillten in ihrem Kopf und ihrem Körper die Alarmglocken. Jeder, dessen Interesse sie weckte, bedeutete Gefahr, daher antwortete sie mit Bedacht, um nicht noch weiteres Interesse zu wecken.
    »Alles in Ordnung, Sir, aber darf ich vielleicht fragen, ob Ihr wisst, wem das schöne Haus gehört? Die Anlage von Haus und Garten ist bezaubernd.«
    »Ja, natürlich! Das Haus gehört einem der wenigen shandesischen Kaufleute, die regelmäßig in Thrandor sind. Er lebt seit einigen Jahren hier und ist wegen seiner Ehrlichkeit und seines scharfen Geschäftssinnes sehr angesehen.«
    »Sein Name ist nicht zufällig Shalidar?«, erkundigte sich Femke, obwohl sie die Antwort bereits kannte.
    »Shalidar, ja. Kennt Ihr ihn? Ein netter Mann, wie man sagt, aber es würde mich überraschen, wenn er es in den kommenden Wochen nicht schwerhaben würde«, meinte der Kaufmann und senkte beim letzten Satz die Stimme, als ob er ihr ein Geheimnis mitteilen würde.
    »Ich habe von ihm gehört, Sir. Er wird eine schwere Zeit haben, sagt Ihr? Warum?«, fragte Femke neugierig.
    »Ihr habt doch sicherlich die Neuigkeiten gehört?

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