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Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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vernünftigen Überlegungen. Sie schlang ihren Mitternachtsumhang fest um sich, hielt eine Falte vor ihr blasses Gesicht und schlich auf die Tore des Kathedralengeländes zu. Sie hielt nur einen Moment inne, um zu dem tumultartigen Chaos auf dem Hof zurückzublicken, in dem Versuch, das Bild Pater Aldoniosins, der im Dienst seines Prinzen seinen letzten Blutstropfen verströmt hatte, zu verdrängen.
    Während Rani kummervoll durchatmete, drang ein dunkler Schatten aus der Tür des Refektoriums. Sie war nicht sehr überrascht, die Stimme der Gildemeisterin laut über die kalte Nachtbrise erhoben zu hören. »Halt! Stop! Der Glasmaler-Lehrling!«
    Rani verschwand in der Mitternacht, während das Stampfen von Soldatenstiefeln hinter ihr herhallte.

    »Ihr seht also, dass ich nirgendwo sonst hingehen kann.«
    »Ja, Rai, das sehen wir.« Mair schritt kopfschüttelnd vor Rani auf und ab, auch wenn sie deren neuen Umhang betastete und seinen Wert offensichtlich abschätzte. »Zumindest warste so schlau, den Umhang zu stehlen.« Rani wollte protestieren, dass es niemals ihre Absicht gewesen war zu stehlen. Sie hatte das Kleidungsstück nur in ihrem Entsetzen ergriffen. Sie überlegte es sich jedoch anders und nickte geheimnisvoll. »Schade, dass du nich’ dran gedacht hast, ein paar von den Papierstreifen aufzuheben, die überall aufm Boden des Speisesaals lagen. Wir hätten neue Waren zum Tauschen und was sonst noch brauchen können.«
    Rani widerstand dem Drang, eine Faust um den einen Papierstreifen zu schließen, den sie tatsächlich aufgehoben hatte, den Beleg für wollene Umhänge. »Die Händler hätten gestohlene Papierstreifen wohl kaum eingelöst. Ihr wärt nur wegen dem, was auf dem Kathedralengelände passiert ist, durchsucht worden.«
    Mair lachte kehlig und zuckte die Achseln. »Es wär’n Versuch wert gewesen. Die Stadt is’ nich’ bereit zuzugeben, dass wir Unberührbaren fähig sind, so ‘ne Sache durchzuführen.«
    Rani zog ihren Umhang enger um sich. Sie war eine Nacht lang verängstigt durch die Straßen des Händlerviertels geirrt und hatte, in einer Gasse kauernd, nur wenige Minuten Schlaf bekommen. Als sie von Mair und ihrer Schar geweckt wurde, hatte sich Rani ehrlich gefreut und war den Kindern der Unberührbaren bereitwillig in das Niemandsland zwischen den Stadtvierteln gefolgt.
    Nun, während Rani erneut das unwillkommene Bild des gestohlenen, kopflosen Rumpfes der Ausbilderin Morada verdrängte, fragte sie: »Tatsächlich? Seid ihr fähig, die Kathedrale zu plündern?«
    »Das täteste wohl gern wissen. Nein, Rai, wir werden dir nich’ alle unsere Geheimnisse verraten, bevor du dich uns nich’ für immer anschließt.«
    »Ich soll mich euch anschließen?« Unerwartete Tränen der Erleichterung brannten bei dem Gedanken in Ranis Augen, zu irgendjemandem zu gehören.
    »Ja, wir ham mit dir gehandelt und was von dir gelernt, aber wir werden dir erst mehr über die Unberührbaren erzählen, wenn du schwörst, mit uns und nich’ gegen uns zu kämpfen.«
    »Gegen wen mit euch zu kämpfen?« Ranis Stimme klang im Vergleich zu der derben Aussprache des Unberührbaren-Mädchens unglaublich steif, und sie zuckte zusammen, als jemand anderes aus der abgerissenen Schar antwortete.
    »He, Mair, lass sie gehen. Sie hat keine Ahnung nich’, was es heißt, ‘n Unberührbarer zu sein.«
    Mair sah den schmutzigen Rabe finster an. »Ja, Rabe, und ich will es ihr beibringen. Haste ‘n Problem damit?«
    Der Junge scharrte Staub ungefähr in die Richtung von Ranis Füßen, nahe genug, dass der Lehrling verärgert die Fäuste ballte. »Mir hat niemand nich’ was beigebracht. Und dir auch nich.«
    Mairs Stimme enthielt eine überaus ernste Warnung. »Und wer will behaupten, dass wir für unsere neuen Rekruten nich’ mehr tun können, hä?«
    »Und wer will behaupten, dass ich alles tue, was immer du von mir verlangst?«, warf Rani ein. »Warum willst du mich?«
    Mair wandte sich um und sah sie an, während ihre dunklen Augen im schwachen Licht eines neuen Tages schimmerten. »Mach dir darüber keine Gedanken, Rai. Wir wollen dich einfach.« Die Anführerin der Schar schnippte mit den Fingern und streckte gebieterisch eine Hand aus. Ein kleines Kind kam mit einem halb vollen Weinschlauch herbei. Mair nahm das Leder und wandte sich an die Kinder, die ihr unterstanden. »Ich schlag vor, dass sich Rai uns anschließt, als vollwertiges Mitglied der Schar. Hat jemand was dagegen?«
    Rabe wand sich und bemühte

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