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Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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bei dem Gedanken, dass sie nun vielleicht den Weg zu dieser einfacheren Zeit wiederfände.
    Und so kauerte Rani in einem Eingang im düstersten Bereich der Stadt. Garadolo hatte sie unwissentlich durch die schlimmsten Straßen geführt, hatte einen Weg durch die verschlafenen Viertel verfolgt, in denen es kaum jemanden kümmerte, ob ein Soldat vorüberkam, oder ein Lehrling, oder ein Kind der Unberührbaren. Im Gegensatz dazu hatte todbringende Vorsicht in der Stimme desjenigen gelegen, der die Losung zu wissen verlangte, und Rani zitterte, während sie darüber nachdachte, wie sie am besten an dem Wächter vorbei und zur Bruderschaft und Bardo gelangen könnte.
    »Bleib stehen, kleine Ratte, oder ich zerstückele dich hier und jetzt.« Die Stimme zischelte aus der Dunkelheit heran, und Rani konnte ihren überraschten Aufschrei nicht ganz unterdrücken. Da sie sich auf den im Nebel vor ihr befindlichen Wächter konzentrierte, hatte sie niemanden hinter sich heranschleichen hören. Eine scharfe Klinge kitzelte ihren Nacken, und sie wagte es nicht, sich zu regen, während sie um eine Erwiderung rang.
    »Tarn halte mich von den Himmlischen Toren fern«, krächzte sie, auch wenn sie im Geiste ein tröstlicheres Gebet formulierte.
    »So, die Ratte hat also gute Ohren, hm?« Die Messerspitze trieb sie vorwärts, und sie tat widerwillig drei Schritte und versuchte, das kaum beherrschte Zittern zu ignorieren, das ihre Knie schmerzen ließ. Bevor sie den Kontrollpunkt erreichen konnte, wo Garadolo an dem Wächter vorübergelangt war, wurde ein schweres, schwarzes Tuch über ihre Augen gezogen und die Augenbinde nicht allzu sanft befestigt. Eine Falte schnitt in ihren Nasenrücken ein, und die staubige Binde verursachte ihr einen Niesreiz. Das kalte Metall in ihrem Nacken überzeugte sie jedoch, den Impuls zu unterdrücken. »Los, du spionierende Ratte. Vorwärts.«
    Der gezischelte Befehl ließ ihr keine andere Wahl, und Rani bewegte sich so stetig wie möglich. Die Dunkelheit war desorientierend, und sie bemühte sich, jeden Schritt zu prüfen, bevor sie ihren Fuß aufsetzte. Ihr Gefangenenwärter ließ ihr jedoch keine Zeit zur Erkundung, und Rani befürchtete, jeden Moment in ein tiefes, irdenes Grab zu stürzen. Das Messer duldete keinen Widerstand, und sie zwang sich, sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren, um über das Keuchen ihrer Lungen und das Brennen in ihren Augen hinaus alles ihr Mögliche zu erfahren.
    Die Pflastersteine unter ihren Stiefeln wichen glatten Fliesen, was die Wahrscheinlichkeit verringerte, dass sie sich bei ihrer blinden Erkundung einen Knöchel verstauchen würde. Noch während sie erleichtert seufzte, erkannte sie, dass sie durch einen Eingang gelangt war. Die Tür war niedrig und schmal, und der Türsturz streifte ihre Kapuze, so dicht, dass sich Rani fragte, ob ihr Gefangenenwärter sie gewarnt hätte, bevor sie sich den Kopf angeschlagen hätte. Sie hatte kaum Zeit für weitere, ungehaltene Vermutungen, als raue Hände sie schon zwangen, sich seitwärts zu wenden und jeweils nur einen halben Schritt voranzugehen, während sie versuchte, in dem sehr schmalen Gang ihr Gleichgewicht zu bewahren. Steinwände streiften ihren Umhang, und die losen Enden ihrer Augenbinde verfingen sich, wodurch sich ein schmaler Schlitz öffnete, durch den sie ihre Umgebung betrachten konnte.
    Sie konnte die von Fackellicht beleuchteten Wände zu beiden Seiten ausmachen – bröckelnde Ziegelsteine, die sich eng um sie schlossen. Der Durchgang war gewunden wie eine Schlange. Die weichen Ziegelsteine waren von vielen gezackten Rissen durchbrochen, und verkrustete Flecke waren geblieben, wo Wasser eingedrungen war. Kein Gebäude konnte einen solch langen Gang beherbergen – Rani erkannte, dass sie sich innerhalb der Stadtmauern befinden musste. Sie erinnerte sich ungebeten an Mairs Worte über die Bruderschaft, erinnerte sich an die Feststellung des Unberührbaren-Mädchens, dass sich die Bruderschaft von den Straßen der Stadt fernhielt, von den vier Stadtvierteln fernhielt.
    Rani durchschritt nun einen Gang, der noch enger war als die bisherigen, und gelangte schließlich in einen weiten Raum. Ihr Gefangenenwärter schlug ihr ohne Vorwarnung mit einem harten Gegenstand in die Kniekehlen, so dass sie auf die Knie fiel. Der Ziegelsteinboden war hart, und ihre Zähne klapperten in ihrem Schädel, aber sie hatte kaum Zeit zu protestieren, als der Mann ihr jäh die Augenbinde abnahm.
    Fackeln flackerten in dem

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