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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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schwer. Vier war solch eine geringe Anzahl. »Ich habe mich dafür entschieden, uns nach Amanthia zurückzubringen, uns eine Chance auf die Freiheit zu verschaffen, eine Chance, Hal zu erreichen.«
    »Du hast wie ein General gehandelt.«
    Rani sah den Hauptmann an, während die Worte in ihrem Nacken kribbelten. Sie schüttelte den Kopf und fragte sich, ob sie es ihm vielleicht verständlich machen könnte.
    »Nicht wie ein General, Crestman. Wie ein Händler, der seinen besten Handel abschließt. Oder… oder wie eine Gildemeisterin. Ich habe das getan, was für meine Leute am besten war, obwohl ich fast nichts in den Handel einzubringen hatte. Ich tat, was getan werden musste.«
    Es bestand immerhin eine Chance. Sie könnten Hal vielleicht finden. Er könnte den fünfundzwanzig Goldbarren vielleicht zustimmen. Er könnte das Kleine Heer vielleicht retten.
    Ein Seemann rief etwas in die Nacht hinaus, und Rani spürte, wie das Schiff zu wenden begann. Die großen Segel blähten sich im Wind, und das Schiff ächzte, während es von seinem Ziel Liantine in Richtung Amanthia zurückschwang. Rani schwankte, als das Schiff schlingerte, aber Crestman ergriff ihren Arm fester, bot ihr Halt. »Also haben wir begonnen.« Seine Stimme klang grimmig.
    »Ja.« Sie passte sich seinem Tonfall an. »Und möge Doan uns helfen, König Halaravilli zu finden.«
    Sie flüsterte das Gebet, und der Name des Gottes der Jäger erstarb beinahe im Klang des Windes und der Wellen und dem Seufzen des Soldaten neben ihr.

    Hal kniete vor dem Behelfsaltar in seinem Zelt und lehnte den Kopf an die scharfe hölzerne Kante der Plattform. Er hatte schon den ganzen Abend versucht zu beten, hatte versucht, die Worte zu finden, um die Dämonen auszutreiben, die so häufig in seinem Geist flüsterten. Jedoch nichts funktionierte. Nichts brachte ihm den Frieden seiner Kindheitsgebete, seiner Anrufungen der einfachsten Götter der Liebe und der Familie, der Adligen und des Spielzeugs. Welche Worte auch immer er sprach, welche Gebete auch immer er betete – immer schien Hal den stummen Schmied tot an der Wand der Erdgrube ausgebreitet zu sehen.
    »Heil, Roat, Gott der Gerechtigkeit«, begann Hal erneut. »Sieh mit Gnade auf mich nieder, großer Gott Roat. Wisse, dass ich gehandelt habe, um deine Art unter den Menschen zu fördern. Wisse, dass ich versucht habe, deine Weisheit in meine Handlungen einfließen zu lassen.«
    Worte, leere, phrasenhafte Worte.
    Was ist Gerechtigkeit für einen Menschen, der niedergestreckt wurde, als er lediglich im Dienst seines Königs handelte? Was ist Gerechtigkeit, wenn ein einzelnes Leben für siebzig verwirkt wurde, die von jenen unglaublichen Glaseiern getötet wurden? Was war mit dem verdrehten Genie, das sich die Eier ausgedacht hatte? Was war mit dem König, der ihn befehligt hatte? Wo sollte Hal in einer kalten Winternacht Gerechtigkeit finden, während seine Truppen eine fremde nördliche Stadt belagerten?
    Und selbst diese Belagerung würde letztendlich nicht mit Sicherheit Gerechtigkeit bewirken. Hals Heer lagerte außerhalb der Tore von Sin Hazars Hauptstadt, auf der Ebene ausgebreitet, unmittelbar jenseits der Reichweite eines gekonnt abgeschossenen Pfeils. Sie hatten wirkungsvoll die Handelsstraße in die Stadt unterbrochen. Sie hatten Sin Hazars Versorgungsrouten über Land abgetrennt.
    Was das Meer betraf, konnte Hal jedoch nichts tun. Er hatte nur eine Hand voll Schiffe unter seinem Kommando. Sie waren in Sin Hazars Hafen in Position gegangen, aber es waren zu wenige, um die Amanthianer vollständig abzuschneiden. Sin Hazar würde Fisch und Vorräte hereinschmuggeln sowie Schiffe um Hals Blockade herumführen können.
    Als Hal erkannte, dass seine Aufmerksamkeit erneut von seinen Gebeten abgeschweift: war, unterdrückte er einen Fluch. Wie als Erwiderung darauf hörte er hinter sich Stoff rascheln. Farsobalinti musste eingetreten sein, um ihm zu helfen, sich für die Nacht fertig zu machen. Gut. Genug gekniet, genug der Selbsterniedrigung. Wenn die Götter Hal Weisheit schicken wollten, könnten sie ihn in seinen Träumen finden.
    »Ach«, sprach er laut und stützte eine Hand auf den Altar, während er sich erhob. »Farso, es ist heute Abend kälter, als es gestern Abend war. Warum sind wir nicht nach Süden marschiert, als wir die Chance dazu hatten?«
    »Ja, Euer Majestät. Wärt Ihr nach Süden marschiert, wären die Dinge vielleicht um so vieles einfacher.«
    Hal wirbelte beim Klang der Stimme herum, die

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