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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Offizierspatent kosten, wenn ich Euch vorbeiließe. Wir können jedoch nach dem Herzog schicken. Wenn er Euch die Erlaubnis erteilt…«
    Noch während Rani eine höfliche Bitte zu formulieren begann, entwand sich Monny Mairs Griff. Das Kind schoss an Rani vorbei, schreiend wie eine läufige Katze. Blind gegen Schwerter und Langspieße, stürzte er zum Eingang von König Halaravillis Zelt.
    Die Soldaten reagierten sofort. Rani wurde zu Boden geworfen, ein Mann setzte sich rittlings auf ihren Rücken, und zwei weitere hielten ihre Arme fest. Sie schrie und versuchte, sich zu entwinden, wurde aber festgehalten. Sie sah, dass Crestman und Mair ähnlich behindert wurden. Einer von Crestmans Gefangenenwärtern nahm sich die zusätzliche Freiheit, einen mit einem Panzerhandschuh bewehrten Arm um seine Luftröhre zu legen und seinen Hals nach hinten zu strecken, bis er die Augen verdrehte.
    Monny wurde an der Schwelle des Zeltes ergriffen. Ein Soldat packte ihn von hinten, schloss einen Arm auch um seine Kehle. Zwei weitere richteten Langspieße auf seinen Bauch, und drei Schwerter wurden mit tödlicher Genauigkeit gesenkt. Trotz all der auf ihn gerichteten Waffen schien Monny die Gefahr nicht zu beachten – er schrie weiterhin, wand sich und rang darum, näher an Hals Zelt zu gelangen.
    Rani bemühte sich, trotz des rittlings auf ihr sitzenden Soldaten Luft zu holen, versuchte, ihre Lungen tief genug zu füllen, um dem Jungen einen Befehl zuzurufen. Bevor sie sich jedoch verständlich machen konnte, schallte eine andere Stimme über die Ebene. »Halt!«
    Monny hielt mitten im Schrei inne, und Rani spürte, wie die Soldaten über ihr die Köpfe senkten. »Was ist das für ein Unsinn? Warum können meine Wachen keinen einfachen Befehl befolgen und mich schlafen lassen?«
    Hal stand im Eingang seines Zeltes, die Tunika zerknittert und der Umhang über dem hastig angelegten Brustharnisch zurückgeworfen. Er hielt sein großes Schwert vor sich, die schimmernde Spitze unmittelbar auf Monnys Kehle gerichtet. »Wer ist das?«, fragte Hal. »Welches Kind ist in dieses Lager eingedrungen?«
    »Euer Majestät«, begann Birilano. »Es tut mir leid, Euer Majestät. Ich habe versucht, sie daran zu hindern, Euch zu wecken! Ich wusste, dass Ihr Befehl gegeben hattet…«
    »Wer sind diese Leute?« Hal trat drohend einen Schritt auf Monny zu. »Wie ist dein Name, Junge?«
    »Ich bin Monny«, verkündete das Kind. »Rani wollte Euch sprechen, und diese Männer sagten, das könnte sie nicht. Euer Majestät«, fügte der Junge wie als Nachgedanken hinzu.
    »Rani!« Hal sprang vorwärts, presste die Spitze seines Schwertes an Monnys Kehle. Ein Blutstropfen wallte schwarz im Fackellicht auf. »Was weißt du von Rani?«
    »Euer Majestät«, gelang es Rani schließlich zu krächzen.
    Hal wirbelte zu ihr herum, und sie konnte selbst aus dieser Entfernung hören, wie ihm der Atem stockte. Er ließ seine Waffe fallen, als wäre sie eine Schlange, und vollführte mit einer Hand ein heiliges Zeichen über der Brust. »Tarn rette uns vor Geistern, die unter uns wandeln!«
    »Keine Geister, Sire!« Ranis Worte setzten glühendes Verlangen auf Hals Gesicht frei. Sie fuhr eilig fort. »Sin Hazar hat Euch belogen, Euer Majestät. Nur eines seiner vielen Vergehen.«
    »Rani. Rani Händlerin.«
    »Ja, Sire.« Hals Hände gaben einen raschen Befehl, und die Soldaten, die Rani festgehalten hatten, zogen sie auf die Füße. Es gelang ihr, einen zitternden Hofknicks zu vollführen. »Lebendig und zu Euren Diensten, Sire.«
    Hal war eine lange Minute unfähig zu sprechen. Rani konnte erkennen, dass er vor Erschöpfung abgezehrt wirkte. Dunkle Schatten lagen unter seinen Augen, als hätte jemand Pech unter seine Wimpern gerieben. Ranis Erinnerung zuckte einen kurzen Augenblick zu dem Hal zurück, der ihr Inquisitor gewesen war, als sie sich zu Hause in Morenia für ihre Sünden verantworten musste, und sie fragte sich, wohin dieser halbwüchsige König entschwunden sein mochte. Der junge Mann, der nun vor ihr stand, war unendlich älter, weiser, trauriger.
    Hal hob eine blasse Hand zu Rani und bedeutete ihr, näher zu treten. Sie erwiderte seinen Blick, tat einen Schritt und zuckte kaum zurück, als der Finger des Königs die auf ihre Wange gezeichnete Sonne nachzog. »Rani«, flüsterte er.
    Ein Dickicht von Empfindungen lag hinter diesem einen Wort. Ranis Herz tat einen Satz, pochte so hart, dass sie keuchen musste. Sie beugte sich zu Hal und biss sich auf die

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