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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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sie nicht über Crestmans Heldentat erstaunt gewesen?
    »Ihr wart sehr tapfer, dass Ihr den Hebel noch ein letztes Mal betätigt habt«, sagte Rani. Sie machte dieses Kompliment insgeheim in Sheas Namen.
    Crestman grinste Rani an, aber es lag keine Freude in seiner Miene. »Ich bin ihr Hauptmann. Dafür hat Davin gesorgt. Er hat mit einem Paar Lederschuhen und der Befehlsgewalt dafür gesorgt.«
    Bevor Crestman seiner Verbitterung Ausdruck verleihen konnte, stieg vom Feuer her ein Ruf auf. »Hauptmann! Hauptmann, es ist an der Zeit, die Gefangenen zu richten!«
    Crestman atmete tief ein und ließ den Blick in die Dunkelheit wandern, die Davin verschluckt hatte. »Verzeiht, die Pflicht ruft.«
    »Hauptmann!«, schnaubte Mair, als der Junge davonstolzierte. »Er weiß nich’ das Mindeste darüber, wie man ‘ne Gruppe Kinder führt! Er tut das nur, weil Davin es ihm befohlen hat.«
    »Still!«, sagte Rani und trat einen Schritt näher heran, damit sie hören konnte, was am Feuer vor sich ging. Die Jungen hatten vier große Scheite auf die Flammen gelegt. Rani stellte sich einen kurzen Augenblick vor, die Szene in Glas festzuhalten, in einem Bleirahmen rote, orangefarbene und gelbe Spitzen zu gestalten und die Farbflächen zu neigen, damit das Sonnenlicht sie zum Leuchten bringen würde.
    Rani konnte im Licht des Freudenfeuers sehen, dass die siegreichen Soldaten, diejenigen, die den Esser bemannt hatten, ihre Gesichter mit etwas beschmiert hatten – Erde aus dem gefallenen Schwanenschloss? Asche?
    Während Rani hinsah, eilte einer der kleineren Jungen zu Crestman und streckte die Hand aus, um die dunkle Substanz auch auf dem Gesicht des Hauptmanns zu verschmieren. Crestman nahm die Aufmerksamkeit ernst an und senkte den Kopf, damit er dieselben Zeichen trüge wie seine Leute.
    Erst als auch er geschmückt war, wandte er sich an das Dutzend Jungen, die zusammengekauert dasaßen, der Wärme wegen zu nahe an den leckenden Flammen. Diese Jungen waren bis auf die Unterwäsche entkleidet und auf grausame Art aneinander gefesselt. Die Arme jedes Kindes waren vorne gebunden, die Handgelenke fest mit Lederriemen umwickelt, dann zwischen ihren Beinen hindurchgezogen und mit dem Hals des jeweiligen Jungen hinter ihm verbunden. Wenn eines der Kinder seine schmerzenden Schultern lockern wollte, würde es zumindest einen Mitgefangenen würgen.
    Die Kinder konnten nicht stehen. Sie wanden sich verzweifelt in ihrer kauernden Haltung. Ranis Schultern schmerzten allein beim Gedanken an diese Qual, und sie bemühte sich, nicht in die blassen Gesichter zu blicken. Crestman schien dies jedoch nicht zu stören. Er trat zu dem größten der gefesselten Jungen und schlug ihn hart auf den Arm, so dass das blonde Kind seitwärts fiel und aus seinem bedenklichen Gleichgewicht geriet. Als der Junge stürzte, rang der kleine Soldat hinter ihm nach Atem und wich zurück, um den Druck auf seiner Luftröhre zu lindern. Diese Bewegung bewirkte wiederum, dass das raue Seil zwischen die Beine von Crestmans auserwähltem Opfer einschnitt.
    »Varner!«, brüllte Crestman den blonden Jungen an. »Du nennst dich einen Soldaten?« Der Gefangene starrte nur vor sich hin. »Ich spreche mit dir, Junge! Nennst du dich einen Soldaten im Kleinen Heer?«
    »Ja.«
    »Was hast du dann heute geleistet? Was glaubst du, was für ein Kämpfer du bist?«
    Schweigen. Crestman ballte eine Faust und schlug sie Varner ins Gesicht. Rani hörte, wie die Nase des Gefangenen brach. Blut strömte sein bleiches Gesicht herab. »Ich frage dich noch einmal, Junge. Was glaubst du, was für ein Kämpfer du bist?«
    »Ein treuer«, spie Varner aus. »Davin brauchte Leute auf den Mauern, um sein Gerät auszuprobieren.«
    »Davin brauchte jemanden, um das Schwanenschloss zu verteidigen! Es nützt ihm nichts, seine Geräte gegen einen Haufen plärrende Kleinkinder auszuprobieren!« Rani konnte das halb erstickte Schluchzen der anderen gefesselten Gefangenen hören. Die größere Gruppe Jungen, die schwarz Bemalten, mussten die Laute auch gehört haben, denn sie begannen untereinander zu flüstern. »Da-vin. Da-vin.«
    Crestman grub Varner seine Stiefelspitze in die Seite. »Wir könnten genauso gut gegen junge Katzen kämpfen!«
    »Wir haben unsere Befehle befolgt, Crestman.« Varners Worte klangen gedämpft durch das Blut, das aus seiner Nase tropfte.
    »Wie können wir dir vertrauen, Varner? Wie kann das Kleine Heer jemandem vertrauen, der so schwach ist, ein Schloss an eine Gruppe

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