Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin
mit einem Nicken an. »Trinkt, Mann.«
»Sire, ich glaube nicht, dass ich den Wein dieses Mannes trinken könnte.«
»Wenn Ihr mit diesem Mann Teheboth Donnerspeer meint, muss ich Euch daran erinnern, dass der Mann unser Gastgeber ist, solange wir in Liantine weilen. Er ist der Vater der Frau, die ich heiraten werde, und ein rechtmäßiger König, der von all den Tausend Göttern auf seinen Thron gebracht wurde.«
»Das ist das Problem, Euer Majestät!« Und Siritalanu schritt erneut auf und ab. Der Priester tat dies schon, seit er Hals Raum betreten hatte, seit er, fast ohne zu klopfen, in den Raum geplatzt war. »König Teheboth wurde von all den Tausend Göttern auf seinen Thron gebracht, weigert sich aber, sie anzuerkennen. Er handelt, als besäßen sie keine Macht über sein Leben!«
»Ihr übertreibt, Pater.« Hal drückte dem Priester den Becher in die Hand, während er vorüberschritt, und sah betont hin, bis der Geistliche trank. Nach einem Schluck stellte Siritalanu den Becher jedoch wieder auf den Kaminsims.
»Übertreiben? Ihr habt dieses ständige Gerede über die Gehörnte Hirschkuh gehört!«
»Sie ist hier Tradition, nicht mehr.«
»Wie könnt Ihr das sagen, Euer Majestät?« Der junge Priester zitterte vor Ungestüm, und Zorn und Entsetzen prägten seine Worte. »Ihr habt mir selbst erzählt, er habe einen seiner Lords dafür bestraft, dass er seinen Glauben an die Tausend Götter bekundete. Er hat dem Mann mit der Sklaverei gedroht!«
»Hestaron wurde verurteilt, weil er die Bäume seines Nachbarn gefällt hat.«
»Und dieses Urteil wurde noch verschärft, als er die Götter anrief!«
»Hestaron geht uns nichts an, Siritalanu. Ich werde meine Hochzeit mit der Prinzessin nicht wegen irgendeiner unbedeutenden, höfischen Angelegenheit gefährden.«
»Ihr habt eine Verpflichtung, Euer Majestät! Ihr seid der Verteidiger des Glaubens.«
»Was soll ich tun, Pater? Soll ich den heiligen Krieg gegen den Mann erklären, der mein Vater werden soll, weil es mir missfällt, wie er einen Fall behandelte, der ihm vorgetragen wurde? Oder vielleicht wollt Ihr, dass ich mich vollständig weigere, die Prinzessin zu heiraten?«
Siritalanu rang die Hände. »Stimmt zumindest zu, Euren Hochzeitstag zu verschieben. Es ziemt sich nicht, wenn der Verteidiger des Glaubens an einem Tag mit seiner Braut vereint wird, der der Gehörnten Hirschkuh geweiht ist.«
»Ihr Vater wird nicht zulassen, dass die Zeremonie an irgendeinem anderen Tag stattfindet.« Hal seufzte. »Ihr seid ein Mann des Klosters, Pater Siritalanu. Die Dinge erscheinen Euch vielleicht einfacher, als sie tatsächlich sind.«
»Wie kompliziert können sie sein? Ein gläubiger Mann wird dafür bestraft, dass er die Tausend Götter anruft! Ein Kind wird terrorisiert, und es wird ihm gesagt, es sei böse, weil es wahre Götter hört und nicht die trügerische Stimme einer falschen Göttin. Ist das kompliziert, Euer Majestät?«
Hal bemühte sich sehr, am tadelnden Tonfall des jungen Priesters keinen Anstoß zu nehmen. Er hoffte, Siritalanu mit Vernunftgründen zu erreichen. »Komplizierter, als Ihr Euch vorstellen könnt. Als ich diese Hochzeit aushandelte, konnte ich es mir nicht leisten, irgendeinen unbedeutenden liantinischen Dieb in Erwägung zu ziehen. Ich konnte mir den Luxus nicht leisten, die verletzten Gefühle eines Kindes in Betracht zu ziehen – selbst des Kindes nicht, das meine Braut sein wird. Ich muss ein Königreich beschützen, Pater. Ich muss eine Stadt wieder aufbauen. Tausende über Tausende meiner eigenen Leute erwarten von mir, dass ich sie rette.«
»Aber zu welchem Preis, Euer Majestät? Ihr werdet Euch zerstören, Euren Körper und Eure Seele, wenn Ihr das Ehebett im Namen der Gehörnten Hirschkuh einnehmt.«
»Pater, die Zeremonie, die Ihr verabscheut, ist nur eine symbolhafte Angelegenheit, eine, die stattfindet, lange bevor ich irgendeines Ehebettes ansichtig werde. Ich brauche Euch wohl kaum daran zu erinnern, dass Berylina erst dreizehn Jahre alt ist.«
»Aber letztendlich werdet Ihr zu ihr gehen! Ihr werdet mit ihr Euren Erben bekommen, nachdem Ihr Euer gemeinsames Leben unter der Gehörnten Hirschkuh begonnen habt. Welche Hoffnung könnt Ihr für ein Kind hegen, das in einem ungeweihten Bett gezeugt wurde? Die Tausend Götter werden es mit Missfallen betrachten!«
»Ihr überschreitet Eure Grenzen, Siritalanu!« Hals Stimme bebte vor Zorn. »Ich habe Euch Eure Meinung äußern lassen, aber Ihr dürft nicht
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