Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
Vom Netzwerk:
gedacht hatte. »Wir sind wie eine Familie, Mair. Eine Familie, die weiß, dass sie zusammenhalten muss, dass sie gegen den Rest der außen stehenden Welt standhalten muss. Und doch trauen wir einander nicht wirklich. Wir lieben einander, ja, weil wir es müssen. Aber einander mögen, nein. Überhaupt nicht.« Sie stellte sich Bardo vor, wie er lächelte und den Kopf schüttelte, als er sie vor Jahren, in Moren, an den Toren des Gildehauses verließ.
    »Nun, Rai, ich könnte nicht mit Menschen zusammenarbeiten, die mich verachten.«
    »Sie verachten mich nicht.« Mair neigte nur den Kopf. »Das tun sie nicht! Ich habe mich bereits mit zweien der Gesellen angefreundet – Belita und Cosino. Sie kommen aus Zarithia. Sie haben in den dortigen großen Glaswerkstätten gearbeitet. Sie waren diejenigen, die mir gezeigt haben, wie man den Ocker fein genug mahlt.«
    »Nun, dann. Zwei Freunde unter achtzig. Heil Belita und Cosino!«
    »Warum bist du so stur?«
    »Ich sehe nicht gerne zu, wie du dich für diese Leute quälst. Ich sehe dich nicht gerne für sie arbeiten, wenn sie dich nicht schätzen.«
    Rani gelang ein Lächeln. »Es war doch auch in Ordnung, als ich vor Jahren für deine Unberührbaren-Truppe arbeitete.«
    Mair schnaubte, und das Geräusch genügte, um ihren Sohn aufzuwecken. Laranifarso öffnete seinen rosafarbenen Mund zum Weinen, und die Unberührbaren-Mutter verlagerte ihn in ihren anderen Arm, nutzte die Gelegenheit, ihn an ihrer anderen Brust zu stillen. Er beruhigte sich schnell, erfüllte den Raum mit seinen gierigen Sauggeräuschen.
    Bevor Mair etwas erwidern konnte, klopfte es fest an der Tür. »Herein«, rief Rani und stellte den feinen Ockerstaub, den sie bearbeitete, nur widerwillig zur Seite. Er war bald fertig. Sehr bald…
    Aber das würde noch eine Weile warten müssen, erkannte sie, als die Tür aufschwang und Tovin hereinstolzierte. Der Gaukler versäumte es, mit den Fingern über die Gebetsglocke unmittelbar hinter der Tür zu streichen. Tatsächlich betrachtete er sie einen Moment finster, bevor er die deutliche Entscheidung traf, der briantanischen Tradition nicht zu entsprechen.
    Rani vermisste das Klingen bereits – sie befand sich schon lange genug in Jairs Heimatland, um es zu erwarten. Sie erwartete solch greifbare Hingabe den Göttern gegenüber. »Wo warst du?«, fragte sie und bemerkte, dass er seinen Pilgerumhang trug.
    »Unten. Ich habe eine Fleischpastete gegessen und das genossen, was in diesen Teilen des Landes als Ale gilt. Ich bin es leid, auf dich zu warten, und ich hatte Hunger. Ich wusste, dass du dich mir nicht anschließen würdest.« Er schluckte und sagte dann: »Zum Essen.«
    Rani spürte, wie sie errötete, und warf Mair einen raschen Blick zu. Das Unberührbaren-Mädchen machte sich mit den Decken ihres Sohnes zu schaffen, aber ein Lächeln kräuselte ihre Lippen.
    Tovin sagte: »Als ich unten saß, traf ein Bote ein.«
    »Ein Bote?« Rani hielt ihre Stimme neutral, aber beißende Angst nahm ihren leeren Magen ein. Ein dumpfer Schmerz pochte hinter ihren Augen.
    Tovin sah sich im Raum um, als erwarte er, dass in den schattigen Ecken Spione lauerten. »Von der Gefolgschaft.« Es gelang ihm, diese Worte zu zischen, sie als ein Geheimnis zu übermitteln, ein wahres Flüstern, nicht die Art, die er auf der Bühne äußern würde.
    Mair schaute von Laranifarso auf. »Ich habe mich schon gefragt, wie lange es dauern würde, bis sie unsere Anwesenheit fordern.«
    »Zu lange«, sagte Tovin mit verengten Augen. »Sie wissen schon seit fast zehn Tagen, dass wir hier sind. Sie haben etwas geplant.«
    Rani zwang ihre Stimme zur Gleichmut, bekämpfte den Ärger auf den Mann. Er könnte wenigstens glücklich wirken, sie zu sehen. Selbst wenn sie ihn nicht berühren durfte, durch die Eide verboten, die sie Meister Parion gegenüber geleistet hatte… der Gaukler könnte wenigstens so tun, als hätte er sie vermisst. »Sie können nichts gegen uns planen. Wir sind Mitglieder.«
    »Das hat deinem König auf der amanthianischen Ebene viel genützt.«
    »Das ist eine alte Geschichte, Tovin. Ihr Gaukler verbringt zu viel Zeit damit, bei der Vergangenheit zu verweilen.« Sie hatte geglaubt, sie könnte ihm wenigstens ein Lächeln entlocken, eine Bestätigung, dass die Truppe alte Geschichten sammelte und sie auf neue Art verwandte. Stattdessen sah der Gaukler sie nur finster an, als hätte sie ihn beleidigt. Sie schob ihren Ärger bewusst beiseite und fragte: »Wann sollen wir sie

Weitere Kostenlose Bücher