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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Brianta jemals beehrten. Sie zählten die Symbole und Omen, Übereinstimmungen und Tatsachen auf, die Ranis Leichtgläubigkeit prüften. Sie sprachen über die fanatischen Straßenprediger, als könnten sie in dem wirren Gebrabbel irgendeine Botschaft erkennen.
    Und alle diese Geschichten wurden über Brettern weitergegeben, die unter frisch gebackenem Brot, frisch geschäumter Butter und üppiger, gesunder Kost ächzten. Rani fühlte sich wiederholt in ihre Lehrlingszeit in der Gilde zurückversetzt. Auch damals hatte sie gehungert. Auch damals hatte sie sich danach gesehnt, zu einer Gemeinschaft zu gehören, zu einer Gruppe Gläubiger…
    Ihr Magen knurrte laut genug, dass Tovin auf der anderen Seite des Raumes aufblickte. Sie kämpfte gegen ein Erröten an. »Ranita«, sagte er, »hungerst du dich wieder aus?«
    »Ich esse«, antwortete sie zu rasch. »Ich werde heute Abend essen. Im Gildehaus.«
    »Bestimmt ein großes Festessen.«
    Sie wollte etwas erwidern, als sich die Tür öffnete. Mair trat ein und streifte mit den Fingern prosaisch die Gebetsglocke. »Lar schläft jetzt«, sagte sie. »Chalita meinte, sie könnte ihn bis zur Dämmerung behalten.«
    Ohne ihren Sohn wirkte das Unberührbaren-Mädchen wieder wie ihr altes, rebellisches Selbst. Sie trug das Haar noch immer kurz, ungleichmäßig geschnitten, als hätte sie ihren eigenen Dolch dazu benutzt. Ihr Lächeln war verzerrt, und sie posierte lässig, eine Hand auf einer vorgereckten Hüfte. »Dann sollten wir besser unsere Umhänge und Kapuzen holen. Man kann nicht wissen, wann uns die Gefolgschaft abholt.«
    Mair verfiel nicht wieder in ihre Unberührbaren-Mundart, nicht ganz. Sie sprach jedoch locker. Die Worte strömten müheloser aus ihrem Mund als die jegliches Adligen. Rani zog Trost aus der mühelosen, gedehnten Sprechweise, sammelte aus den Dingen Kraft, die nicht gesagt wurden. Selbst in einem fremden Land zögerte Mair nicht, die Führung zu übernehmen. Sie hielt nicht inne, bevor sie voranging. Alles würde in Brianta gut werden. Gleichgültig, welche Überraschung die Gefolgschaft für sie bereithielt.
    Und Rani musste nicht lange warten, bevor die Gefolgschaft ihre Anwesenheit forderte. Sie hatte kaum ihren dunklen Umhang ausgeschüttelt und die Falten von dessen ebenso dunkler Kapuze betastet, als es an der Tür klopfte. Tovin trat vor, um sie zu öffnen, eine Hand deutlich über dem Heft des Dolches an seiner Taille ausgebreitet. Tovin Gaukler war kein Pilger. Er schritt bewaffnet über die Straßen Briantas.
    Die mit einer Kapuze versehene Gestalt, die im Gang wartete, mochte die kriegerische Zurschaustellung bemerkt haben, gab aber keinen Hinweis darauf. Stattdessen verbeugte sich der Gefolgsmann leicht und schloss sie alle in eine Geste mit einem schwarz umhüllten Arm ein. »Kommt«, flüsterte die Gestalt.
    »Wohin?« Tovin stieß das Wort murrend hervor, aber der Bote ließ sich nicht herab zu antworten. Rani sah, wie sich der Gaukler anspannte. Sie beobachtete, wie sich Verärgerung auf Tovins Gesicht ausbreitete wie ein gemaltes Muster. Sie trat einen Schritt vor und hob eine Hand, als wollte sie seine schlechte Laune fortstreicheln.
    Tovin zog sich zurück und sah sie finster an. Er erinnerte sich sogar jetzt an ihren Glasmalereid. Er würde sie daran hindern, ihn zu berühren. Sie hatte ihn im Gildehaus gekränkt, obwohl er laut aufgelacht hatte. Sie erkannte, dass es ihn verletzt hatte, als sie das Edikt der Gilde so bereitwillig annahm, als sie zustimmte, seinen Trost und seine Unterstützung zu meiden.
    Es wäre später noch Zeit genug, das wieder gutzumachen. Zeit, wenn die Gefolgschaft nicht jede ihrer Bewegungen beobachtete. Zeit, wenn sie nicht spionierende Augen und Ohren und Zungen fürchten musste.
    Rani legte sich ihren Umhang um und brauchte nur einen Moment, um auch die Kapuze sorgfältig aufzusetzen. Die Bewegung erinnerte sie an ihr mitternächtliches Treffen mit Pater Dartulamino. Sie musste eine Wahl treffen, hatte er gesagt. Sie musste zwischen ihren Treuezugehörigkeiten entscheiden. Würde sich ihr die Angelegenheit jetzt offenbaren? Würde sie jetzt, wo sie sich in Brianta eingerichtet hatte, mehr über den Königlichen Pilger erfahren?
    Sie zog ihre Kapuze nach vorn, entnahm der vertrauten Geste Trost und bemerkte einen Anflug von Weihrauch an der Seide. Sie erinnerte sich an das letzte allgemeine Treffen der morenianischen Gefolgschaft, als sie den schweren Umhang getragen hatte.
    Damals hatte sie

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