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Die gläserne Gruft

Die gläserne Gruft

Titel: Die gläserne Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bewegungslose Staffage standen sie auf der nach oben führenden Treppe, klammerten sich dort am Geländer fest und schauten in die Tiefe. Genau zur Matte hin, auf der der Kopf lag.
    Es schrie keiner. Es drehte niemand durch. Das Entsetzen hatte die Menschen stumm werden lassen. Ich war nur froh, dass ich keine Kinder sah.
    »Er war hier, John. Daran gibt es keinen Zweifel. Er hat den Kopf auf die Matte gelegt. Er weiß auch, dass wir ihm auf den Fersen sind. Davon bin ich einfach überzeugt. Aber wenn der Kopf hier liegt, wo ist dann der Körper? In der Wohnung?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Okay, dann sehen wir nach.«
    Das würde klappen, denn wie zum Hohn war die Tür nicht geschlossen und nur angelehnt.
    Harry Stahl zog seine Waffe, und auch ich holte meine Beretta hervor. Wir brauchten nichts zu sagen. Da ich näher an der Tür stand, machte ich den Anfang. Ich musste nur den Arm ausstrecken und die Tür antippen. Fast wie von selbst schwang sie nach innen.
    Vor uns öffnete sich ein sehr kleiner Vorraum, der den Namen Flur oder Diele kaum verdiente. Man konnte ihn mit einem langen Schritt hinter sich lassen und stand dann direkt vor der Wohnungstür, die auch nicht geschlossen war.
    Allerdings erlaubte sie uns keinen perfekten Blick in die Wohnung hinein.
    Ich bewegte mich auf Zehenspitzen und hatte meine Ohren gespitzt. Der leiseste Laut konnte wichtig sein. Dieser Henker war zudem jemand, der heimtückisch aus dem Hinterhalt hervor zuschlug. Wenn er die Chance bekam, würde er mich ohne Vorwarnung köpfen oder zumindest versuchen, mir die Klinge in den Körper zu wuchten, und das wollte ich auch nicht riskieren.
    Auf der Schwelle zum Wohnraum blieb ich stehen und schaute mich um. Der Mieter hatte ihn als Wohn- und Schlafzimmer genutzt. Eine eingebaute kleine Küche entdeckte ich ebenfalls und dann all das, was in die Wohnung eines Menschen hineingehört.
    Mir fehlten nur das Bad und die Toilette.
    Bis in die Mitte des Zimmers ging ich vor und blieb dort stehen. Harry Stahl nutzte die Gelegenheit und war ebenfalls näher gekommen. Wie auch ich schaute er sich um, und dabei entspannten sich seine Züge ein wenig.
    Wo befand sich der Körper?
    Bisher hatte ich nur nach vorn geschaut und nicht zu Boden. Da ich keine unmittelbare Gefahr mehr vermutete, senkte ich den Blick und entdeckte sehr schnell die rotbraunen Flecken auf dem hellgrauen Filz.
    Es war das Blut, das beim Transport des Kopfes zu Boden getropft war. Die Polizei hatte noch niemand alarmiert. Ich hörte keine Sirenen und drang tiefer in das Zimmer ein, denn mir war eine Couch aufgefallen, die mir einen Teil der Sicht nahm.
    Harry Stahl konnte es nicht mehr erwarten. Er überholte mich und blieb neben der Couch stehen. Da er an der Schmalseite stand, konnte er hinter das Sitzmöbel schauen.
    Dort lag der kopflose Körper!
    Ich hatte ihn noch nicht gesehen, doch ich sah, dass Harry erbleichte. Er brauchte nichts zu sagen. Wenig später sah ich das, was auch er entdeckt hatte.
    Natürlich hatten wir beide damit gerechnet. Trotzdem blieb uns der Schock nicht erspart.
    Wir waren beide nicht so abgebrüht, als dass wir locker darüber hätten hinweggehen können. Mein Puls raste, und mir brach Schweiß aus.
    Bei Harry Stahl kehrte die Sprache wieder zurück. »Warum nur?«, flüsterte er. »Warum ist das passiert?«
    »Ich habe keine Ahnung, Harry. Er wollte wohl einen Zeugen aus dem Weg räumen.«
    »Dabei hat der ihn kaum gesehen.«
    »Wusste das auch der Killer?«
    »Wohl nicht.«
    Wir standen vor dem Torso und kamen uns überflüssig vor. Es gab keinen Killer, den wir hätten stellen können. Er war wie ein Phantom gekommen und ebenso verschwunden.
    Ich drehte mich von dem schrecklichen Anblick weg und entdeckte eine weitere Tür. Erst jetzt kam mir richtig zu Bewusstsein, dass ich kein Bad gesehen hatte. Da wir nicht mehr im Mittelalter lebten, musste es zu dieser Wohnung gehören.
    Die Tür war mein Ziel.
    Ich ging nicht übermäßig schnell und riss sie auch nicht wie ein Wilder auf.
    Vorsichtig öffnen, hineinblicken und so gut wie nichts erkennen, denn das kleine Bad besaß kein Fenster. Erst als ich die Tür weiter öffnete, fiel mehr Licht in den winzigen Raum, der mit der Dusche und der Toilette nebst Handwaschbecken gut ausgefüllt war. An einigen Haken hingen Bade- und Handtücher, und es gab auch einen Spiegel, dem ich mich langsam zudrehte und dabei merkte, dass sich das Kreuz erwärmte, das wieder vor meiner Brust hing.
    Ich schaute in den

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