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Die gläserne Gruft

Die gläserne Gruft

Titel: Die gläserne Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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um uns zu beweisen, wie gut und unangreifbar er letztendlich war?
    Da kam vermutlich einiges zusammen, aber ich wollte, verdammt noch mal, die Lösung.
    Es klappte.
    Der Kontakt war da, und ich erlebte auch die Reaktion, die ich mir gewünscht hatte...
    ***
    Ob ich sie mir so wünschte, wie sie in diesen Augenblicken eintraf, konnte ich natürlich nicht behaupten, aber ich war der Sohn des Lichts und hatte dieses Kreuz nicht grundlos bekommen.
    Der verwaschene und auch verschwommene graue Fleck schien einen Energiestoß bekommen zu haben und fing an, sich zu drehen. Zuerst sehr langsam, was auch nicht mehr als ein Zittern war. Dann aber immer schneller, sodass ein schnell rotierender Kreis entstand, wobei es allerdings nicht blieb, denn auch der Kreis verwandelte sich, bekam einen Schwanz und wurde zu einem Trichter.
    Es war nichts zu hören, doch im Spiegel sah ich so etwas wie ein stark in die Länge gezogenes Füllhorn, das sich in seinem Innern drehte und sich in einer Tiefe des Spiegels zusammenzog.
    Da war der Sog!
    Da war das Loch!
    Mein Blick blieb an der Öffnung haften. Ich versuchte, so tief wie möglich in dieses Gebilde hineinzuschauen, weil ich davon ausging, dass sich dort etwas abmalen musste und ich nicht nur den verdammten Wirbel sah. Ich wollte herausfinden, ob sich der Henker zeigte, und ich hatte tatsächlich Glück.
    Etwas Verrücktes schoss mir durch den Kopf. Dieses Gebilde im Spiegel erinnerte mich an den Trailer zu einem Bond-Film, bei dem auch eine dunkle Tunnelröhre erscheint und sich an ihrem Ende die Schattengestalt des Helden zeigt.
    In meinem Fall war auch ein Held zu sehen.
    Leider ein verdammt negativer. Denn wie auch der Zeuge Ecki Müller sah auch ich von dem Killer nichts anderes als einen Schattenriss. Aber er war es. Ja, es war seine Gestalt. Tief dunkel, den Kopf bedeckt mit einer Maske oder einem Helm und das verdammte Beil in beiden Händen haltend. Schlagbereit.
    In meinem Innern wechselten sich Kälte und Hitze ab. Den Druck im Magen wurde ich nicht gleich los, denn dieses Bild brannte sich in mir fest. Das Kreuz drückte ich auch weiterhin gegen den Spiegel, weil ich hoffte, dass er sich mir gegenüber noch stärker öffnen würde, doch den Gefallen tat er mir leider nicht.
    Dafür spürte die andere Seite, dass es nicht gut war, sich länger mit dem Gegenteil konfrontieren zu lassen, denn der Vorgang veränderte sich, und so kam es zu einem Umkehrschluss.
    Der Trichter und der Sog verschwanden beide. Sie rissen sich selbst in die Tiefe der Dimensionen zurück, und auch der Henker sah aus, als würde er sich auflösen.
    Dann sah ich nur noch die Spiegelfläche vor mir. Diesmal allerdings ohne einen Fleck. Dafür aber mit zahlreichen kleinen Sprüngen genau in der Mitte.
    Harry Stahl trat näher an das Waschbecken heran. Er schüttelte den Kopf und meinte: »Das ist wirklich ein Ding. Alle Achtung, das hätte ich nicht gedacht.«
    »Ich auch nicht.«
    Harry drehte sich so, dass er mich anschauen konnte. »Aber was ist hier wirklich geschehen? Kannst du mir das verraten?«
    »Mehr vermuten.«
    »Auch das höre ich gern.«
    Ich sagte: »Ich gehe mal davon aus, dass sich unser Henker einen Fluchtweg gesucht hat. Für ihn ist der Spiegel perfekt. Man hat ihn damals mit Glas in Verbindung gebracht, und das Glas ist auch jetzt für ihn wichtig. Es ist Gefängnis und Befreiung zugleich, sage ich mal.«
    Harry Stahl schaute mich nachdenklich an, als könnte er mir auf keinen Fall zustimmen.
    »Woran denkst du?«, fragte ich ihn.
    »Das will ich dir gern sagen. Wäre ich ein ängstlicher Mensch, dann würde ich in der nahen Zukunft die Spiegel zunächst mal meiden. Auf keinen Fall daran Vorbeigehen, es könnte ja genau in dem Augenblick der Henker hervorspringen, um mir mein wertvollstes Stück abzuschlagen.«
    »Ach ja? Dein wertvollstes Stück?«, zog ich ihn auf.
    »Natürlich, woran hast du denn gedacht?«
    Ich grinste jetzt. »Lassen wir das.«
    Harry schüttelte den Kopf. »Du solltest dich schämen.« Er kam wieder zurück zum Thema und verließ dabei das Bad. »Wir sind nicht eben die Lokomotive, die alles antreibt, John.«
    »Was sind wir dann?«
    »Eher der letzte Wagen. Wir rollen hinterher, und der verdammte Henker zeigt uns den Weg. Wenn er weitere Mordpläne mit sich herumträgt, wird er sie auch durchziehen wollen. Aber wir wissen nicht, wann, wo und wie. Verstehst du?«
    »Ja.«
    »Dann kann ich auch von einem Fazit sprechen. Wir sind keinen Schritt

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