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Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Titel: Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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der Rundruf-Frequenz dazwischen. »Olivia? Könnten Sie sich mal die Bilder anschauen, die ich von den Mauerresten gemacht habe? Vor allem die Nahaufnahmen. Könnte das eine Art Beton sein?«
    »Alles klar, ich schau’s mir gleich an«, kam Olivia Hillmans Stimme zurück. Dann war wieder Ruhe.
    Carl und Van Leer stiegen schweigend weiter abwärts. Der Hang wurde, wenn man tiefer kam, breiter und weitete sich allmählich, gerade so, als habe sich hier vor langer Zeit eine enorme Lawine zu Tal gewälzt. Doch es war kein gewöhnliches Geröll, auf dem sie gingen, sondern ein von Sand durchsetzter Haufen scharfkantiger Steine in allen Größen. Sie sahen fast aus wie …
    Trümmer!
    Carl blieb stehen, bückte sich, hob einen der kantigen Brocken auf und betrachtete ihn nachdenklich.
    »Was ist?«, wollte Van Leer wissen, der die Gelegenheit nutzte, aufzuholen.
    »Ich überlege, wie man feststellen könnte, ob das ein normaler Stein ist oder vielleicht ein Trümmerstück eines eingestürzten Gebäudes«, sagte Carl.
    Zu seiner Verblüffung begann der Journalist leise zu lachen. »Ach, sieh an! Merkst du etwas?«
    Carl warf ihm einen skeptischen Blick zu. »Was soll ich denn merken?«
    »Eine Veränderung«, antwortete Wim Van Leer. »Du beginnst wie ein Wissenschaftler zu denken!«
    Carl riss die Augen auf. Oha! In der Tat, so hatte er das noch gar nicht betrachtet. Aber ja, da war etwas dran …
    Unter dem Felsüberhang war nur glattes Gestein. Keine Türen, keine Garagentore, kein unversehrtes Kellergeschoss voller Gerätschaften der unbekannten Fremden. Schade.
    »Zum Wissenschaftler fehlt mir noch viel«, erwiderte Carl. »Vor allem, wie der Name schon sagt, Wissen.«
    Van Leer schüttelte den Kopf und blies nach einer vorwitzigen Haarsträhne, die ihn im Auge kitzelte. »Da wäre ich mir nicht so sicher. Wissen? Es gibt eine Menge Leute, die furchtbar viel wissen und trotzdem dumm sind wie Bohnenstroh. Versteh das jetzt nicht falsch, ich will dich nicht davon abhalten, zu lernen. Aber das, was ein Wissenschaftler weiß, ist für ihn nur ein Werkzeug, um neues Wissen zu gewinnen. Viel wichtiger als kluge Antworten zu kennen ist, dass man im Stande ist, kluge Fragen zu stellen. Und da kann Wissen sogar hinderlich sein – denn wenn man glaubt schon zu wissen, fragt man nicht mehr.« Er lachte glucksend. »Ein bisschen wie bei Journalisten. Nur dass wir unsere Neugier eher auf Politiker richten als auf Elementarteilchen.«
    Carl ließ sich das durch den Kopf gehen, während sie dem Verlauf des Felssockels folgten. Eine wild zerklüftete Ebene tat sich vor ihnen auf.
    »Ärgert Sie das eigentlich nicht als Journalist, dass Sie jetzt nicht da oben dabei sind in den Ruinen?«
    »Ein bisschen. Aber da man mich unter der Bedingung mitgenommen hat, dass ich mich den Erfordernissen der Expedition unterordne, finde ich mich eben damit ab. Außerdem … puh, was ich jetzt schon alles an Material habe! Das reicht, um bis an mein Lebensende nur noch über den Mars zu schreiben.« Van Leer hielt inne. »Allerdings fällt mir da gerade auf … Sag mal, könntest du ein paar Bilder von mir machen? Ich habe jede Menge fotografiert auf dieser Fahrt, aber ich weiß nicht, ob es mehr als zehn Aufnahmen gibt, auf denen ich selber auch zu sehen bin. Das kann man doch nicht so lassen, oder? Wer weiß, vielleicht bringe ich es eines Tages ja doch noch zu Enkelkindern, und denen muss man etwas zeigen können, wenn man dereinst im Schaukelstuhl sitzt.«
    Carl nickte. »Klar. Kann ich machen.«
    Es verblüffte ihn zu erkennen, dass es für Van Leer trotz aller beruflichen Coolness doch etwas Besonderes war, auf dem Mars zu sein. Etwas Aufregendes. Das war nicht leicht nachzuvollziehen, wenn man hier geboren war und nichts anderes kannte; vielleicht war es ihm deshalb bis jetzt entgangen. Aber das machte ihm Van Leer auf einmal fast ein wenig sympathisch. Auf alle Fälle hatte er keine Angst mehr vor ihm. Eigentlich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr. Im Gegenteil, auch wenn die Fragen des Journalisten unangenehm gewesen waren und er keine Lust auf mehr davon hatte, war er doch froh, dass er ihn damit gewissermaßen über eine Schwelle gestoßen hatte, über die er sich aus eigenem Antrieb nicht getraut hatte zu gehen. Es stimmte nämlich, er hatte wirklich alles auf »später« verschoben – und im Grunde auf ein Wunder gehofft. Und nun war es passiert, das Wunder: Er war drin, auf Tuchfühlung mit der Sache, und er wusste, wie er

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