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Die Glasfresser

Titel: Die Glasfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Vasta
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Kehle überfluten, den Kopf nach hinten gestreckt, die Feldflasche senkrecht am Mund, und die Märzsonne fällt mir wie klirrendes Eisen zwischen die Augen. Als ich mit einem Schnalzer die Feldflasche löse, habe ich Tränen in den Augen und trockne sie nicht.
    Ich sitze hinten an dem schmutzverschmierten Fenster, und während das Taxi durch die Straßen fährt, werden meine Tränen kalt und hart. Wenn es möglich wäre, würde ich eine von diesen Stacheldrahttränen nehmen und meinen Namen in das Fenster ritzen. Doch stattdessen zeichne ich mit dem Zeigefinger einen kleinen Penis auf das schmierige Glas, und darüber einen offenen Mund, dann, als die Schnur mich ansieht, versehe ich den kleinen Penis mit Blütenblättern, den Mund mit Strahlen, füge noch einen Baum, einen Fluss und den idiotischen Lattenzaun hinzu. Doch im Bauch habe ich lauter Klumpen.
    In Palermo heißt eine Erektion haben sbrogliare, also entwirren. Der nicht erigierte Penis ist ein Klumpen, ein verwickelter Strang aus Fleisch. Die Erregung entknäuelt ihn. Entfaltet ihn in seiner Größe. Entwirrt ihn. Aber das ist ein Dialektausdruck, und ich spreche keinen Dialekt. Ich spreche nicht und denke nicht in Dialekt: Ich beschränke mich darauf, ihn von außen zu beobachten, doch nur, nachdem ich ihn anästhesiert habe. Wenn die Wörter des Dialekts eingeschlafen sind, nehme ich sie in die Hand und untersuche ihre Machart: Wie alles, was natürlich ist, scheinen sie mir künstlich.
    Das Taxi kommt am Ziel an, und mit dem Arm wische ich Blume und Sonne weg. Der Stein nimmt die Koffer, zahlt und
sagt Auf Wiedersehen. Die Schnur sucht einen Namen auf der Sprechanlage, der Lappen geht umher. Wir bringen das Gepäck in der Wohnung von Freunden unter. Es sind zwei, Mann und Frau, ihre Wohnung riecht nach Brot und Speichel. Dann gehen wir aus. Während des Tages, als wir unterwegs sind, bleibt meine Jacke offen, ich drücke das Kinn auf die Brust und betrachte sie. Ich habe eine Keilbrust, wie ein Rammbock, vital, angriffslustig, gegen alles gerichtet. An der Barcaccia gehe ich zum Brunnen und trinke. Mir gefällt es, dass der Brunnen Barcaccia heißt - es ist ein raues Wort mit einer schmutzigen Vergangenheit -, und ich trinke feindselig von dem Wasser, feindselig gegenüber den Touristen und diesem dummen Ostern. Ich sehe mich um, überall sind Leute, doch ich nehme trotzdem das Stück Stacheldraht, verberge es in meiner Hand, und als ich mich erneut hinunterbeuge, um zu trinken, schürfe ich ein paar Zentimeter Marmor auf, langsam, tief, kratze den Rücken eines gigantischen Freundes. Dann wische ich mir mit dem Handrücken den Mund ab, vulgär, fixiere mit halb geschlossenen Augen ein Mädchen mit ungepflegtem Haar, das an einem apfelgrünen Auto lehnt. Sie heißt bestimmt Cinzia oder Loredana, wie alle heutzutage. Ich verliebe mich in sie, starre sie weiter wie ein Raubtier an, sie geht weg, und ich trauere ihr nicht nach. Ich bin ein Gottloser und weiß alles, ich habe die Herrschaft: Das Leben ist die Frucht, und ich bin ihr Kern.
    Wir sind weiter zu Fuß zwischen den Frauen Roms unterwegs, bis es langsam Abend wird. Dann, beim Abendessen in der Wohnung, bin ich schweigsam. Ich rühre mit der Gabel im Püree herum, zerlege das Kotelett wie ein Anatom. Beim Hauptgericht spiele ich mit dem Essen. Die Hausherrin fragt mich, was los ist, warum ich so still bin. Ich zögere, entziehe mich. Ich kann ein gleichgültiges, melancholisches Gesicht machen und nutze es. Ich sage, dass nichts ist, und deute ganze Welten von Schmerz an. Sie lässt nicht locker, will wissen, ob ich verliebt bin. Sie meint, sie wäre nett, doch sie ist dumm und beschränkt, aber ich kümmere mich nicht darum, lasse es über mich ergehen, sie macht weiter, und hinter ihrem Rücken, auf der Wand des gelb tapezierten
Esszimmers, sprießen Münder mit schwarzen Umrissen und Brüste wie Schleifen und rhythmische und wellenförmige Bewegungen, die hochschlagen wie die Flammen eines Feuers, und ich möchte, dass das Feuer sie ganz verzehrt, dass es aus ihr Asche und Stille macht. Doch ich neige wieder die Stirn, lasse die Visionen fallen.
    Nach dem Essen wird im Wohnzimmer ferngesehen. Die Schnur und der Stein sitzen mit den Gastgebern auf dem Sofa; der Lappen hockt auf dem Teppich. Ich bleibe stehen, ganz Gentleman. Dann tun mir die Beine weh, ich nehme einen Stuhl und trage ihn neben die Couch. Im Fernsehen gibt es Vianello und Mondaini; ich werde gleich ganz kribbelig, beruhige mich

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