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Die Glasfresser

Titel: Die Glasfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Vasta
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wenig weiter weg postieren und immer die Alternativen besetzen. Auf diese Weise hat die Stafettenbeschattung im Laufe weniger Tage Erfolg und wir finden heraus, wo der Direktor wohnt: in der Via Lo Jacono, einer Parallelstraße der Via Sciuti in der Nähe der Via Nunzio Morello.
    Jetzt kommt das Schwierige: Benzin auftreiben, ohne es an der Tankstelle zu kaufen.
    Strahl macht einen unwahrscheinlichen, also plausiblen Vorschlag. In der Garage bei ihm im Haus steht ein kaputtes Piaggio-Moped. Er weiß aber - hat es durch Schütteln und Horchen und dann dadurch, dass er mit einem Zweig darin herumgestochert hat, schon kontrolliert -, dass noch Sprit im Tank ist, und zwar nicht wenig. Das Problem besteht darin, ihn herauszubekommen.
    Wir schauen uns das Ganze an. Tatsächlich hat das Moped einen vollen Tank: Wir schütteln es, man hört es gluckern. Strahl schlägt vor, eine Spritze zu benutzen. Die Nadel herausnehmen, ansaugen und dann die Flüssigkeit in einen Behälter spritzen. Nur dass, wenn der erste Teil abgesaugt ist, die Spritze zu kurz wäre, um mit ihr bis auf den Grund zu kommen, und der restliche Sprit im Tank bliebe. Und außerdem würde es uns eine Menge Zeit kosten.
    »Aber besser so als mit einem Strohhalm«, sagt Strahl.

    Ich verwerfe also, was mein erster Vorschlag gewesen wäre und komme gleich zum zweiten. Der besteht darin, eine Möglichkeit zu finden, ich weiß noch nicht, was für eine, das Moped hochzuheben, es auf den Kopf zu stellen und den Sprit aus dem Tank fließen zu lassen.
    Strahl und Flug sehen mich lange schweigend an. Ich fühle mich weniger beschämt als müde.
    Am Ende, nachdem wir Il Modulo konsultiert haben, beschaffen wir uns einen langen dünnen Schlauch, einen Lumpen und eine Flasche und beschließen, das Prinzip der kommunizierenden Röhren anzuwenden.
    Der Tank muss weiter oben sein, die Flasche weiter unten. Man steckt den Schlauch in den Tank, saugt den Sprit an, wobei man versucht, nichts davon in den Mund zu bekommen, aber doch stark genug, dass die Flüssigkeit hochsteigt; dann steckt man den Schlauch in die Flasche, dichtet sie mit dem Lumpen ab, der Schlauch füllt sich und füllt die Flasche.
    Wieder schreiten wir an einem Abend zur Tat und sagen wie immer, dass wir ins Kino gehen. Wir suchen uns einen Mittwoch aus, weil dann vermutlich nur wenige Leute unterwegs sind. Der Genosse Flug hat alles in seinem Rucksack. Die Flasche mit dem Sprit, trockene Lumpen, Watte, einen kleinen biegsamen Metallstab, Bindfaden, ein hartes, scharfes Stück Eisen, eine Zange. Und Streichhölzer. Am Nachmittag hat er nachgesehen, wo der Direktor sein Auto geparkt hat. Hundert Meter von seiner Wohnung entfernt, in der Via Pascoli. Er hat sich auch ein wenig dort aufgehalten, an das Auto gelehnt, die Hände auf dem Rücken, und sich am Tankdeckel zu schaffen gemacht.
    Als wir ankommen, ist das Auto nicht da. Flug sagt, dass er sicher ist, es war mit der Kühlerhaube vor der Druckerei geparkt. Normalerweise geht der Direktor nachmittags nie aus, und das Auto steht immer bis zum nächsten Morgen am selben Platz. Seine Frau fährt nicht, sie haben keine Kinder.
    Strahl sieht Flug an, spreizt die Beine, hebt den rechten Arm in die Höhe, den Zeigefinger ausgestreckt. Er macht John Travolta.
    »Ja«, sagt Flug, »es stimmt: das Unvorhergesehene.«
    Wir haben wenig Zeit zur Verfügung, besser nicht noch mehr verlieren. Wir beschließen, uns zu trennen und eine Runde um die umliegenden Häuserblocks zu drehen. Da wir uns nicht laut etwas zurufen wollen, kommunizieren wir auf die Entfernung mit dem Alphastumm. Nach einer Viertelstunde gibt Strahl uns ein Zeichen, und wir gehen zu ihm. Der Simca steht in der Via Nunzio Morello. Geparkt ausgerechnet vor dem Rollladen des Papierwarengeschäfts.
    »Was ist los?«, fragt mich Flug.
    »Das ist das Geschäft von einem, den ich kenne«, sage ich. »Wenn wir das Auto anzünden, brennt auch das Geschäft.«
    »Das können wir nicht verhindern.«
    »Aber er hat nichts damit zu tun.«
    Flug hält den Kopf, als versuche er, ein Geräusch zu hören, das aus der Ferne kommt.
    »Meinst du wirklich, es gibt irgendjemanden, der nichts damit zu tun hat?«, fragt er.
    »Er hat nichts damit zu tun. Er ist einer, der Hefte verkauft.«
    »Genosse Nimbus, keine persönlichen Erwägungen: Die können wir uns nicht erlauben.«
    »Wie rechtfertigen wir es, jemanden in die Sache zu verwickeln, der nichts getan hat?«
    »Wir müssen uns nicht rechtfertigen.«
    »Wieso

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