Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Glaszauberin pyramiden1

Die Glaszauberin pyramiden1

Titel: Die Glaszauberin pyramiden1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: douglass
Vom Netzwerk:
Als ich fertig war, wies er auf den Stuhl neben dem Schreibtisch, wartete, bis ich die Feder aufgenommen hatte, und fuhr mit seinen Lektionen fort.
    Er ließ mich alles, was er mir in der vorangegangenen Nacht beigebracht hatte, erneut niederschreiben und erklären. Ich bemühte mich nach Kräften, mich an alles zu erinnern. Ich hatte in der Nacht etwa sieben Stunden an seinem Schreibtisch verbracht, und ich konnte mich nur noch sehr ungenau und verschwommen erinnern.
    Als mir die Rohrfeder aus meinen nervösen Fingern rutschte, brüllte er mich an, und ich zuckte zusammen, rechnete fast mit einem Schlag. Aber er musterte mich nur, dann befahl er mir, ein paar Ziffern zu schreiben, die er zuvor nur flüchtig erwähnt hatte.
    Zumindest diese stellten ihn zufrieden. »Gut. Du hast mich nicht enttäuscht.«
    Ich blinzelte erstaunt – und verspürte eine sehr schwache Dankbarkeit, daß ich ihn erfreut hatte. Ich verabscheute die Schriftzeichen von ganzem Herzen, aber ich war in einem Handwerk ausgebildet, und mein Stolz trieb mich dazu, jede mir gestellte Aufgabe so gut wie möglich zu lösen.
    »Heute nacht«, fuhr Boaz fort, »werde ich dich in der Kunst unterrichten, mit den Schriftzeichen, die du bereits gelernt hast, einfache Worte zu bilden. Sieh, hier ist wieder dein Name – weißt du, wie er geschrieben wird?«
    Ich sah ihn an und war überrascht zu sehen, daß seine Miene weder Verachtung noch Unwillen zeigte.
    »Ja«, beeilte ich mich zu erwidern, als ich bemerkte, wie mein Zögern einen Hauch Gereiztheit hervorrief. »Ich weiß es, Exzellenz.«
    »Dann schreibe ihn.«
    Ich tat es, und er schien zufrieden zu sein. »Jetzt meinen Namen. Welche Schriftzeichen würdest du nehmen, um ihn zu bilden?«
    Ich runzelte die Stirn. »Für Exzellenz?« Es war ein langes Wort, und ich war mir bei einigen Zeichen alles andere als sicher.
    Er lachte. »Boaz!«
    Ich ließ vor Erstaunen beinahe die Feder fallen, nicht nur des Lachens wegen, das völlig ungezwungen klang, sondern daß Boaz überhaupt zu einem Lachen fähig war. Dann vergaß ich meinen tief sitzenden Abscheu vor dem Mann und seinen Machenschaften, und meine Lippen zuckten. Exzellenz, wie albern!
    Ich schrieb die Schriftzeichen nieder, und er nickte und seine Heiterkeit verschwand wieder. Er führte mich durch mehrere andere Wörter, dann hieß er mich die Feder niederzulegen.
    »Tirzah. Du brauchst das, was ich dir gerade beigebracht habe, nicht zu fürchten. Ja, ich kann Wörter als Zauber benutzen, genau wie Zahlen und Symbole, um meinen Willen durchzusetzen, aber ich habe nicht vor, dir das beizubringen. Ich werde dich auch nicht dazu zwingen, unbeabsichtigt Zauber durch schreiben zu wirken. Das ist nicht der Grund, warum ich dich hergebeten habe. Fürchte das Schreibgerät nicht so.«
    Ich atmete auf, was sehr gefährlich war, und lächelte. »Danke, Boaz.«
    Die Veränderung kam augenblicklich.
    »Du wirst mich mit Exzellenz anreden!« zischte er. »Solltest du es je wieder wagen…«
    »Nein, Exzellenz!« Ich rutschte vom Stuhl auf die Knie. »Vergebt mir!«
    Er wandte sich wieder dem Schreibtisch zu. »Gut. Du darfst gehen. Du bist zu müde, um heute nacht noch etwas zu lernen.«
    »Danke, Exzellenz«, brachte ich hervor und floh.
    Isphet hieß mich froh zu Hause willkommen und gab mir den Kräutertrank. Ich lag stundenlang wach und versuchte in dem, was geschehen war, einen Sinn zu erkennen. Er hatte über mein dummes Nichtbegreifen gelächelt und gelacht, und dann hatten wir freundschaftlich zusammengesessen und er hatte mir meine ersten Worte beigebracht. Während dieser Zeit war ich nicht ängstlich oder wütend gewesen, nicht einmal haßerfüllt. Dann…
    Ich starrte zur dunklen Decke hinauf. Ich begriff, was ich falsch gemacht hatte. Ich hatte mir etwas angemaßt. Ich hatte die unsichtbare Grenze dessen überschritten, was erlaubt war und was nicht.
    Ich schlief ein, und in dieser Nacht schallte der Chor der Frösche in den Schilfbänken laut durch meine Träume.
     
     
    Am nächsten Tag gelang es mir, etwas Zeit mit Yaqob allein zu verbringen; ich glaube, die ganze Werkstatt hatte sich miteinander verschworen, um uns diese Gelegenheit zu ermöglichen. Als man sie zur Nacht zusperrte, fanden wir uns allein in dem oberen Raum wieder.
    »Tirzah.« Er zögerte, dann sah er meinen Gesichtsausdruck und drückte mich an sich. Arme Tirzah, dachte ich und fragte mich, ob er mich mehr bemitleidete als er mich liebte.
    »Tirzah, ich muß es fragen… du und

Weitere Kostenlose Bücher