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Die Glaszauberin pyramiden1

Die Glaszauberin pyramiden1

Titel: Die Glaszauberin pyramiden1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: douglass
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vor, meine Liebe zu vergeben, wie ich es wollte.
    Er lachte nie wieder in meiner Anwesenheit. Was ich in meiner zweiten Nacht in diesem Raum erlebt hatte, war nichts als eine momentane Verirrung gewesen.
    »Tirzah, Orteas hat eine Arbeit, die er hier fertigstellen muß. Hilfst du mir in der Kammer zur Unendlichkeit?«
    Ich legte das Stück Glas nieder, an dem ich gearbeitet hatte. Zeldon und Orteas versuchten mich so oft vor der Kammer zur Unendlichkeit zu schützen, wie sie konnten, aber sie spürten den Schrecken genauso sehr wie ich, und es war ihnen gegenüber nicht gerecht, daß sie die Last allein trugen.
    Wir machten uns rasch auf den Weg zur Pyramide. Nun war fast die gesamte Südseite verglast, und sie leuchtete in der Sonne. Das Glas bedeckte sämtliche Schachtmündungen, die nach innen führten, aber manchmal… manchmal an den Abenden, wenn die Sonne etwas schwächer geworden war, glaubte ich auf der graugrünen Südseite Lichtblitze sehen zu können, als gäbe es im Inneren ein Feuer, das Licht die Schächte hinaufschickte.
    Das Innere der Pyramide war kühl, aber das stimmte mich nicht froh. Jedesmal, wenn ich herkam, wurde das Gefühl in mir stärker, daß die Pyramide lebte. Ihr Schatten wurde jeden Tag dunkler, und ihr gefräßiges Maul schien jedesmal, wenn ich mich ihm näherte, weiter aufzuklaffen.
    Wann würde sie wieder fressen müssen? Fünf. Ta’uz hatte gesagt, es würden fünf sein, und ich dachte über die Bedeutung der Zahlen nach. Wie hatte er die Drei vorhersehen können?
    Ich folgte Zeldon den Gang hinauf. Farben wirbelten durcheinander, aber das Glas war stumm.
    »Zeldon, kannst du etwas hören?« flüsterte ich.
    »Nein. Nichts. Obwohl das Glas auf diesen Wänden in Isphets Werkstatt angemischt und herstellt worden ist, und sie mir erzählt hat, daß sie bei seiner Herstellung nichts getan hat, das es hätte töten können.«
    »Dann ist es die Pyramide«, sagte ich und wünschte sofort, ich hätte es nicht gesagt. Selbst wenn keine Wächter oder Magier in der Nähe waren, die Pyramide selbst konnte es sicherlich hören. Wieviel wußte sie über meine Beteiligung an dem Plan, Boaz zu töten, oder über Yaqobs Beteiligung oder Zeldons? Waren wir bloß verschont worden, weil die Pyramide an jenem Tag auf drei ›Mahlzeiten‹ beschränkt gewesen war?
    »Ja«, sagte Zeldon, »es ist die Pyramide.«
    Und wir verstummten, weil wir uns der Kammer zur Unendlichkeit näherten.
    Mehrere Arbeiter warteten mit den Glasplatten, die angebracht werden mußten, und der Magier Kofte stand mit verträumtem Gesicht da und strich behutsam über die goldenen Wände. Sobald er uns sah, nahmen seine Augen den Ausdruck der üblichen Arroganz an.
    »An die Arbeit!« fauchte er.
    Es war eine schwierige Arbeit, und Zeldon und ich konzentrierten uns so gut darauf, wie es ging, denn so dämpften wir die Verzweiflung des bereits an die Wände genagelten Glases.
    Die Konzentration half, aber selbst sie geriet ins Schwanken, als jede mit unserer Hilfe neu angebrachte Platte ihr Entsetzen zu dem des anderen Glases hinzufügte. In dem Augenblick, in dem eine Platte an den Stein angepaßt wurde, der sie halten würde, verwandelte sich ihr Flüstern in einen angstvollen Aufschrei und dann… in etwas anderes. Etwas, das die Verzweiflung des Glases ununterbrochen schürte und wie in Fieber versetzte. Ich wußte, daß einige Platten seit über einem Jahr dort hingen, dennoch waren ihre Schreie noch genauso schrill wie am ersten Tag, und ihre Qual war womöglich noch schlimmer.
    Ich wünschte, ich wüßte den Grund für ihre Schmerzen, ihr Klagen und könnte den Soulenai damit helfen.
    Als die letzte Platte an Ort und Stelle angebracht worden war, richtete ich mich auf und drückte den Rücken durch, blickte mich dabei um. Kofte war noch immer da, aber er beachtete uns nicht und wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Wänden zu. Mein Blick streifte die Inschriften und hielt dann inne. Völlig gebannt. Ich war auf eine Passage gestoßen, die ich lesen konnte.
    Verblüfft hielt ich den Atem an. Ich hatte nie für möglich gehalten, diese fürchterlichen Schriften lesen zu können! Aber ich konnte nicht alles verstehen. Obwohl ich die Worte im Geist bilden konnte und sie auch mit den Lippen hätte formen können, wenn ich gewollt hätte, verstand ich bei einem Großteil von ihnen die Bedeutung nicht. Sie waren fremd. Hart. Unverständlich. Aber da waren ein oder zwei Worte… ein Satz… etwas, das ich verstand.
    Ich senkte

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