Die Glaszauberin pyramiden1
stellen, weil Boaz daran gedacht hatte, mich zu warnen.
16
Yaqob legte die Arme um mich und zog mich auf seinen Schoß. Ich wurde ganz ruhig, genoß seine Nähe und Wärme. Es war zu lange her gewesen…
Boaz hatte mich über eine Woche nicht mehr zu sich gerufen, und ich glaubte, daß er so verstört über das war, was er von sich enthüllt hatte, daß ich möglicherweise nie wieder zu ihm gebracht werden würde. Nun, vermutlich würde mich das nicht besonders stören. Yaqobs Berührung tat gut, und zum ersten Mal seit Wochen erlaubte ich mir etwas zu träumen. Wenn wir endlich unsere Freiheit gewonnen hatten, würden wir alle Zeit haben, die wir zusammen brauchten; sein Mund berührte mein Haar, und ich erinnerte mich daran, wie sehr ich ihn liebte. Ich konnte es nicht erwarten, frei und seine Frau zu sein.
Wir waren in dem Raum über Isphets Werkstatt. Zeldon war eilig von einem Besuch in einer der benachbarten Werkstätten zurückgekommen und hatte Isphet und Yaqob gebeten, zu uns hochzukommen. Jetzt saß Isphet mit Orteas und Zeldon an dem Tisch, während Yaqob und ich auf der Bank an der Wand nebeneinander saßen.
»Vor zwei Nächten ist eine neue Schiffsladung Sklaven eingetroffen«, sagte Zeldon, und Isphet zuckte mit den Schultern.
»Neue Sklaven kommen doch ständig.«
»Aber auf diesem Schiff waren vier Glasmacher. Vier Männer, die in der Kunst der Glasnetze ausgebildet sind.«
Wir horchten auf, und ich fühlte, wie Yaqob meine Schultern umklammerte.
»Sind sie…?« Er zögerte, die Gefahr in Worte zu kleiden.
»Elementisten?« Zeldon hatte da keine Skrupel. »Nein. Das sind sie nicht.«
»Hast du ihre Arbeit gesehen?« fragte Isphet. Wie konnten Männer, die keine Elementisten waren, überhaupt Glasnetze schleifen?
»Ja. Nachdem Izzali mir die Pottasche gegeben hat, erwähnte er die neuen Arbeiter und hat sie mir dann vorgestellt. Sie hatten die Arbeit vom Vortag vor sich liegen, und ich habe sie inspiziert. Sie war wohlgeformt, aber sie hat kein eigenes Leben. Das Glas singt nicht wie das, das von Elementisten gemacht wird.«
Er hielt inne und sah mich an. »Es waren Glasnetze für die Kammer zur Unendlichkeit. Izzalis Werkstatt hat ebenfalls das Goldglas gebrannt. Boaz verteilt die Arbeit an unterschiedliche Werkstätten.«
»Er verteilt die Arbeit und auch die, die Glasnetze machen können«, sagte Isphet. Ihr professioneller Stolz war verletzt, daß eine andere Werkstatt ebenfalls das Goldglas brennen durfte. »Warum wohl?«
Ich befeuchtete die Lippen. Ich hätte früher etwas dazu sagen sollen, aber es hatte sich einfach keine Gelegenheit ergeben, und sowohl Yaqob als auch Isphet waren sehr distanziert gewesen.
»Er vertraut dieser Werkstatt nicht«, sagte ich. »Er hat uns im Verdacht, an dem Mordversuch an ihm beteiligt gewesen zu sein. Ich glaube, wenn er Beweise dafür findet, wird er uns hinrichten lassen. Aber bis jetzt konnte er sich das nicht leisten. Diese Werkstatt war zu wichtig.«
»Wie lange weißt du das schon?« fauchte Yaqob, und ich konnte seine Anspannung fühlen. »Du bist seit einer Woche nicht mehr in Boaz’ Quartier gewesen!«
»Das hat er mir in der letzten Nacht gesagt, in der ich bei ihm war. Es tut mir leid. Ich hätte es sagen sollen… aber da war keine Gelegenheit… und ich habe dich kaum gesehen…«
Yaqob sah Isphet an, dann wechselten sie Blicke mit Zeldon und Orteas.
»Tirzah«, sagte Yaqob sehr sanft, »Isphet hat mir erzählt, daß du Geheimnisse hast. Sie sagt, daß sie sie förmlich riechen kann.«
»Ich…«
»Geheimnisse, Tirzah«, fuhr er fort. Er streichelte meinen Arm, aber es tröstete mich nicht. »Und doch erzählst du uns nichts von dem, was in Boaz’ Haus vor sich geht. Bis vor einer Woche hast du viele Nächte mit ihm verbracht, warst häufiger und länger bei ihm, als Raguel bei Ta’uz, und wir fragten uns nach dem Grund dafür. Jetzt finden wir heraus, daß Boaz uns verdächtigt…«
»Das hast du bereits gewußt«, sagte ich. »Warum sollte er sonst unsere Werkstatt besuchen und uns davor warnen, die Kunst der Elemente auszuüben?«
»Mag sein. Aber wir haben nicht gewußt, daß ihm klar ist, daß das fallende Glas kein Unfall sondern ein Anschlag auf sein Leben war, und es mit dieser Werkstatt in Verbindung gebracht hat«, sagte Yaqob wütend. »Hat er einen Verdacht, daß ein Aufstand geplant ist? Hast du ihm die Einzelheiten erzählt?«
»Yaqob!« Ich entzog mich ihm mit Tränen in den
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