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Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Antilopenherde auseinander. Vielmehr bezog jeder seinen genau festgelegten Posten, ohne sich zu beeilen. Sozusagen mit der Lässigkeit eines gelangweilten Cowboys, der aber im Ernstfall blitzschnell seine Kanone zieht. Einige hockten sich zum Skat auf den Fußboden, andere lehnten sich gegen die Wand oder setzten sich auf die beiden Fensterbretter und ließen die Beine baumeln. Dabei kauten sie ihre mitgebrachten Brote und unterhielten sich möglichst unauffällig.
    Sputnik blickte auf seine Armbanduhr und flüsterte: „Noch siebzehn Minuten.“
    Der Physiksaal lag dem Klassenzimmer der 9 B auf dem Flur fast haargenau gegenüber.
    Vor den beiden Räumen knieten inzwischen jeweils zwei Jungen nebeneinander. Aus einiger Entfernung hätte es beinahe so aussehen können, als würden sie paarweise die Türen anbeten. In Wirklichkeit hantierten sie aber mit Schraubenschlüsseln an den Schlössern herum. Auf der einen Seite Emil Langhans, dem Karlchen Kubatz assistierte, und auf der anderen Seite der Sitzenbleiber in seiner Jeansjacke und Hans Pigge. Man hatte sich auf diese vier geeinigt, weil sie im Werkunterricht die geschicktesten Finger hatten und im Eilzugtempo jeden Mofamotor reparieren konnten.
    „Noch fünfzehn Minuten“, ließ sich Sputnik wieder vernehmen. Er blickte dabei zum Ende des Korridors hinunter.
    Dort bildete Manuel Kohl zusammen mit drei anderen Schülern ein unaufdringliches Quartett, das plaudernd hin- und herschlenderte. Währenddessen vergaßen die harmlos erscheinenden Spaziergänger allerdings nicht, ständig das Treppenhaus zu beobachten. Etwa zwanzig Stufen tiefer und weiter oben in der Kurve zur dritten Etage lehnten andere Schüler an den Geländern. Falls überraschend ein Lehrer auftauchen sollte, würde sich einer von ihnen bücken, um den Schnürsenkel an seinem Schuh neu zu binden. Das sollte dann das Zeichen zu einem besprochenen Ablenkungsmanöver sein. Manuel würde sich augenblicklich auf einen seiner drei Kumpane stürzen, und Hals über Kopf wäre eine so handfeste Keilerei im Gange, daß sich jeder ungelegene Störenfried um sie kümmern müßte und dadurch erst einmal aufgehalten wäre.
    Aber bisher ließ sich vom Lehrkörper nicht einmal ein Schatten blicken.
    „Noch neun Minuten“, verkündete Sputnik leise. Sein Puls schlug doppelt so schnell wie gewöhnlich. Aber das ließ er sich nicht anmerken. Er wirkte äußerlich so gelassen wie ein Kühlschrank.

Herr Piepke ändert seinen Namen
    Chefportier Pelz pfiff gut gelaunt vor sich hin, als er durch die gläserne Drehtür ins Hotel zum Kurfürsten hereinschneite. Er begrüßte mit einem Kopfnicken die beiden Fensterputzer einer Reinigungsfirma, die draußen ihren eiergelben Lieferwagen mit der Aufschrift Blitzblank geparkt hatten und gerade damit anfingen, die riesigen Scheiben der Empfangshalle gründlich zu säubern.
    „Guten Morgen, Herr Pelz“, flötete Fridolin Paschulke und sprintete in den kleinen Nebenraum hinter der Portiersloge.
    „Guten Morgen, mein Sohn“, entgegnete der Portier, während er über den riesigen dicken Teppich spazierte. Als der spindeldürre Hotelpage zurückgetrabt kam, hatte er die dunkelgrüne Uniformjacke seines Chefs über dem Arm. Mit ihren goldenen Litzen und Schulterstücken erinnerte sie ein wenig an die Paradeaufmachung gewisser südamerikanischer Generale.
    Beinahe direkt unter dem Kronleuchter zog Herr Pelz gleichzeitig und sozusagen in einem Aufwaschen seinen leichten Mantel und sein Pfeffer-und-Salz-Jackett aus. Fridolin übernahm die abgelegten Kleidungsstücke und half ihm in seine Livree.
    „Der Frühling scheint endlich Wurzeln zu schlagen“, bemerkte Herr Pelz, während er sich vom Zivilisten zum Chefportier des Hotels zum Kurfürsten verwandelte. Und dann fragte er: „Irgendwas Neues?“
    „Alles in bester Butter“, erwiderte Fridolin. „Die neuesten Zeitungen hab’ ich schon geholt, und wenn’s recht ist, schütte ich jetzt draußen ein paar Eimer Wasser über die Treppe und über den Gehsteig.“
    Doch dazu sollte es nicht kommen.
    In diesem Augenblick schnarrte es nämlich im Klappenschrank, und über den Stöpseln in der oberen Reihe blitzte ein rotes Licht auf.
    Der Chefportier nahm den Hörer ab, und weil es sich nur um ein Hausgespräch handelte, meldete er sich kurz angebunden lediglich mit seinem Namen.
    Fridolin Paschulke hatte sich bereits zur Straße hin auf die Socken machen wollen. Aber das erstaunte Gesicht von Herrn Pelz hielt ihn zurück.
    „Nun

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