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Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Wagen war das Geklirr von Gläsern und das Klappern von Bestecken zu hören, während der Intercity jetzt über eine Brücke fuhr.
    Der Blick auf den Fluß, von dessen Namen er keine blasse Ahnung hatte, der aber in der Frühlingssonne wie ein Stanniolband flimmerte, verführte den Herrn mit dem taufrischen Namen Andreas Bertram dazu, mit der Überlegung zu spielen, ob nicht vielleicht ein Nachurlaub an einem der bayerischen Seen ganz angenehm sein könnte. Nachdem er so lange aus dem Verkehr gezogen war, hätte er sich weitere vierzehn Tage Erholung durchaus verdient, wie er meinte, bevor er wieder voll in den Streß seines Gewerbes einstieg. Auch die oberitalienische Küste wäre jetzt nicht zu verachten oder ein Aufenthalt in den Dolomiten, deren Luft gerade um diese Zeit besonders gesund sein sollte.
    Als der ganz und gar rosafarbene Fahrgast eine Viertelstunde später in sein Abteil zurückkehrte, war er dort nicht mehr allein.
    Seinem Fensterplatz schräg gegenüber und gleich links neben der gläsernen Schiebetür zum Korridor hatte sich ein großgewachsener und schlanker Mann breitgemacht.
    Er war auffallend elegant gekleidet, sah gut aus und hatte sein dunkles Haar so sorgfältig gekämmt, als käme er gerade vom Friseur. Er hatte etwa dasselbe Alter wie des Dutzendgesicht, das jetzt hereinkam, und lächelte liebenswürdig.
    „Ich habe Ihr Gepäck bewacht, während Sie sich im Zuge die Füße vertreten haben“, sagte er lächelnd. „Würden Sie fünf Mark für meine Dienste als angemessen betrachten?“ Er lachte jetzt hell und angelte gleichzeitig eine Visitenkarte aus seiner Westentasche. „ Meine Name ist Glossner , wenn ich mich vorstellen darf.“
    „ Balthausen “, erwiderte das Marzipangesicht nach einem kurzen Zögern. Gerade noch rechtzeitig war ihm eingefallen, daß sein Gefängnisdirektor so geheißen hatte. Er ließ sich wieder auf seinen Fensterplatz fallen, schlug die Beine übereinander und warf einen kurzen Blick auf das Stück Papier, das sich wie teures Pergamentpapier anfühlte. Dabei stellte er fest, daß sein neuer Abteilnachbar in einem Chemiekonzern namens OMNIA Generaldirektor war und daß er bei seiner Vorstellung diskret seinen Doktortitel unterschlagen hatte.
    „Man trifft sich wie Kugeln beim Billardspiel“, bemerkte Dr. Glossner , der offensichtlich ein Spaßvogel war. „Und dann geht man wieder auseinander. Aber vielleicht sind gerade deshalb Reisegesellschaften so interessant.“ Er zwinkerte seinem Gegenüber zu. „Die meisten Menschen sehen, aber sie beobachten nicht. Man braucht einen Menschen nur richtig zu betrachten, und schon sieht man ihm auf den ersten Blick seine Nationalität am Gesicht an, seinen Beruf meistens an den Händen und alles übrige an seinem Gang, seinen Manieren oder etwa an den Fasern, die an seinen Kleidern hängen. Das ist ein Hobby von mir, und vielleicht haben Sie nichts dagegen, wenn ich versuche, Ihren Beruf zu erraten?“
    „Bitte, schießen Sie los“, meinte der Mann mit der rosafarbenen Haut, lehnte sich in die Polster zurück und versteckte sich hinter einer undurchsichtigen Miene.
    „Ich möchte wetten, daß Sie auch irgend etwas mit Industrie zu tun haben“, bemerkte der Generaldirektor. „Manager, Führungskraft oder etwas in dieser Richtung. Na, stimmt’s oder hab’ ich recht?“
    Der Junge hat nicht die mindeste Ahnung, dachte das Marzipangesicht und lächelte jetzt. Dieser Dr. Glossner war durchaus kein Hellseher. Er hatte lediglich die Wirtschaftszeitungen entdeckt, die sich sein Mitreisender noch am Kiosk auf dem Bad Rittershuder Bahnhof zur Tarnung besorgt hatte und die jetzt zusammen mit dem aufgeschlagenen Börsenteil einer Tageszeitung neben ihm auf dem Polster herumlagen.
    Trotzdem tat Herr Bertram so, als habe er gerade ein ganz erstaunliches Zauberkunststück erlebt. „Stimmt“, sagte er. „Allerdings habe ich gerade die Firma gewechselt und kann deshalb noch mit keiner Geschäftskarte dienen.“
    „Aber, ich bitte Sie, kleine Fische“, erwiderte der elegante Generaldirektor. „Ich hoffe, Sie sind mit Ihrer Veränderung zufrieden?“
    „Die vergangenen Jahre waren wirklich zu einseitig. Immer derselbe Trott. Darunter leidet die Beweglichkeit.“ Der Mann mit der getönten Brille lächelte verlegen. „Ich erwarte jetzt mehr Freiheit und auch mehr Abwechslung.“
    „Sternzeichen Skorpion?“ fragte der Generaldirektor plötzlich wie aus heiterem Himmel.
    „Auch das stimmt“, gab der andere zu und war

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