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Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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aus dem Zug springen, da schloß sich die Wagentüre bereits hinter ihm.
    „Zum Ausgang“, sagte Andreas Bertram so kalt wie ein Eiswürfel und ging über den Bahnsteig, ohne zu warten, bis der alte Mann mit der Zwei auf seiner Dienstmütze das umfängliche Gepäck auf seine Karre geladen hatte.
    Als der Generaldirektor kaum zehn Minuten später gut gelaunt und eine Zigarre paffend aus dem Speisewagen zurückkam , glaubte er im ersten Augenblick, daß er sich im Abteil geirrt hätte.
    Er spazierte einen ganzen Wagen weiter, kam wieder zurück und öffnete jetzt die Schiebetür.
    Das Abteil war leer.
    Allerdings stand das Fenster offen, und die Vorhänge links und rechts daneben flatterten wie kleine Fahnen im Fahrtwind.
    Dr. Glossner holte seine Platzkarte aus der Westentasche. Die Nummer des Abteils stimmte und auch die Nummer über seinem Ecksitz ließ keinen Zweifel.
    „Das ist vielleicht ein Ding“, murmelte der Generaldirektor. „Nicht einmal eine Zahnbürste hat mir dieser Stockfisch gelassen.“ Er setzte sich in das weiche Polster der ersten Klasse, schlug die Beine übereinander und überlegte, was jetzt zu tun sei. Jedenfalls mußte er spätestens am Abend in Hamburg sein. Aber mit der Reisetasche war sein Flugschein weg und auch sein Reisepaß. Einen Augenblick lang war er versucht, die Notbremse zu ziehen. Aber schließlich begnügte er sich damit, von Wagen zu Wagen zu wandern, um den Aufsichtsbeamten zu suchen.
    Daß sein Abteil inzwischen ausgeplündert würde, mußte er nicht befürchten. Das war ja bereits passiert.

Die Maxen fallen auf die Nase
    Es war am späten Nachmittag.
    Die Sonne wanderte bereits am Zobelberg vorbei zum Gaskessel hinüber. Der Karlsplatz lag schon ganz im Schatten. Nur einzelne Dächer oder Spitzen von Hausfassaden leuchteten noch, als seien sie von Scheinwerfern angestrahlt.
    Herr Bemmelmann ließ die Jalousien über den Schaufenstern seines Zigarrenladens vorsichtig zurückschnappen und rief dann durch die offene Tür: „Ich geh’ dann mal rüber.“
    „Ist gut“, rief die Frau des Zigarrenhändlers aus dem Laden. Sie wußte ja, was gemeint war, und hatte ohnehin gerade alle Hände voll zu tun. Sie war dabei, neue Preisschilder zu malen, weil so ziemlich alle Tabakwaren wieder einmal teurer geworden waren.
    Als Herr Bemmelmann das Geschäft von Friseurmeister Treutlein betrat, bimmelte die Glocke über der Ladentür. „Also, dann mal los“, sagte er. „Ich hab’ versprochen, mich als Versuchskaninchen zur Verfügung zu stellen, und da habt ihr mich.“
    „Das ist aber wirklich sehr freundlich“, meinte der Lehrling Fritz Treutlein. „Darf ich bitten?“ Er machte eine einladende Handbewegung. „Auf Ihren gewohnten Platz, bitte.“
    Als sich Herr Bemmelmann vor dem rechten der drei Spiegel in einen bequemen Sessel gesetzt hatte, hüllte ihn Fritz vorerst mal in einen himmelblauen Umhang. „Wie immer?“ fragte er dabei.
    „Darum möchte ich gebeten haben“, erwiderte Herr Bemmelmann. „Und wenn’s irgendwie geht, schneidest du mir gefälligst nur die Haare ab. Meine Ohren brauch’ ich noch.“ Er lachte schallend und blinzelte dabei zu Vater Treutlein hinüber. „Sie werfen doch gelegentlich ein Auge auf Ihren Herrn Sohn?“
    „Sie sind ein so guter Stammkunde, Herr Bemmelmann“, meinte der Friseurmeister, der gerade Studienrat Dr. Purzer eine Rasur verpaßte und ihn dabei zum zweitenmal einseifte. „Ich hätte Ihr freundliches Angebot keinesfalls angenommen, wenn mein Filius nicht schon an gut zwei Dutzend anderer Köpfe gezeigt hätte, daß er allmählich den Bogen raus hat.“ Und zu Studienrat Dr. Purzer bemerkte er: „Fritz macht in knapp zehn Tagen seine Gesellenprüfung. Dazu gehört, daß er vor den Koryphäen der Innung ein paar einwandfreie Haarschnitte hinlegt. Da hilft keine Theorie, sondern nur Praxis und noch mal Praxis.“
    „Ich bin bereit, auch meinerseits behilflich zu sein“, lächelte Purzer. „Mein Haarwuchs ist allerdings nicht mehr gerade üppig!“
    „Bitte jetzt nicht mehr bewegen“, mahnte Friseurmeister Treutlein, weil er mit seinem Rasiermesser durch den Seifenschaum gerade in einem eleganten Bogen von der linken Wange unter die Nase kurvte. „Ich weiß nicht recht, ob wir Ihr freundliches Angebot annehmen dürfen.“
    „Jedenfalls würden Ihre Schüler, sehr geehrter Herr Doktor, vor lauter Vergnügen in Ihrem Schulhof auf den Kastanienbaum klettern“, sagte Herr Bemmelmann. „Ich meine, falls Ihnen unser

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