Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel
und legen denen einen Unterricht hin, daß sie nur so mit den Ohren schlackern.“
„Man wird Sie auf der Stelle zum Studienrat befördern“, mischte sich Karlchen Kubatz ein. „Weil die Herren davon überzeugt sind, einen zweiten Pestalozzi entdeckt zu haben.“
„Da kennt ihr die Schulbehörde aber verteufelt schlecht“, winkte Herr Bissegger ab. „Aber jedenfalls freue ich mich, daß wir jetzt fast zufällig etwas Ähnliches wie Freunde geworden sind. Ihr könnt euch vorstellen, daß es nicht gerade ein Zuckerlecken ist, wenn man eine ganze Schule gegen sich hat.“
Da den Glorreichen Sieben beim besten Willen darauf nicht sofort eine gute Antwort einfiel, schwiegen sie lieber.
Nur Frau Elfriede Breitschuh machte den Mund auf und stellte fest:
„Dann ist ja alles in bester Ordnung.“
Sie schob ihren leeren Eisbecher zur Seite. „Also, Friede, Freude, Eierkuchen“, meinte sie noch und rief etwas lauter: „Zahlen, Enrico, ich muß zu Hause noch die Wäsche von der Leine holen, es sieht nach Regen aus!“
Und nur weil der schwarzhaarige Kellner zuerst noch ein paar neue Gäste bedienen mußte und sich deshalb mit der Rechnung verspätete, erfuhr Referendar Bissegger mittlerweile von der bedrohlichen Gewitterwolke, die Manuel Kohls Versetzung vor den Sommerferien gefährlich verdunkelte. Der Boß der Glorreichen Sieben holte nach den ersten Erklärungen heute bereits zum zweitenmal seinen Zettel mit dem Konzept für die besprochene Nachhilfe aus seiner Hemdtasche, und Herr Bissegger studierte ihn genau und so aufmerksam, als wäre es ein neuer Stundenplan im Prinz-Ludwig-Gymnasium.
„Bei einigem Dusel wäre es zu schaffen“, überlegte er, ohne aufzublicken. „Es könnte allerdings passieren, daß, wie so oft, allzu viele Köche den Brei verderben.“
„Was meinen Sie damit?“ fragte Paul Nachtigall neugierig geworden.
„Einer von euch müßte die ganze Hilfsaktion beaufsichtigen, damit jeder, der mit Manuel arbeitet, ihm nur das beizubringen versucht, was wirklich seine persönliche Stärke ist.“ Herr Bissegger gab Paul Nachtigall den Zettel zurück. „Erst dann wird ein Stiefel draus. Wenn einer die Fäden in die Hand bekommt und sich gelegentlich einmischt, weil er allein den Überblick hat. So wie ein Tower auf dem Flugfeld die Maschinen aus den verschiedensten Richtungen zu einem Ziel bringt.“
„Das leuchtet ein“, murmelte der Boß der Glorreichen Sieben. Er hob den Kopf, und die Jungen blickten sich ein wenig ratlos an.
„Nun geben Sie Ihrem Herzen schon einen Ruck“, meinte Frau Elfriede Breitschuh und stupste Herrn Bissegger in die Seite. „Lassen Sie die Burschen jetzt nicht hängen, und im übrigen hat es Manuel wirklich nicht verdient, daß er sitzenbleibt. Sie sollten ihn mal sehen, wenn er samstags seinen Eltern im Blumenladen beim Bedienen hilft. Er fabriziert im Handumdrehen die schönsten Frühlingssträuße.“
„Ich weiß ja gar nicht, ob die sehr verehrten Glorreichen Sieben meine Hilfe überhaupt wollen“, gab Herr
Bissegger zu bedenken. „Man hat mir natürlich schon längst erzählt, daß ihr ziemlich stolz seid und im allgemeinen euren Kram allein machen wollt.“
„Wir haben uns heute schon einmal von Ihnen helfen lassen“, widersprach Emil Langhans sofort und feixte.
„Nicht ganz freiwillig“, bemerkte der Referendar.
Aber der hochgeschossene Junge mit der dunklen Hornbrille überhörte es und sagte: „Gegen ein zweites Mal hätten wir nichts einzuwenden.“ Er versicherte sich durch einen Blick der Zustimmung der anderen. „Und wir wären Ihnen dankbar“, fügte er hinzu, als kein Einspruch kam.
„Sehr dankbar“, fügte Manuel Kohl hinzu. „Ich würde auch ackern wie ein Kümmeltürke, da können Sie Gift darauf nehmen.“
Die Sonne war für heute schon eine ganze Weile untergegangen, als Frau Elfriede Breitschuh mit dem Setter namens Peter an der Leine in der Straßenbahn zu ihrer Pension in die Amselstraße zurückfuhr.
Zur selben Zeit standen die Glorreichen Sieben zusammen mit dem Referendar nebeneinander im Blumenladen von Vater Kohl am Marktplatz.
„Ihr seht ja aus wie eine Abordnung vom Kirchenchor“, sagte Frau Kohl, die bereits dabei war, die Blumen für die Nacht in den Nebenraum zu bringen, wo es kühler war.
„Im übrigen habt ihr Glück gehabt“, fügte Herr Kohl hinzu. „Wir wollten den Laden gerade dichtmachen.“
„Manuel hat uns berichtet, daß er bis zum Zeugnis nicht mehr zu uns kommen darf, wenn er heute
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