Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel
Nachtigall zu.
„Und wenn er euch gar nicht dabeihaben will?“
„Ganz ausgeschlossen“, versicherte Karlchen überzeugt. „Im Gegenteil, er wird mit Kußhand einverstanden sein und strahlen wie ein Streuselkuchen.“
„Na schön, so weit, so gut“, gab sich Herr Kubatz zufrieden. Er holte wieder einmal eine Pfeife aus seiner Schreibtischschublade. „Wie habt ihr euch also gedacht, daß die Geschichte funktionieren soll?“
Das nachfolgende Gespräch dauerte ziemlich genau zwei Stunden. Schon nach zehn Minuten drückte der Chefredakteur auf einen Knopf und bat Herrn Hildesheimer über eine Sprechanlage zu sich.
„Hören Sie bitte zu“, sagte er zu ihm, als der Redakteur kurz darauf durchs Vorzimmer hereinkam. „Bitte, nehmen Sie Platz, vielleicht muß unsere Zeitung ziemlich bald auf Draht sein, und zwar ohne Netz. Ich möchte deshalb, daß Sie sich alles mit anhören und mir nachher Ihre Meinung sagen.“
Etwas später telefonierte Herr Kubatz zuerst ausgiebig mit dem Direktor der Kurverwaltung und anschließend mit der Pressestelle des Zweiten Deutschen Fernsehens in Mainz.
„Die Kurverwaltung zieht selbstverständlich mit“, erklärte deren Direktor, ohne lange zu überlegen, nachdem er alles begriffen hatte. „Die Jungen sollen noch heute bei mir aufkreuzen.“
Der Herr vom Fernsehen bat sich dagegen Bedenkzeit aus. Er müsse die Sache mit der zuständigen Stelle im Haus besprechen und würde zurückrufen.
Die Glorreichen Sieben und Herr Hildesheimer konnten bei den Telefonaten neben Herrn Kubatz immer auch die Stimme des jeweiligen Gesprächspartners am anderen Ende der Leitung hören, weil sie über einen Lautsprecher geschaltet war.
Nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, ließ der Chefredakteur den Leiter seiner Anzeigenabteilung kommen, und während alle Anwesenden gemeinsam den Text für eine Anzeige in der morgigen Ausgabe entwarfen, bat Herr Kubatz sein Fräulein Finkbeiner um eine Verbindung mit dem Kollegen Chefredakteur der Berliner Zeitung, die abgekürzt ganz einfach nur BZ hieß und rund um den Kurfürstendamm in der ganzen Stadt wohl die meisten Leser hatte.
„Wir sind gut befreundet miteinander“, erklärte Herr Kubatz. „Und er kennt Bad Rittershude, weil er uns im vergangenen Jahr mit seiner Familie hier besucht hat. Bestimmt steigt er in die Kiste ein, wenn was für seine Zeitung drin ist.“
Beim Verfassen des Anzeigentextes überboten sich die Glorreichen Sieben immer wieder mit neuen Einfällen. Aber selbstverständlich gaben auch die Herren von der Redaktion ihren Senf dazu. Dabei wieherte die gutgelaunte Versammlung gelegentlich vor lauter Vergnügen.
„Wenn das unser Direx liest!“ gluckste Karlchen Kubatz. „Du kriegst die Tür nicht zu!“ Er brauchte eine Weile, bis er sich wieder beruhigt hatte. Aber dann forderte er knallhart: „Mindestens über eine ganze Seite, wenn ich darum bitten darf.“
„Bestenfalls eine halbe“, erwiderte der Anzeigenleiter, während er sich mit seinem Taschentuch die Lachtränen aus den Augen wischte.
„Berlin“, funkte Fräulein Finkbeiner über den Lautsprecher dazwischen. „Chefredakteur Dr. Plaschke wird von seiner Zentrale gesucht.“
Herr Kubatz nahm den Hörer ab und wartete.
„Tut mir aufrichtig leid“, flüsterte in diesem Augenblick Emil Langhans und schubste Paul Nachtigall seinen Ellenbogen in die Seite. „Aber eigentlich müßtest du jetzt schon unterwegs sein.“
„Ist geritzt“, flüsterte der Boß der Glorreichen Sieben zurück und verdrückte sich möglichst geräuschlos. Aus dem Lautsprecher meldete sich nämlich gerade Chefredakteur Dr. Plaschke aus Berlin.
„Hallo, Walter“, begrüßte ihn Herr Kubatz. „Entschuldige, wenn dir ein Provinzonkel so ins Haus fällt. Solltest du gerade stehen, würde ich vorschlagen, dich zu setzen.
„Ist bereits passiert“, sagte die Stimme aus dem Lautsprecher. „Schön, dich wieder mal zu hören, alter Junge.“
„Abwarten, ob es so schön für dich ist“, erwiderte der Chefredakteur der Bad Rittershuder Nachrichten. „Ich habe einen Vorschlag, der deine Zeitung vielleicht interessiert. Aber er ist leider mit einer Bitte verbunden. Andererseits haben wir es mit einer ausgesprochen nachrichtenarmen Zeit zu tun. Wird bei euch an der Spree nicht anders sein...“
Unterdessen kurvte Paul Nachtigall auf seinem Fahrrad in der Rabenstraße durch eine Toreinfahrt in den Hinterhof. Dort hatte der Vater von Ulli Buchholz seine Malerwerkstatt.
Der
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