Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel
Viertelstunde mit dem Schulamt telefoniert“, meinte Herr Senftleben. „Wir selbst können das Zeug nicht verheizen, weil unsere Schulen allesamt schon seit Jahren auf Öl umgestellt sind.“
„Andererseits wird es nicht leicht sein, einen Dummen zu finden, der an dem Brennholz interessiert ist, wenn er dafür ein paar Lastwagenfuhren inklusive Personal fürs Auf- und Abladen bezahlen muß“, gab der dickliche Sputnik fachmännisch zu bedenken. „Schließlich müßten die Dinger doch noch auseinandermontiert und zersägt werden, bevor sie ofenfertig sind.“
„Respekt“, meinte Herr Senftleben schmunzelnd. „Die kaufmännische Ader deines Vaters scheint sich auf den Sprößling vererbt zu haben.“
Bekanntlich fabrizierte der tannenschlanke Herr Hugendubel hinter dem Güterbahnhof Schokolade und Pralinen mit dem Wappen von Bad Rittershude auf der Verpackung.
„Wenn Sie es erlauben, werde ich Ihre Bemerkung meinen Alten Herrn wissen lassen. Er wird darüber erfreut sein“, bemerkte Sputnik bescheiden und fügte hinzu: „Wir würden den Abtransport natürlich kostenlos durchführen. Mit Hilfe der Lastwagen unserer Fabrik übrigens.“
„Das Schulamt hat mir freie Hand gegeben“, überlegte der Oberstudiendirektor. „Die Herren wären genauso erleichtert wie ich, wenn das Zeug wegkommt, ohne daß wir etwas dafür bezahlen müssen.“ Er blickte auf und nahm dabei wieder einen Zug aus seinem Zigarillo. „Ich muß nur sicher sein, daß ihr mit den Bänken keinen Unfug treibt.“
„Wir werden sie in Ehren halten“, versicherte Emil Langhans.
„Der Verwendungszweck wird ihrer würdig sein“, fügte Sputnik pathetisch hinzu.
„Als Brennholz“, sagte der Schuldirektor lachend. „Ihr redet manchmal so geschwollen daher, als ob ihr Posaunen verschluckt hättet.“ Er stand auf und verschloß seine Schreibtischschublade. „Also, ich hab’ nichts dagegen, ihr könnt die Bänke haben.“ Er streifte Sputnik mit einem kurzen Blick. „Die Lastwagen deines Vaters sind eine gewisse Garantie für mich. Wann kommt das Zeug weg?“
„Schon in den nächsten Tagen, Herr Direktor“, antwortete Sputnik.
„Je früher, desto besser“, meinte Herr Senftleben noch. „Ich muß los.“ Er drückte im Aschenbecher sein Zigarillo aus und nahm die beiden Schüler mit sich aus seinem Büro.
Die übrigen Glorreichen Sieben beobachteten von ihrem Stammplatz in der Schulhofecke aus und ein wenig hinter den Mülltonnen versteckt, wie zuerst der Oberstudiendirektor aus dem Hauptportal trabte und auf sein grasgrünes Auto zusteuerte. Kurz darauf kamen Emil Langhans und Sputnik aus dem Seiteneingang angelaufen.
„Es hat geklappt“, japste der dickliche Junge schon auf halbem Weg.
„Nicht zu fassen“, ergänzte ihn Emil. „Er hat tatsächlich zugestimmt.“
„Wir haben ihn einfach glatt überfahren“, berichtete Sputnik weiter. Ehrlicherweise gab er anschließend allerdings zu, daß Herr Senftleben sehr in Eile gewesen sei und bestimmt nur mit einem halben Ohr zugehört hätte.
„Hauptsache, sie gehören uns!“ erklärte Paul Nachtigall und breitete die Arme aus. Fast gleichzeitig bückte er sich und gab einer der alten Bänke, die gerade am nächsten stand, einen regelrechten Kuß. „Ihr werdet uns noch eine ganze Portion Freude machen“, hauchte er. Es hörte sich an wie eine Liebeserklärung.
„Und jetzt bin ich dran“, sagte Karlchen Kubatz stocknüchtern. „Laß den Quatsch, wir haben keine Zeit zu verlieren. Auf in den Sattel!“
Nach einer ziemlich polizeiwidrigen Fahrt vor allem über den Rathausplatz und durch die Hauptstraße platzten die Glorreichen Sieben in die Redaktion der Bad Rittershuder Nachrichten.
„Ich hab’ dich ja schon telefonisch vorgewarnt“, entschuldigte sich der Junge mit dem Bürstenhaarschnitt.
„Ja, vor einer Viertelstunde“, erwiderte der Chefredakteur.
„Gleich nach dem Unterricht, vorher war es nicht möglich“, verteidigte sich sein Sohn. „Aber hinterher mußten wir noch warten, wie eine Unterredung mit unserem sehr verehrten Herrn Direktor ausgehen würde.“
„Und wie ging sie aus?“
„Positiv“, antwortete Karlchen, „über alle Maßen positiv.“
„Wie schön für eure Pläne“, bemerkte Herr Kubatz und ließ sich hinter seinem Schreibtisch in den breiten Sessel fallen. „Also, ihr wollt Herrn Bissegger unbedingt nach Berlin begleiten. Weiß er denn überhaupt schon etwas von seinem Glück?“
„Bis jetzt noch nicht“, gab Paul
Weitere Kostenlose Bücher