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Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Huesmann
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sah Paul vor sich, schlafend, so wie er ihn vergangene Nacht gesehen hatte. Er fragte sich, ob es das letzte Mal gewesen sein könnte.
    »Nein«, antwortete er schließlich, »wir haben in ihrer Wohnung nichts gefunden.«
    »Wir werden nichts veröffentlichen, was dir schadet oder was wir eigentlich nicht wissen können. Versprochen«, sagte Paul. »Wenn wir alle drei unser Wissen zusammenwerfen, dann sind wir unschlagbar, ein richtig gutes Team.«
    Grieser stöhnte. Ein Cop im Team mit einem Journalisten und einer Journalistin. Super.
    »Was habt ihr davon?«, fragte er. »Die Zusammenarbeit mit mir bringt euch doch nur was, wenn ihr das Material in einer Story verwenden könnt.«
    »Natürlich«, gab Paul freimütig zu. »Aber das muss nicht gleich sein. Das können wir auch noch schreiben, wenn der Fall geklärt ist. Dann sind wir unseren Kollegen immer noch weit genug voraus, um eine sensationelle Geschichte zu haben. Ohne dass du deinen Job riskierst. Außerdem bin ich im Moment selber gar nicht an der Geschichte dran. Ich warte, bis es offiziell was Neues gibt.«
    Grieser schwieg. Er war skeptisch. Wenn alle Journalisten Rücksicht nehmen würden auf die Gefühle ihrer Informanten, dann bliebe die Hälfte der Zeitungen und Zeitschriften leer.
    »Ich denke drüber nach«, sagte er schließlich.
    Grieser beendete das Gespräch. Stöhnend rieb er sich die Stirn.

MITTWOCH DER KARWOCHE

18. Kapitel
     
     
    Zuweilen stehen sie unter einer solchen Glut ihrer Leidenschaft, daß sie sich irgendeinem gefühllosen Geschöpfe, das nicht lebt, nähern und sich mit diesem so umherwinden, daß sie, um sich gegen die Glut zu verteidigen und sie zu erleichtern, den Schaum ihres Samens ausgießen, ermüdet durch ihre Leidenschaft und die Marter der Glut, die in ihnen ist, weil ihnen die Enthaltsamkeit zu schwer ist.
     
    Am nächsten Morgen stand Emma gegen ihre sonstigen Gewohnheiten schon um sechs Uhr auf und machte sich ein zweites Mal auf den Weg zum Internat. Der Sekretär ihres Vaters war noch nicht an seinem Arbeitsplatz. Emma klopfte an der Tür ihres Vaters, der sie hereinbat.
    »So schnell wieder hier?«, fragte er. »Das habe ich vermutlich wohl nur dem Mordfall in Bingerbrück zu verdanken.«
    Emma steuerte den Ledersessel in der Besucherecke an. Ihr Vater schob die Zeitung zur Seite, in der er eben noch gelesen hatte.
    »Ich würde gern in der Schulbibliothek die alten Abi-Zeitschriften des Jahrgangs von damals durchsehen«, sagte Emma. »Geht das?«
    Ihr Vater zuckte mit den Achseln. »Klar«, erwiderte er. »Warum nicht. Und was willst du in denen finden?«
    Emma zögerte. »Pater Benedikt soll an Palmsonntag ziemlich aufgebracht gewesen sein. Hast du ihn gefragt, warum?«
    »Wie kommst du darauf?«, fragte ihr Vater. Dann schüttelte er den Kopf. »Hör mal, Emma, ich kann dir nicht mehr sagen als das, was ich dir schon erzählt habe.«
    »Aber es muss dir doch aufgefallen sein, dass etwas nicht mit ihm stimmt. Du hast gesagt, du hast in der Woche mehrfach mit ihm über den Lehrplan gesprochen hast.«
    »Ja, das habe ich auch«, erklärte er bissig. »Aber ich dachte, er ist verärgert, weil ich ihm wegen dem Unterrichtsstoff Stress mache.«
    Emma betrachtete ihn nachdenklich. Sie konnte ihm nicht sagen, dass sie von Paul etwas anderes wusste. Entweder er hatte es vergessen, oder er log.
    »Du glaubst mir nicht«, sagte er.
    Emma stemmte sich hoch. »Jeder in diesem Fall erzählt was anderes.«
    »Glaubst du ernsthaft, ich würde dich belügen?«
    »Ich geh jetzt in die Bibliothek«, erwiderte Emma, statt zu antworten.
    Ihr Vater nickte und sah ihr mit finsterer Miene nach.
     
    »Silvia Neureuther ist da«, sagte Schwester Beatrix. Der Schleier ihrer blau gemusterten Arbeitskleidung war verrutscht, und an ihrem Kinn prangte ein dunkler Fleck. Schwester Lioba musterte sie mit erhobenen Augenbrauen. Gemeinsam mit Schwester Katharina und Schwester Cäcilia war Schwester Beatrix im Archiv des Klosters, um es gründlich zu entstauben.
    »Kommen Sie voran?«, fragte Schwester Lioba.
    Schwester Beatrix nickte und nestelte an ihrem Schleier, unter dem eine Haarsträhne hervorlugte. Sie hob fragend den Blick.
    »Herein mit ihr«, sagte Schwester Lioba. Sie seufzte. Seit Tagen fürchtete sie sich vor diesem Moment. Schweren Herzens erhob sie sich und ging Silvia Neureuther entgegen. Die ehemalige Mitstudentin von Schwester Erika hatte einen kräftigen Händedruck. Sie war groß und überragte Schwester Lioba um

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