Die Goblins 01 - Die Goblins
Darnak, Jig fassungslos anzuglotzen. »Soll das ein Witz sein? Wenn ja, dann ist er ausgesprochen geschmacklos.«
»Silas Erdemacher ist sein Gott«, klärte Riana Jig auf.
»Wird er euch helfen, gegen Straum zu kämpfen?« Als niemand antwortete, fügte Jig hinzu: »Das ist der Name des Drachen.«
Darnak schüttelte den Kopf. »Erdemacher erwartet von jedem Mann, dass er sich bewährt. Er wird sich nicht in einen Kampf einmischen, auch wenn wir im Nachteil sind.«
»Oh. Klingt nicht, als ob er eine große Hilfe wäre.« Ihm fiel auf, dass Riana zusammenzuckte.
Mit der Hand auf dem Griff seiner Keule fragte Darnak: »Was weißt du schon von Göttern, Goblin?«
Jig setzte zu einer Antwort an, schloss aber den Mund wieder, als er sah, wie Riana den Kopf schüttelte. »Nichts«, sagte er unterwürfig. Das schien den Zwerg zufrieden zu stellen. Darnak wandte sich wieder den Menschen zu und ließ einen Jig zurück, der Riana betrachtete und sich erneut fragte, was sie hier zu suchen hatte. Danach zu urteilen, wie die anderen sie ignorierten, waren sie keine Freunde. Sie hatte während der Schlacht nichts getan, also war sie auch nicht hier, um beim Kämpfen zu helfen. Genau genommen war das Einzige, was sie wirklich getan hatte, sich herauszuhalten und zu verstecken. Womit sie für Jig ein gutes Vorbild abgab.
Er setzte sich, lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und versuchte, seine Gehirnwindungen um das zu schlingen, was genau diese Gruppe vorhatte. Das Zepter aus Straums eigenem Hort zu stehlen war undenkbar. Wie Darnak schon gesagt hatte, würden ihre größten Anstrengungen wenig mehr bewirken, als die gewaltige Bestie zu belästigen, und das Beste, was sie sich erhoffen durften, war ein schneller Tod durch Feuer, Zahn oder Klaue. Falls der Drache schlechter Laune war, verfügte er auch noch über andere Wege, sich derer zu entledigen, die ihn störten. Jig kannte Geschichten, in denen Straum sogar die Seelen seiner Feinde gestohlen hatte. Manche Störenfriede hatte er auch einfach dem Nekromanten übergeben, dem Hexenmeister der Toten, von dem einige behaupteten, er hause genau unter diesen Tunneln hier.
Das ergäbe ein fabelhaftes Lied: Die Plünderer von Straums Hort und ihre langsamen, schmerzhaften Tode. Überall würden Goblins von dieser Queste singen, während sie ihr Abendessen verzehrten. Wahnsinn. Jig hatte sich von dem Moment an Gedanken über Barius’ Geisteszustand gemacht, als er den Prinzen zum ersten Mal sprechen gehört hatte. Was den Zauberer betraf – na ja, alle Zauberer waren ein bisschen irre. Das war allgemein bekannt. Jig konnte also verstehen, wie diese zwei glauben konnten, erfolgreich Straums Hort plündern zu können. Aber der Zwerg wirkte eigentlich ganz gesund. Für einen Zwerg wenigstens. Und was konnte eine Elbe dazu treiben, die faktische Unsterblichkeit ihrer Rasse fortzuwerfen für solch eine aussichtslose – nein, solch eine dumme – Suche?
»Ellnorein hat also das Zepter hier versteckt, damit es in Sicherheit ist, ja?«, fragte Jig.
»Jetzt hast du es kapiert«, antwortete Darnak.
»Und Ellnorein war ein schlauer Mann?«
»Der weiseste Magier seiner Zeit«, erklärte Barius. »Genau betrachtet vielleicht sogar der weiseste Mann in der gesamten Geschichte der Menschheit.«
»Und ihr wollt trotzdem versuchen das Zepter zu nehmen, obwohl Ellnorein sich solche Mühe gegeben hat, euch daran zu hindern?«
»Äh …« Der Zwerg wandte den Blick ab.
»Genau das ist unsere Absicht«, bekräftigte Barius. »Das Zepter zu retten ist meine Queste. Tradition und Ehre verlangen von mir, mich meinem Vater, dem König, zu beweisen, als wie auch seinen Untertanen. Meine sechs Brüder vor mir haben alle eine solche Queste unternommen, doch wenn ich das Zepter der Schöpfung wiederfinde, beweise ich mich damit als Mann von größerem Mut und größerer Stärke als die Besten von ihnen.«
Jig versuchte, das zu verstehen. Weniger als die Hälfte aller Goblinkinder überlebten die Adoleszenz. Viele fielen Beutesuchern zum Opfer, andere starben, wenn sie sich zum ersten Mal aus ihrem Territorium wagten. Der Initiationsritus ins Erwachsenenalter forderte ebenfalls viele Opfer, aber diese Tradition war überlebenswichtig für die Gemeinschaft. Der Goblin, der seinen Weg durch die Tunnel nicht finden konnte, stellte eine Gefahr für alle dar und würde früher oder später ohnehin getötet werden. Dann doch besser früher, sodass er keinen mit sich in den Tod nahm. Doch die
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