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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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Charles Clarson, geboren am vierzehnten September 1904, britischer Staatsangehöriger, eingereist mit Besuchervisum am siebenundzwanzigsten Februar 1939. Korrekt?«
    Clarson nickte, während er versuchte, die Augen des Kommissars auszumachen, die sich hinter einer großen Hornbrille verbargen, in deren nachlässig gereinigten Gläsern sich die Deckenbeleuchtung spiegelte. Der auf Nasenbreite gestutzte Schnurrbart schien in Deutschland in Mode zu sein.
    »War Ihnen das Tatopfer bekannt?«
    »Ich hatte ihn tags zuvor auf einem Botschaftsempfang kennengelernt.«
    »Gestehen Sie die Tat?«
    »Wie bitte?«
    »Haben Sie Ihren Landsmann erdolcht?«
    »Nein, natürlich nicht. Der wahre Täter sitzt vermutlich noch in der Bar und trinkt auf die deutsche Polizei.«
    Traube blieb ungerührt. »Ihre Vorwitzigkeiten werden Ihnen bald vergehen. Sie werden heute Nacht noch in die Prinz-Albrecht-Straße gebracht. Erwarten Sie dort kein Verständnis für Ihren englischen Humor.«
    In der Prinz-Albrecht-Straße befand sich der Hauptsitz der Geheimen Staatspolizei, deren Kürzel Gestapo in ganz Europa für Schrecken und Ohnmacht gegenüber der Staatsgewalt stand. Niemand wusste, was genau hinter den abweisenden Fassaden des Gestapo-Sitzes vor sich ging, doch Geschichten über sadistische Folterungen machten die Runde und manch einer, den man dorthin verschleppt hatte, war nie wieder aufgetaucht.
    Clarson zwang sich zur Ruhe. »Ich bin ein Bekannter des Attachés und stand ihm lediglich gegenüber, als der Mord geschah.«
    »Aber natürlich. Sie kommen aus England eingeflogen und zwei Wochen später liegt einer ihrer Landsmänner tot in ihren Armen und Sie können gar nichts dafür. Ein Geist hat ein Messer gezückt und ist dann auf wundersame Weise wieder verschwunden. Pech für Sie, dass die Kollegen am Tatort Zeugen vernommen haben. Hier steht, dass eine junge Frau gesehen hat, wie Sie das Opfer gepackt und ihm das Messer in den Rücken gerammt haben.«
    »Es handelt sich dabei um ein komplettes Missverständnis. Der gute Wardley fiel mir sterbend in die Arme. Welchen Grund sollte ich denn gehabt haben, ihn umzubringen?«
    »Vielleicht kannten Sie sich aus England und hatten eine Rechnung zu begleichen?«
    »Und dazu habe ich mir ausgerechnet das Gedränge einer Jazz-Bar ausgesucht?«
    »Ich nehme an, Sie hatten eine Auseinandersetzung, und als das Opfer die eintreffende SA hinzuziehen wollte, da haben Sie kein anderes Mittel gewusst und ihm das Hälschen durchgeschnitten.«
    »Das ist absurd«, erwiderte Clarson entnervt. »Ich sagte bereits, ich habe Wardley erst hier in der Berliner Botschaft kennengelernt.«
    Der Polizist zu seiner Rechten blickte abschätzig drein und ließ dabei die Maschinentypen routiniert auf das eingespannte Papier einhämmern, ganz als würden ihm Weihnachtsgrüße diktiert. Es war Zeit, die Goebbels-Karte zu spielen.
    »Ich war eingeladen zu einem Empfang gemeinsam mit meiner Schwägerin   –«
    Er wurde von einem hereinplatzenden Polizisten unterbrochen: »Telefon, Herr Hauptsturmführer!«
    »Jetzt nicht«, raunzte Traube.
    »Ich glaube, dieses Gespräch möchten Sie annehmen«, rief ein weiterer seiner Untergebenen in den Verhörraum und streckte ihm den Hörer mit einem vielsagenden Gesichtsausdruck entgegen. Traube stampfte hinaus.
    »Kriminalkommissar Traube. Mit wem spreche ich?«
    Die Antwort ließ ihn Haltung annehmen. »Jawohl Herr Präsident   … ist der Fall   … wie bitte?   … aber   … ja, aber   … natürlich, ich werde das Notwendige veranlassen, Herr Präsident, sofort.«
    Traube winkte die Beamten aus dem Verhörraum herbei und bedeutete ihnen, die Tür hinter sich zu schließen. Clarson lauschte. Er hörte die aufgeregte Stimme des Kommissars, konnte aber keine Worte ausmachen. Für eine Weile war es völlig still, dann traten zwei Polizisten in dunkelgrauen Ledermänteln ein. Einer von Ihnen trug eine Holzkiste mit Clarsons blutverschmierter Kleidung und dem darauf liegenden Gehstock.
    »Ziehen Sie Ihre Sache wieder an!«
    Clarson schaute die beiden Beamten an, die ungerührt im Raum stehenblieben. Vor ihren Augen entschlüpfte er der fremden Hose und Jacke und stieg in seine eigenen, vom getrockneten Blut steif gewordenen Kleidungsstücke. Sein Callyn-Anzug war komplett ruiniert. Er nahm den Stock an sich und ließ sein Gewicht einen entspannenden Moment lang darauf ruhen, bis einer der Beamten ihn zur Eile drängte.
    Vor dem Präsidium wartete ein schwarzer Opel Kapitän

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