Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)
Geschick aufbieten müssen, um sich nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Sobald er an Bord des Schiffs gegangen war, kletterte er unter dem Vorwand, die Segel überprüfen zu wollen, hastig in die Takelage. Das hatte auch den Vorteil, dass er Guederics Zoten nicht mit anhören musste.
Najel wiederum nahm den Trubel mit der für ihn typischen Gelassenheit hin. Der Junge mochte ein waschechter Wallatte sein, aber er fühlte sich überall auf der bekannten Welt auf Anhieb zu Hause. Trotzdem wurde die Miene des Jungen immer finsterer, je weiter der Tag fortschritt. Ihr Aufbruch rückte näher, und anders als Zejabel oder Guederic hatte Najel es nicht eilig, in See zu stechen. Nicht, dass er die bevorstehende Schlacht mehr als seine Gefährten fürchtete, aber Usuls Prophezeiungen ließen ihm einfach keine Ruhe. Bald würde sich zeigen, auf welche Weise sie in Erfüllung gingen. Sicher war nur, dass sie den Gefährten Unglück bringen würden, und der Junge konnte an nichts anderes mehr denken.
Guederic tat es leid zu sehen, wie sich Najel quälte, wo er selbst doch nichts als ungetrübte Vorfreude empfand. Er lag ausgestreckt am Strand, ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen und blickte aufs Feuermeer hinaus. Bei dem Gedanken, bald Saat gegenüberzutreten, breitete sich ein triumphierendes Grinsen auf seinem Gesicht aus.
Der junge Mann hatte natürlich nicht den ganzen Tag faul im Sand gelegen, während seine Gefährten schufteten. Vielmehr hatte er die ungewöhnliche Körperkraft, über die er seit einiger Zeit verfügte, in den Dienst der Gemeinschaft gestellt. Er war dreimal zwischen dem Dorf der Zü und der Bucht hin und her gelaufen und hatte Bogen, Köcher, Speere und Ausrüstungsgegenstände zum Strand gebracht. Dabei hatte er sich jedes Mal so viel Gepäck auf den Rücken geladen, dass jeder andere unter der Last zusammengebrochen wäre. Die Schlepperei hatte ihn den Großteil des Tages beschäftigt. Jetzt gönnte sich Guederic eine kleine, wohlverdiente Pause. Während er entspannt dalag, ließ er den Blick über Prinzessin Maaras athletischen Körper schweifen.
Die Wallattin hatte sich mit einigen Zü angefreundet, die ihre Kräfte unbedingt mit der fremden Kriegerin messen wollten. Während die Ruderboote die letzte Fracht an Bord brachten, tollten die Frauen übermütig am Strand herum und amüsierten sich mit mehr oder minder brutalen Spielen. Jede wollte beweisen, dass sie die Stärkste war. Doch während sie schmerzhafte Schläge und Tritte austeilten, lachten sie aus vollem Hals.
Nachdem die Kriegerinnen voneinander abgelassen hatten, kam Maara zu Guederic gerannt und trat ihm mit dem bloßen Fuß Sand ins Gesicht, um ihn zu necken. Er packte sie am Knöchel, zog sie zu sich herunter und küsste sie stürmisch, während sie sich lachend wehrte. Anschließend lagen sie mehrere Dezillen nebeneinander und betrachteten den Himmel, jeder in seine Gedanken versunken. Irgendwann wies Maara auf die Felsen über ihnen.
» Von dort oben ist mein Vater ins Meer gesprungen. Er schwamm zu einem Ruderboot, das zwischen zwei Felsen festklemmte, und rettete seine Freunde, indem er ihnen die Flucht von der Insel ermöglichte. Das ist zwanzig Jahre her, Guederic. Und jetzt sind wir hier und schlagen uns mit denselben Fragen herum wie unsere Eltern. Wieder ist die Welt vom Untergang bedroht. Dieser Kampf dauert schon so lange. Ist er nicht aussichtslos? Haben wir nicht längst verloren? Wann wird das alles ein Ende haben?«
Guederic antwortete nicht gleich. Er holte tief Luft und legte dann möglichst viel Überzeugungskraft in seine Stimme.
» Morgen«, versicherte er. » Morgen ist alles vorbei, das verspreche ich dir.«
Das strahlende Lächeln, das Maara ihm schenkte, war für Guederic Belohnung genug. Als sie ihn dann noch hinter einen Felsen zog und die beiden zum ersten Mal seit ihrer Begegnung in Benelia allein waren, schwor er sich, dass er alles tun würde, um die schöne Kriegerin nicht zu enttäuschen.
Als an diesem Morgen die ersten Sonnenstrahlen in Saats Arbeitszimmer eindrangen, hastete der Hexer entgegen seiner Gewohnheit nicht sofort zum Fenster, um die Läden zu schließen. Normalerweise fühlte er sich nur in der Finsternis wohl, in der er einen Großteil seines Lebens verbracht hatte. Aber heute sah er zu, wie sich das Licht langsam ausbreitete, seine Bücherregale erfasste, über den Teppich kroch und schließlich den Sessel erreichte, in dem er mit einem Manuskript auf den Knien
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