Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon
Notwehr«, meinte Damián. »Es ist nicht deine Schuld.«
»Doch! Es hätte anders ausgehen können.«
Guederic schluckte und sah seinem Bruder tief in die Augen.
»Das alles muss aufhören, und zwar so schnell wie möglich. Kannst du mir das versprechen, Damián? Kannst du uns bald wieder nach Hause bringen?«
Guederic wusste, dass er Unmögliches von seinem Bruder verlangte, aber er sehnte sich so sehr nach etwas Trost.
»Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht«, antwortete Damián nach kurzem Zögern. »Aber du musst mir schwören, dass du dein Leben nicht leichtfertig aufs Spiel setzt. Wenn du unseren Eltern helfen und sie wiedersehen willst, brauchst du eine Waffe, Guedy. Und du musst bereit sein, jeden zu töten, der sich dir in den Weg stellt. Unsere Feinde werden keine Gnade walten lassen, wenn sie uns erwischen.«
Damián nahm das Rapier und legte es ihm behutsam in die Hand. Sofort erwachte in Guederic der Drang zu töten.
»Du hast keine Ahnung, worum du mich da bittest«, murmelte er.
»Doch, das habe ich«, antwortete Damián mit einem aufmunternden Lächeln. »Nachdem ich gesehen habe, wie geschickt du mit dem Schwert umgehst, möchte ich nicht auf dein Talent verzichten. Ich gestehe, dass mich deine Art zu kämpfen beeindruckt hat.«
Guederic nickte traurig. Dann hob er den Blick, weil er den Eindruck hatte, beobachtet zu werden. Josion sah ihn forschend an und kehrte ihm dann betont gleichmütig den Rücken. Das Gespräch war beendet, und alle wandten sich wieder den Reisevorbereitungen zu.
Als Nächstes verhandelten sie mit den Maz des Tempels. Weil sie nicht vorhatten, das halbe Königreich zu
Fuß zu durchqueren, brauchten sie Pferde, und da lag es nahe, sich an die Priester zu wenden. Eine Abordnung, bestehend aus Damián, Guederic und Maara, suchte ihre Gastgeber auf, während Josion und Souanne bei Lorilis und Najel blieben und das Gepäck bewachten. Zunächst sträubten sich die Priester, sämtliche Pferde ihres Stalls auf einen Schlag zu verkaufen. Fünf Tiere wollten sie ihnen gern überlassen, aber um sie dazu zu bringen, sieben herzugeben, brauchte es viel Beharrlichkeit und eine Menge Goldterzen aus der gemeinsamen Geldbörse. Schließlich gelang es Maara, hartnäckig wie sie war, die Priester zu überreden. Sie besiegelten den Kauf mit einem Handschlag, und die Maz erklärten sich bereit, die Pferde am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang für sie zu satteln.
Beim Abendessen wurden die Gefährten nicht anders behandelt als die anderen Gäste des Hauses. Nachdem die Priester die Tore für die Nacht geschlossen hatten, servierten sie ihnen eine deftige Gemüsesuppe. Die Gefährten waren froh, ihre Zelle nicht mit Fremden teilen zu müssen. Alle Gäste, die nach Sonnenuntergang in ihrer Tür aufgetaucht waren, hatten gleich wieder kehrtgemacht, weil sie sich nicht einer so großen Gruppe anschließen wollten. Irgendwann machte Damián einfach die Tür zu, damit sie ihre Ruhe hatten.
Sie gingen früh schlafen, da sie einen anstrengenden Ritt vor sich hatten. Doch kaum eine Dezille später stand Guederic wieder auf. Als sein Bruder hochschreckte und ihn flüsternd fragte, was los sei, behauptete er, seine Blase leeren zu müssen.
Draußen in der kühlen, sternenklaren Nacht schlenderte
er eine Weile durch den Säulengang und genoss die Stille des Tempels. Dann ließ er sich auf einer Bank nieder, um über die vergangenen Tage und ihre ungewisse Zukunft nachzudenken. Als er irgendwann hochsah, stand Josion vor ihm. Als sich sein Cousin neben ihn setzte, runzelte Guederic die Stirn. Warum hatte er ihn nicht kommen hören?
»Schickt dich mein Bruder?«, fragte er unwirsch. »Ich komme allein zurecht. Ich brauche keinen Aufpasser.«
»Das weiß ich«, antwortete Josion ruhig. »Mir war einfach ebenfalls danach, ein paar Schritte an der frischen Luft zu machen.«
Guederic versank in abweisendes Schweigen, doch nach mehreren Dezillen stellte er fest, dass Josion ihn tatsächlich in Frieden ließ. Nun bereute Guederic, ihn so abweisend behandelt zu haben, und er beschloss, sich versöhnlich zu zeigen, indem er ein Gespräch anfing.
»In dem Schuppen hast du gekämpft, als hättest du magische Kräfte. Und du hast den Armbrustschützen außer Gefecht gesetzt. Ich verdanke dir mein Leben, nicht?«
»Wer weiß. Aber du hast die Kerle überrumpelt. Ohne deine Finte wären wir verloren gewesen.«
»Trotzdem vielen Dank«, sagte Guederic leise.
Nach kurzem Zögern fügte er
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